Sonntag, 15. September 2013

Wie Pfannkuchenmix, nur anders

Meine Küchengöttin Nigella hat in einem ihrer neueren Kochbücher ein Rezept für Pfannkuchenmix. Sie mischt Mehl, Backpulver und ein bisschen Zucker und muss dann, wenn die Zeit für Pfannkuchen - in ihrem Leben ist das Sonntag Morgen - kommt, nur noch Eier, Milch und ein bisschen geschmolzene Butter dazu rühren. "Nur noch"? Vielleicht kommt der Moment ja noch, wenn Wolfgang und sein Pfannkuchenhunger wachsen. Aber momentan finde ich noch, von der ansonsten fünfminütigen Zubereitungszeit von Pfannkuchenteig zwei Minuten abzuzwacken, ist den Aufwand nicht wert und schon gar nicht den Platz, den eine weitere Aufbewahrungsbüchse neben meinem Herd schlucken würde. (Ganz zu schweigen davon, dass ich ein Teil mehr regelmäßig von Bolognesespritzern und anderer Küchenschmiere reinigen müsste.) Nigella schwört jedoch darauf: morgens, wenn sie eigentlich nicht in der Verfassung für 50er-Jahre-Supermutti-Showeinlagen ist (und frische Pfannkuchen zum Frühstück riechen definitiv danach), macht der schon fertige Pfannkuchenmix und das Gefühl, schon ein Stück des Weges hinter sich zu haben, den entscheidenden Unterschied zwischen Pfannkuchen für die Kleinen und Ich-glaub-es-hackt.
Pfannkuchenabkürzungsmix gibt es in meiner Küche also noch nicht. Aber in Bezug auf so ziemlich alles andere habe ich das Prinzip inzwischen mit Haut und Haaren geschluckt. Wolfgang ratzt zwar nachts wie ein sehr müder Engel, aber tagsüber ist es so gut wie unmöglich, ihn zu mehr als zehn Minuten Schlaf am Stück bzw. zehn Minuten friedlich und zufrieden im Wagen liegen am Stück zu bewegen. In diesen zehn Minuten spielt sich der Rest meines Lebens ab. Sobald sich seine blauen Augen schließen, bin ich schon auf dem Weg in ein anderes Stockwerk, um an einem vorbereiteten und beiseite gestellten Projekt weiter zu werkeln. Kuchen backe ich so wie Nigella Pfannekuchen: ich wiege Zucker und Mehl und gemahlene Mandeln ab, stelle die Butter in Stückchen auch schon mal am Vorabend raus oder fette die Form acht Stunden, bevor ich den Teig einfüllen kann. Denn ich weiß genau, es gibt nicht die allergeringste Chance, tagsüber 25 Minuten am Stück zu haben, um es einfach in einem Rutsch zu tun - dreimal zehn Minuten sind aber drin. Das kann auch gründlich schief gehen, gestern z.B. hatte ich die Butter vorher vergessen und sie dann in den vorheizenden Ofen gestellt, damit sie weich wird. Ja nun. Zum Glück (und zu L.s ewigem Ärger) kann ich keinen Supermarkt ohne mindestens zwei Stück Butter verlassen, ich wusste immer, es kommt der Tag, wo ich das Extrastück brauche, und gestern war er da! Na? Na? (L. sagt, das ist auf 40 Jahre gerechnet eine wirklich miese Rechthabe-Quote.) Dieser Post hat bisher drei Zehn-Minuten-Einsätze gefordert, mal sehen, wie viele es noch werden. Eigentlich funktioniert das alles ganz gut, nur dass die zehn Minuten manchmal keine zehn Minuten sind und das Gedächtnis einer wenn auch nur teilstillenden Mutter leider dazu neigt, angefangene und jäh unterbrochene Dinge einfach komplett zu vergessen. Dann kommt es vor, dass ich zwei Stunden später zu meiner bereits mit Zahnpastaschaum umhüllten Zahnbürste zurückkehre. Oder nach zwei Stunden einen schicken Steinkohleauflauf aus dem Ofen ziehe. Oder erst gegen zweiundzwanzig Uhr merke, dass ich heute nur links Mascara getragen habe. Oder - Tierfreunde wegsehen - irgendwann aus dem Fenster gucke und sehe, dass ich den Hund draußen vor dem Haus angeleint hatte, um schnell nach drinnen zu witschen und Wolfgängchen in seinen Wagen zu legen und rauszuschieben, um dann mit den beiden eine Runde durch die Schrebergärten zu schieben, und das brave Tier sitzt da die ganze Zeit und denkt sich vermutlich seinen Teil. War noch was? Hier sind gerade wieder zehn Minuten um.

