Freitag, 15. Juli 2016

Diesen Post habe ich in einer Stehjeans geschrieben, und zwar im Sitzen

In den letzten zweieinhalb Wochen habe ich gegessen: zwei große Pizzas mit viel Käse, mindestens vier Stück Kuchen mit Sahne, vier Würstchen, unzählige Käsebrote mit viel Butter und viel Käse, literweise Sahnequark, Fish&Chips und noch so einiges andere, was mir jetzt nicht mehr einfällt, und ich fürchte, ein paar Biere und Weinchen kamen auch noch dazu. In dieser Zeit habe ich zwei Kilo abgenommen.

5:2 ist wieder da! Bevor das jetzt eine meiner Freundinnen liest und sich vor den Kopf haut und faucht, was ich denn jetzt bitte mit Diät will: ganz so super war es in den letzten Wochen auch nicht mehr. Nach den Kindern hatte ich sechs Kilo weniger am Körper als vor der ersten und zweiten Schwangerschaft. Das war ziemlich toll und ist scheinbar irgendwie und einfach so passiert. Ich war ganz glücklich und habe die Kleider wieder aus den Tiefen des Schranks gezogen, die ich da gegen jeden Expertenrat aufgehoben hatte in der Hoffnung, irgendwann wieder zwei Kleidergrößen weniger zu haben. Manchmal passiert es nämlich doch! Manchmal kommen Exfreunde zurück, manchmal verschwinden Pickel von alleine, manchmal ist man besoffen ohne Kater, und manchmal passt man tatsächlich wieder in ein Kleid, das man zuletzt mit 28 anhatte!

Und dann waren es irgendwann nur noch fünf Kilo weniger. Dann vier. Dann null. Diese sechs abgeschüttelten Kilo waren innerhalb von ca. acht Wochen wieder da, und noch eins obendrauf. Ich habe kurz nachgerechnet und bin übern Daumen zu dem Schluss gekommen, dass ich bei diesem Tempo in ca. einem Jahr bei 100 Kilo angekommen wäre. Und das, obwohl ich seit ungefähr zwei Monaten wieder dreimal die Woche laufe! Die bittere Wahrheit ist, so viel, wie ich esse, und zwar nicht ausnahmsweise, sondern bei jeder Gelegenheit, kann man nicht verbrennen. Also habe ich mich erst bei Weight Watchers online wieder angemeldet und nach noch nicht mal 48 Stunden wieder ab, weil die Gefahr bestand, dass ich mich in Hitler verwandele. Ich kann das nicht, immer alles aufschreiben und abwiegen, und am miesesten wird die Stimmung, wenn WW mir erzählen will, wie locker und großzügig das alles ist und dass ich ja schließlich am Wochenende auch mal ein Stück Kuchen essen kann oder eine kleine Schüssel Chips. Ein Stück! Eine kleine Schüssel! Als Belohnung für eine ganze Woche brav sein! Ich weiß nicht, in welcher Welt Leute leben, die davon ausgehen, dass so etwas geht. Jedenfalls nicht in meiner.

Dann ist mir zum Glück 5:2 wieder eingefallen. Das hatte ich zwischen Kalle und Michel mal für ca. acht Wochen gemacht, und es hat funktioniert, und es hat auch überhaupt nicht weh getan, und ich habe auch nicht vor lauter mieser Laune versucht, in Polen einzumarschieren.

Extrem kurz gefasst, geht das so: an zwei Tagen in der Woche darf ich nur 500 Kalorien zu mir nehmen. An den anderen fünf Tagen darf ich dagegen essen, was ich will. Daher: 5:2.

Die Nachteile:
500 Kalorien sind wirklich, wirklich wenig.
Ich muss für die Fastentage ein bisschen planen und einkaufen, ad hoc funktioniert es nicht so gut.

