Montag, 6. Februar 2017

Ein paar der Dinge, die mir diese Schwangerschaft versüßen.

1. Stilfser.
Als einerseits Fresssack und andererseits paranoides, nervöses Fusselhirn hat man es in der Schwangerschaft nicht ganz leicht: einerseits möchte ich gut essen. Andererseits kommen mir da die ganzen Miesmacher und Rauner und Unker in die Quere, die so ziemlich alles verbieten wollen, was Spaß macht, und natürlich ist das alles Bullshit, aber irgendwas bleibt doch kleben und verdirbt alles. Mit Gouda und anderen Langweilerkäsen bis zum Stichtag kann ich mich aber auch nicht abfinden. Eine Lösung, die alle glücklich macht - oder jedenfalls mich - ist Stilfser. Es gibt ihn erstens an meinem Lieblingskäsestand auf dem Markt seit Monaten im Sonderangebot. Zweitens schmeckt er wie Rohmilch, ist es aber nicht. Drittens geht damit wirklich alles: so essen, an die Kinder verfüttern, überbacken, über Pasta oder Chili oder Risotto oder Minestrone oder Kartoffeln reiben, alles! Jetzt habe ich die Rohmilch-Frage erst mal abgehakt und kaufe einfach jeden Dienstag ein Riesenstück davon, damit hat der Käsejunkie in mir Ruhe. Und dieser Käse ist so lecker (irgendwo auf halber Strecke zwischen Cheddar und Appenzeller, würde ich sagen), dass ich das glaube ich auch nach der Geburt genau so weiter tue.


2. Auf lange Abende pfeifen.
Früher war da immer die große Angst, ich würde was verpassen, bzw. das ganze "Was wird aus meinem Leben?"-Drama. Diesmal war ich einfach so müde, dass es mir egal war. An 80% der Abende während dieser Schwangerschaft war ich irgendwann zwischen acht und neun im Bett. Und zwar auch deshalb, weil ich mich darauf verlassen kann, jede Nacht so gegen eins aufzuwachen und dann bis fünf keinen Schlaf mehr zu finden. Anders wäre es einfach nicht gegangen. Es gab Ausnahmen, aber die müssen es wert sein. Und? Habe ich was verpasst? Ein paar Tatorte vielleicht. Nichts, was mich ernsthaft umtreibt. Und irgendwann kommt das alles wieder, und dann sitze ich hellwach auf der Couch und freue mich drauf.


3. Bircher Müesli.
Schon lange mein Lieblings-Mitbring-Frühstück für Arbeitstage, jetzt für jeden Tag: Abends schlurfe ich als letzte Tat des Tages in die Küche, kippe einen kleinen Messbecher voll Müesli-Mischung aus der großen Blechdose in eine Tupperdose, fülle diese zu einem Drittel mit Milch und stelle sie in den Kühlschrank. Am nächsten Morgen kommen noch Quark, Honig und Tiefkühlfrüchte dazu, fertig ist ein Frühstück, das frisch schmeckt (und sich dadurch prima mit Morgenübelkeit verträgt), gesund ist und das Baby füttert (angesichts dessen, was ich sonst so esse, spricht eine Menge dafür, gleich morgens ein paar Vitamine, Eiweiß, mehrfach ungesättigte Fettsäuren etc. zu mir zu nehmen) und locker bis 14 Uhr vorhält. Ich glaube, diesmal versuche ich, in den ersten Monaten mit Baby damit meine Notmahlzeiten zu bestreiten statt mit Special K's.


4. Getränkeservice, amazon und all die anderen.
Diese Schwangerschaft war die erste, in der ich wirklich früh beschlossen habe, es mir leicht zu machen und manche Dinge einfach nicht mehr selbst nach Hause zu buckeln. Das würde ich jetzt immer wieder so machen und kann es wärmstens empfehlen.


5. Que sera, sera, liebe Hebammen.
Ich hatte eine Hebamme, eine sehr gute sogar. Dann hat sie mich vor ein paar Wochen angerufen und mir zerknirscht abgesagt, sie ist leider krank geworden und muss eine Weile aussteigen. Weil Hebammen in Hamburg selten und heiß umkämpft sind und ich dazu auch noch schrulligerweise in den Ferien entbinden werde, ist das ein Supergau. Eigentlich. Denn nach einem erfolglos zertelefonierten Vormittag und einem mittleren Nervenzusammenbruch habe ich mich gefragt: muss das wirklich sein? Ich hab doch schon zwei Kinder, in meiner Frauenarztpraxis gibt es Hebammen, die im Not- oder auch im Zweifelsfall auch mal das Baby angucken können, eine Waage hab ich selbst, und mein Kinderarzt sitzt auch um die Ecke, ganz zu schweigen von meiner Geburtsklinik. Und nun ist es eben so, ich schaff das schon. Bisher war es doch mit mir und den Hebammen immer so, dass ich nach dem dritten Besuch dachte, nun muss ich das auch nicht mehr haben, aber die Frau will ja ihr Geld verdienen, und wie sieht denn das aus, wenn ich sie jetzt rausschmeiße?