7 Kommentare:

  1. Äh... was hindert Dich denn daran, einfach irgendwas fertig zu machen... zum Beispiel Zähneputzen - definitiv etwas, das inklusive Vor-, Zu- und Nachbereitung nicht mehr als 5 Minuten dauert?
    Du meinst... "Dass das Baby quietscht?"
    Sorry, aber das ist dann doch schon auf dem Weg in den Mütterwahn, den Du vermneiden wolltest.
    Ehrenwort.
    Und was ds Kuchenbacken angeht - pack Baby in eine Babywippe - besser fürs Kreuz als ein Maxicosi, er liegt da drin ausgestreckt - und dann kannst Du mit ihm reden, und er Dir zugucken und zuhören.
    Du kannst ein Baby nicht "Verziehen" heißt es - nun, es kommt drauf an, Du kannst es an Dinge gewöhnen.
    Du kannst es daran gewöhnen, daß Piepsen bedeutet, auf den Arm genommen zu werden. Also schreit es, wenn Du es nicht auf den Arm nimmst.
    Du kannst Baby dran gewöhnen, daß Piepsen auch "nur Mamas Stimme hören" bedeuten kann. Da Du das nicht von Angang an getan hast, mußt Du ihn jetzt umgewöhnen, bis das ok für ihn ist. Er muß lernen, daß nicht die 'Hölle einfriert" wenn er nicht auf DeinemAarm ist. Das lernt er nur, wenn Du ihn nicht auf den Arm nimmst. Ja, er wird schreien. Und? Bleib bei ihm, rede mit ihm (ja, das ist fies, weiß ich). Es dauert ein paar Tage, aber dann paßt es.
    Auch Ehrenwort.
    Und Du kannst Dir Deine Zähne wieder putzen, den Hund reinholen.... und Baby glaubt nicht, daß Du es in der Wildnis ausgesetzt hast.
    Mon dieu!

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    1. Brnutzt du ein Tragetuch oder Babytrage? Meine Erfahrung war in den ersten 3 Monaten super: Kind schläft länger und ich hatte die Hände frei, um was zu machen. Danach waren sie mir dann zu schwer, konnten dann aber auch länger allein klar kommen, z.b. in oben erwähnter Wippe.

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    2. Dieser Text von 21:40 beschreibt eine Erziehungsmethode aus der Nazizeit. Bitte nicht anwenden Flora.

      Schon lange weiß man aus der Säuglingsforschung dass es wichtig ist im 1. Lebensjahr prompt und zuverlässig auf die Bedürfnisse des Kindes zu reagieren. Säuglinge sind auf Körperkontakt angewiesen. Noch aus der Steinzeit erwarten sie ständigen Körperkontakt, weil sie nur so vor Raubtieren geschützt waren. Babys wissen nicht, dass wir heute in Wohnungen leben ohne Raubtiere.

      Es ist genau richtig wie du es machst! So baut Wolfgang sein Urvertrauen und später Selbstbewusstsein auf!!
      Keine Sorge, sobald er krabbeln kann braucht er immer weniger den direkten Körperkontakt ohne dass du das antrainieren müsstest...

      Alles Gute.

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    3. Kann 12:27 nur zustimmen. Außerdem ist Babywippe auch nicht optimal für Babys Rücken. Lieber flach auf eine Babydecke legen. Wenn der Hund da auch rangeht, wäre vielleicht ein Laufgitter mit ganz nach oben gestelltem Boden empfehlenswert. Falls das nicht auch zu niedrig ist.

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  2. Sag mal, Du wolltest doch schon ab Oktober wieder arbeiten, oder ? Steht der Plan noch? Freu mich immer über Deine posts! Lg

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  3. Genau, Tragetuch oder Wippe, beides empfehlenswert.

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  4. Liebe Damen, ich habe sowohl Tragetuch als auch Manduca, und schnalle ihn auch in beide mit wechselhaftem Erfolg. Es gibt Tage, da lässt er sich fröhlich eine Stunde durch die Bude tragen, und Tage, da fängt er an zu brüllen, wenn er das Ding nur sieht, und hört so schnell nicht wieder auf. Aber eine Wippe wollte ich auch mal ausprobieren - auch wenn sie bei uns der Hunde wegen erst mal nur auf dem Tisch stehen kann, nicht auf dem Boden... so schön das auch alles ist mit Altbau, ein dicker Nachteil ist, dass ein Hund, der nicht ganz doof ist, auch eine verschlossene Tür aufdrücken kann.

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