Freitag, 13. Februar 2015

Nehmen wir zum Beispiel den Mittwoch.

Am Mittwoch habe ich zum ersten Mal in meinem Leben zwei Gesundheitstermine an einem Tag: um elf Uhr dreißig eine Massage für den Rücken, die ich selbst bezahlen werde, bei einer Praxis in der Stadt. Und um sechzehn Uhr dreißig Beckenboden-Physio bei uns um die Ecke.
Am Dienstag liege ich gerade mit Michel im Bett und stille ihn, da klingelt mein Telefon. Eine Frau ist dran. "Guten Tag, Praxis für Physiotherapie, ich wollte fragen, ob wir ihre Physio morgen verschieben können? Auf elf Uhr? Ginge das?" Ich überlege kurz, dann sage ich, das geht, und lege auf. Zehn Sekunden später fällt mir die Massage wieder ein. Also rufe ich in der Beckenboden-Praxis an. "Hallo. Ihre Kollegin rief mich gerade an und wollte meinen Physio-Termin morgen auf elf Uhr verschieben, ich habe gesagt, das ist ok, aber jetzt ist mir eingefallen, da habe ich schon einen Massagetermin (an dieser Stelle fühle ich mich ganz kurz wie ein verwöhntes Wellness-Frauchen statt wie eine geschundene Mutter), deshalb geht es leider doch nicht. Können wir den Termin da lassen, wo er vorher war bitte?" Die Frau am anderen Ende sagt, sie richtet es ihrer Kollegin aus.

Mittwoch. Nach einem hastig in die Tasten gehauenen Post ziehe ich mich ordentlich an und verlasse bester Dinge das Haus. Ich kaufe mir eine Tageskarte für die Bahn und fahre zu meinem verdammten Massagetermin. Als ich die wenig einladenden Räume betrete, wo es jedenfalls deutlich weniger gut riecht als bei meiner Osteopathin, kommt mir die Sprechstundenhilfe schon entgegen. "Frau Albarelli? Mit ihnen hätten wir vor einer halben Stunde gerechnet. Herr T. ist jetzt zu einem Hausbesuch. Ein Notfall. Und den Termin müssen sie natürlich trotzdem bezahlen." Mir wird schlecht. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder brüllen soll. Dann bezahle ich erst mal und gehe wieder nach Hause. Wie kann man so bescheuert sein? Und wieso, wieso, wieso passiert sowas immer mir?

Es gibt hundert Möglichkeiten, wie diese Panne hätte vermieden werden können. Hier ein paar davon:
Es fängt schon damit an, dass ich noch nie in meinem Leben zwei solche Termine an einem Tag hatte.
Es geht damit weiter, dass diese verdammte Massagepraxis ein Hühnerhaufen ist. L. hat dort öfter Termine, und ich weiß nicht mehr, wie oft die mich schon angerufen haben und wollten, dass ich jetzt aus dem Stegreif und ohne etwas zu schreiben oder L. in Hörweite eine Terminverschiebung klarmache. Wieso können die ihre verdammten Termine nicht da lassen, wo sie sind?
Wieso kann die sich nicht am Telefon so melden, dass man weiß, wer dran ist?
Wieso nennt die eine Massage eine Physiotherapie?
Wieso rufen die ausgerechnet in dem Moment an, in dem ich stille und dabei meinen Terminkalender nicht jederzeit griffbereit habe?
Wieso geht in der anderen Praxis jemand ran, dem nicht auffällt, dass die Kollegin in den letzten zehn Sekunden gar nicht telefoniert hat?
Wieso kratzt sich diese Kollegin wiederum nur verwundert am Kopf, statt mich noch mal anzurufen und nachzuhaken, was da los ist mit Phantomverschiebungen?

Und immer so weiter. Zuhause angekommen guckt L. mich mit großen Augen an. "Du bist wirklich, wirklich bescheuert. Wieso bezahlst Du das denn?" Damit greift er zum Hörer, ruft da an, beruft sich auf die vielen, vielen Massagen, die er dort über die Jahre bekommen hat und auch in Zukunft noch bekommen will, und kriegt die Dame tatsächlich dazu, mir einen neuen Termin zu geben. Jetzt fühle ich mich noch bescheuerter.

Liebe Abkürzungsdamen, das ist ein kleiner Einblick in die Welt von mir und meinem Fusselhirn. Bei nächster Gelegenheit erzähle ich euch dann mal, wie das damals lief mit meinem Gründungszuschussantrag oder meiner letzten Reisepass-Erneuerung, oder wie genau das kam, dass ich mein vorletztes heißgeliebtes Auto durch einen Unfall verloren habe, für den ich überhaupt nichts konnte, und trotzdem einfach leer ausgegangen bin. Manchmal...

Ich hoffe wirklich, das vererbt sich nicht.

3 Kommentare:

  1. Ach, die Geschichte könnte auch von mir sein! Da denkt man, der Termin ist unter Dach und Fach und dann erwischen sie einen auf dem falschen Fuß - total überrumpelt, jegliche Schlagfertigkeit futsch...
    Aber bedenke: Du warst auf Entspannung eingestellt und auch die Schlaflosigkeit der letzten Wochen war in der Situation sicher nicht unschuldig. Nimm es locker, nach L.s Beschwerde werden die bestimmt keine eurer Termine mehr verschieben wollen. Und falls doch, wird das "Nein" sagen leicht fallen.
    LG!

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Flora,

    das könnte von mir sein. Super geil, dass die Dich mit dem Termintetris so durcheinander gebracht haben, dass Du dann auch noch für den ausgefallenen Termin bezahlt hast. Überrumpeln von der feinsten Sorte ;-)
    LG

    AntwortenLöschen
  3. Du bist einfach viel zu nett. Im Allgemeinen ist das ja sehr positiv, aber für Dich selber leider nicht so sehr ;) Du bist nicht bescheuert, sondern nett. Wenn L. sich mit denen besser anlegen kann, kann er das ja ab jetzt immer für Dich übernehmen. Ich vermute stark, dass in diesem Leben keine Nein-Sagerin mehr aus Dir wird. Statt Dich blöd zu fühlen, nimm es an und denk Dir einfach, damit hast Du jetzt eben die Wirtschaft unterstützt. Oder so. Wenn Du dann genug Frust über die unfähigen Mitarbeiter aufgestaut hast, dann wirst Du von alleine, ohne Dich überwinden zu müssen, etwas weniger nett. Und wenn nicht, dann halt nicht!
    Die Verschieberei mit den Physioterminen ist bei uns auch so. Mittlerweile gehe ich nicht mehr ran, sollen die doch jemand anderes verschieben. Meist ist das doch nur, weil jemand anderes abgesagt hat, und sie die Lücke irgendwie füllen müssen. Vielleicht rufen sie ja gerade extra erst bei Euch an, weil ihr bisher so flexibel wart?
    Ich denke mir immer, es gibt doch noch genug Rentner, die sie anrufen können und die ihre Termine einfacher verschieben können. Wenn sie mich dann trotzdem mal erwischen, sage ich einfach aus Prinzip - aber sehr freundlich - Nein. Ich habe meine anderen Termine nämlich auch nicht im Kopf und nur selten zur Hand. Die rufen seitdem nicht mehr so oft an, glaube ich wenigstens.

    AntwortenLöschen