Dann eben ohne. So wie Milliarden Frauen, die nicht zufällig ihre Kinder im fürsorglichen deutschen Gesundheitssystem bekommen.


6. Meine Frauenärztin.
Genauer gesagt, ihr Ultraschall. Versteht mich nicht falsch, ich bin ein Riesenfan von ihr: sachlich, extrem fachkundig, verständnisvoll, freundlich, pragmatisch und einfach rundum gut, wie sie ist. Aber wenn man schwanger ist und dazu neigt, sich Sorgen zu machen, die nur durch konkrete, greifbare Untersuchungsergebnisse wirklich zerstreut werden können, dann ist ein gutes Ultraschallgerät in der Praxis Gold wert. Ich habe oft in den letzten Monaten an meine Ex-Ärztin und ihren Kartoffelsalat-Ultraschall gedacht und wurde von einer Welle der Dankbarkeit überflutet, dass ich da nun nicht mehr bin. Schwanger mit miesem Ultraschall ist wie Fußball-WM mit altem Schwarzweiß-Fernseher.



7. Phantom-Ohrenstöpsel.
Nachts hilft mir Ohropax beim Schlafen, tagsüber sorgen diese imaginären Wunder-Dinger für Ruhe und Frieden. Als Tipp taugt dieser Punkt leider nicht viel, denn ich hab auch keine Ahnung, woher diese Gelassenheit kommt, aber diesmal schaffe ich es erstaunlicherweise ganz gut, dicht zu machen. Egal, ob mich eine Kita-Mutter angesichts meines ersten Capuccinos des Tages fragt, ob ich tatsächlich Kaffee trinken darf, ob die Bäckerin mich eindringlich vor dem Schokofranzbrötchen warnt, weil Kakao doch Koffein enthält, oder ob die Dame von der Krankenkasse der Meinung ist, alles weniger als ein Jahr Elternzeit wäre unverantwortlich. Rarara, Bliblablo, hat jemand was gesagt? Schönen Tag noch!



8. COS.
Schwangerschaftsjeans müssen sein, der Rest diesmal irgendwie nicht. Zum Glück gibt es COS. Die ewigen weiten, kastenartig geschnittenen Oberteile und Hängerchen, die mir sonst ehrlich gesagt ein bisschen auf die Nerven gegangen sind (weil extrem wenig schmeichelnd für meine Figur), kommen mir jetzt gerade richtig. Der Bauch passt rein, und wenn das Baby auf der Welt ist und ich langsam wieder normale Formen annehme, dann kann ich die Dinger immer noch anziehen, Kastenform hin oder her, und habe kein Geld für Kleider ausgegeben, die ich am Ende nur drei Monate lang wirklich trage. (Für Schwangerschaftsjeans werde ich dagegen auch nach der Schwangerschaft definitiv noch Verwendung haben. Heute wird mein neues Waffeleisen geliefert.)



9. Mein Dufflecoat.
Wer keine Lust hat, sich acht polyesterige Schwangerschaftstops bei H&M zu kaufen, hat erst Recht keine Lust auf die schäbigen Anoraks aus der Mama-Abteilung. Ich hatte auf meinen Dufflecoat gehofft, und er hat meine Hoffnungen bisher nicht enttäuscht: in die Dinger passt eine Menge Baby rein. Meiner ist ein tonnenschwerer Hamburger Klassiker von Ladage & Oelke in Dunkelblau, den ich beschämend billig auf ebay gekauft habe. Er bringt mich jetzt durch den dritten Winter, achter Monat hin oder her. Es könnte gut sein, dass ich versuchen werde, das Baby im Babybjörn da mit reinzuknöpfen, sollte der Frühling auf sich warten lassen. Ich bin mir da sogar ziemlich sicher.



10. Tageszeitungen.
Wer sich vom neuen Mutterglück nicht aus der Welt drängeln lassen will, hat eine einfache und wirkungsvolle Option: statt neunmalklugen Ratgeberbüchern einfach öfter mal Zeitung lesen. Ich kann gar nicht sagen, worin der Zauber besteht - eigener Pipikram-Ärger relativiert sich angesichts von Weltkrisen, erweiterter Horizont, Futter fürs Gehirn, Ablenkung oder was auch immer - aber mir tut das gut.