Dienstag, 17. März 2015

Zwölf Minuten und 27 Sekunden zum Posten. Mehr kann man nicht verlangen gerade.

Ich muss etwas gestehen. Vor ca. zehn Jahren, als ich weder Kinder hatte noch mir welche gewünscht habe, war ich auch so eine: wenn ich mit jungen Müttern in Elternzeit zu tun hatte, dann dachte ich, klaaaar hat die Stress. Muss das stressig sein, das alles zu organisieren: Kinder anziehen, mit der Karre durch die Läden schieben und überall im Weg sein, und dann die vielen Milchkaffees mit den anderen schicken Mamis, das viele Koffein, uiuiuiui...

Wenn es jetzt gerade mal sehr dicke kommt, dann weiß ich, das ist die gerechte Strafe für solche Vorurteile. Nach Jahren in einem Job, in dem nicht selten 80-Stunden-Wochen für 40-Stunden-Bezahlung erwartet wurden, habe ich den direkten Vergleich. Und Job ist einfacher. Bestimmt gibt es auch Mütter von Babies, die eigentlich immer nur schlafen, und das über Monate hinweg, genau so lange, bis sie alt genug sind, um den ganzen Tag stillvergnügt mit ihren rosigen Fingerchen oder ihrer Rassel zu spielen. Ganz sicher gibt es die! Ich bin leider keine davon. Und die lange Postpause liegt auch nicht daran, dass ich keine Lust mehr habe oder das Laptop bei meinen Milchkaffee-Ausflügen lieber zuhause lassen wollte wegen der Temperaturunterschiede, Kondensschäden, wisst ihr Bescheid. Sondern ich habe es einfach nicht geschafft.

Damit zu den Jungs.
Michel rollt und legt auf diese Weise ziemlich lange Strecken in ziemlich kurzer Zeit zurück. Das weiß ich seit letzter Woche, da lag er mittig auf einer großen Matratze, die ihrerseits zum Glück auf dem Fußboden lag, während ich mir im Bad nebenan die Haare gebürstet habe - 30 Sekunden lang. Als ich zurück kam, lag er einen Meter neben der Matratze und sah sich neugierig im Zimmer um. Er hasst es immer noch, in seinem Stubenwagen zu liegen. Lege ich ihn trotzdem mal ab, dann macht er sich sofort daran, aufwärts zu robben und seinen Kopf an die Gitterstäbe zu pressen, so fest er kann. Befestige ich ein Nestchen, um Beulen zu verhindern, wurschtelt er das Nestchen wieder ab und wickelt sich hinein. Er ist immer noch am glücklichsten auf dem Arm. Dort kann er aber nicht endlos bleiben, denn erstens wird er immer schwerer, zweitens hat er sich angewöhnt, seine Hände unentwirrbar in meine Haare zu verstricken und daran zu ziehen und zu kauen, und drittens weil darum. Unsere ganze Hoffnung ruht auf dem Termin in der Kinderorthopädie nach Ostern. Wenn alles gut geht, dann sind sie mit seinem Fuß zufrieden, und er muss ab dann die Schiene nur noch 14 Stunden am Tag tragen, so dass er mehr Zeit mit strampeln, rollen und robben verbringen kann, was glaube ich in seinem Sinne wäre und ihm endlich ein Ventil für all die Energie geben würde, die er jetzt ins Brüllen steckt. Abwechslung gibt es jetzt aber auch aus einer anderen Ecke: seit Freitag bekommt er einmal am Tag Gläschen. Bisher nur Möhre, heute versuche ich es mal mit Kürbis. Er hat gestaunt und war anfangs skeptisch, aber dann bei Löffel Nr.3 fand er es gut. Ich stille außerdem immer noch, und zwar aus Erschöpfung. Die Nächte sind immer noch schwierig, und im Moment erscheint es mir, dass Stillen die einzige Möglichkeit ist, ein bisschen Schlaf zu bekommen: fängt er an zu knöttern ("anfangen" ist in diesem Zusammenhang irreführend, er hört nämlich eigentlich nicht auf), dann lege ich ihn an, er trinkt, und ich kann noch ein paar Minuten weiter schlafen. Leider reicht die Menge nicht, um ihn länger bei Laune zu halten als eine knappe Stunde. Dafür muss ich nicht aufstehen und in die Küche gehen. Irgendwann demnächst werde ich trotzdem abstillen, dann folgen ein paar wilde Nächte, und dann schaffen wir hoffentlich die Umstellung - pro Nacht ein paar Minuten gähnend und barfuß auf kaltem Küchenboden, während ein Fläschchen mit 150 ml abgekochtem Wasser in der Mikrowelle kreist und von oben forderndes Knöttern zu hören sein wird, und dafür zwischendurch eine, zwei oder - Keuch! - sogar drei Stunden Schlaf am Stück. Im Moment hasst er Fläschchen noch, egal wie hungrig er ist. Andererseits hasst er so Einiges, und das meiste davon muss er trotzdem ab und zu ertragen - liegen, Windel wechseln, Strampler anziehen sind nur einige Beispiele. Ich weiß, man soll seine Kinder nicht miteinander vergleichen, und mit dem schiefen Fuß hat Michel einiges gegen sich, aber Kalle war deutlich sanfter zu meinen Nerven.

Kalles Vokabular im Moment, bevor wir das vergessen und durcheinanderbringen:
Mama, Papa, Oma, Opa
Douu (Michel)
Lila (Lili)
Mehr
Teets (Keks)
Nomma (Nochmal)
Auto
Tiiiit (Guten Appetit)
Toof (Brot)
Toast (extrem britisch ausgesprochen und sehr niedlich)
Täse (Käse)
Isch ich isch isch isch (Fläschchen, will er neuerdings wieder, weil er beschlossen hat, dass man es als Baby in diesem Haushalt besser hat und er darum auch wieder ein Baby sein will)
Nane (Banane)
Atschszzpffffsch (Apfel und Birne)
Mo (Mund)
Nase
Aua (Auge)
Oa (Ohr)
Haa (Haar, Hand, Hase)
Tita (Kita)
Aam (Auf den Arm! Jetzt!)
Baby
Teletaaa (Telefon)
Tür auf