Die Vorteile, der Übersicht halber durchnumeriert:
1. Es funktioniert. Ich esse und nehme ab.
2. Angeblich ist es nicht nur eine Methode, um abzunehmen, sondern auch noch richtig gesund: viele Blutwerte von bösem Cholesterin über Blutfett und Entzündungswerte verbessern sich. Der Körperfettanteile sinkt, die Muskeln dagegen bleiben. Man schläft besser, es ist gut für die Haut (kann ich beides jetzt schon bestätigen), und der Insulinstoffwechsel profitiert auch davon. Nachdem meine Blutwerte bei der letzten Untersuchung nicht so doll waren, hoffe ich mal, dass da was dran ist.
3. Es geht mir dabei richtig gut. Ich fühle mich auch an den Fastentagen wach und fit und wohl. Und Hunger zwar schon auch ab und zu, aber der lässt sich gut aushalten und ist meistens nach fünf Minuten schon wieder weg.
4. Ich muss nur an zwei Tagen in der Woche überhaupt darüber nachdenken. Ansonsten werde ich von dieser Diät in Ruhe gelassen. Das ist etwas, was mich an vielen anderen Diäten immer maßlos genervt hat: erst mit einem einfachen Trick ankommen, der angeblich alles wieder gut macht, und irgendwo auf Seite 30 steht dann, dass es am Ende nur funktioniert, wenn man seine Ernährung für immer umstellt und tüchtig zum Sport geht.
5. Die nächste Pizza ist im Zweifel immer nur einen Tag entfernt. Wenn ich doch mal Hunger habe oder eine Sinnkrise, dann kann ich immer denken: morgen. Morgen holst du dir ein Stück Kuchen. Oder zwei. Und wenn ich am nächsten Tag da immer noch Lust drauf habe, dann mache ich das auch. Ab fünf Uhr Nachmittags fange ich an, mir auszumalen, was ich morgen frühstücke: dann ist der Tag schon so gut wie geschafft, und das war gar nicht schwer.
6. Ich muss weder Mitgliedsbeiträge zahlen noch irgendwelchen Spezialkram kaufen. Das Buch von den Erfindern der Diät habe ich mir billig für den Kindle gekauft, aber alles Wichtige kann man auch kostenlos im Netz lesen. Viel muss man nicht wissen.
7. Wenn man richtig plant, sind 500 Kalorien schon ok. Vorgestern hatte ich z.B. einen Salat aus roher Zucchini mit viel Zitrone und Chili, ein bisschen Olivenöl und ein bisschen Schafskäse, der war extrem lecker und hatte nur 200 Kalorien. Als Mittagessen war der wirklich in Ordnung, und Abendessen habe ich dann einfach nicht mehr gebraucht. Getrocknete Tomaten (ohne Öl) sind auch eine feine Sache, die habe ich an solchen Tagen immer in der Schublade. Shirataki-Nudeln! Rohen Fenchel! Sashimi! Ist doch gar nicht so schlecht. Theoretisch dürfte ich meine 500 Kalorien auch für ein halbes Snickers verjuxen, aber ich habe den Verdacht, das würde nicht so gut hinhauen.
8. Auch für die Zeit, wenn ich wieder bei meinem Traumgewicht bin, gibt es einen Plan: um sein Gewicht zu halten, soll man von zwei auf einen Fastentag in der Woche reduzieren.
9. Ich kann mir die Tage legen, wie ich will. Normalerweise nehme ich Montag und Donnerstag. Nächsten Donnerstag bin ich für Kino verabredet, dann kann ich drüber nachdenken, ob ich Lust habe, mit einer Tüte Möhrchen und einer Flasche Wasser im Kino zu sitzen oder nicht, und den Tag dann auf Mittwoch oder Freitag verlegen.
10. Dass 500 Kalorien so wenig sind, ist auch nicht NUR schlecht. Bei Weight Watchers z.B. habe ich immer und endlos geschummelt, jedes Mal. Wenn drei Kartoffeln erlaubt sind, werden vier doch auch ok sein? Guck mal hier, das sind doch bestimmt jetzt 80 Gramm Nudeln, oder? Oder? Das zweite Stück Schokolade war doch viel kleiner als das erste, das schreib ich jetzt nicht auf? Und immer so weiter. Um wirklich nur 500 Kalorien zu essen, muss man wirklich nachmessen, wie viel Milch man sich in den Tee tut. Und im Zweifel dann eben doch lieber grünen Tee ohne Milch trinken. Jedes Spritzer Sojasauce, jede Möhre, jedes Stück Salatgurke hat Kalorien, und geschummelt wird einfach nicht. Komischerweise kriege ich das hin. Bei Diäten bin ich besser dran mit ganz kurzer Leine. Bzw. an fünf Tagen in der Woche mit überhaupt keiner Leine, Harr!
11. Trotz der beeindruckenden Fressbilanz vom Post-Start: das ist für mich normal. An den Ess-Tagen habe ich nicht das Gefühl, ich muss jetzt unbedingt für die Fastentage mitessen. Im Gegenteil finde ich sogar, mit jedem Tag, der vergeht, habe ich weniger Bock auf die fiesen, fettigen Sachen. Manchmal male ich mir z.B. am Fastentag aus, dass ich mir morgen in der Mittagspause eine Pizza hole. Dann ist die Mittagspause da, und ich will irgendwie lieber Salat. Und zwar ehrlich und in echt, nicht, damit es mit dem Abnehmen noch doller klappt oder ich mir auf die Schulter klopfen kann. Ich wundere mich sehr, aber so ist es.
12. Wenn ich dann mal was esse, dann ist es wie ein kleiner Fasteneffekt: alles schmeckt besser, und ich freue mich wirklich über jede Erdbeere und jedes Käsebrötchen.
13. Sonst war ich für Diäten immer zu dummschlau. Ich habe inzwischen in ganz viele mal reingelesen, und in diesem ganzen Diätenuniversum dann irgendwann einen Zustand erreicht, in dem immer das, was ich gerade essen wollte, aus irgend einem logischen Grund erlaubt war. Abends Pasta? Kann ich morgen ja ausgleichen. Mittags Pizza und Schokolade? Alles gut, so lange ich nach 18 Uhr keine Kohlenhydrate esse usw. Bei dieser Diät funktioniert das nicht. Ich mache sie, oder ich lasse es.

Dreizehn Vorteile. Wenn ich noch ein bisschen nachdenke, dann fallen mir sicher noch sieben ein.