Mittwoch, 31. Juli 2013

Kalle und der Schlaf

Hasst mich nicht, bittebitte. Aber Kalle schläft. Er bekommt abends so gegen halb zwölf sein letztes Fläschchen, dann lege ich ihn in die Babybay, Sekunden später sind wir beide weggeratzt. Und erst so gegen zwei, halb drei muckst er sich das nächste Mal. Dann wickele ich ihn, stille ihn und gebe ihm noch ein Fläschchen hinterher, worauf er wieder einschläft und mal um sieben, mal um acht aufwacht. Ist es eher sieben, wickele und füttere ich ihn noch mal und lege ihn dann noch mal hin. Und ehrlich, dann schläft er bis zehn! Ich so bis neun, so dass mir genug Zeit bleibt, zu duschen, zu frühstücken, mich anzuziehen und ein paar allernotwendigste Dinge zu tun, bis ich mich zurück ins Bett lege und ihn wachstarre. Ist das zu fassen? Ich weiß, ich weiß. Aber ich habe dafür im Voraus bezahlt mit 40 Jahren Schlafstörung, in denen es kein brüllendes Baby brauchte, damit ich nachts um drei mit rotgeränderten Augen an die Zimmerdecke starre und irgendwann feststelle, dass es ja jetzt auch schon sechs ist und ich mir keine Mühe mehr geben muss, einzuschlafen. Mein Kopf berührt das Kopfkissen, und ich bin weg. So muss sich das für andere Leute anfühlen!

Tagsüber sieht es schon etwas kniffliger aus. Denn gestern hat die Hebamme gesagt, das mit dem Milch abpumpen könnte ich jetzt auch mal lassen, ich sollte ihn einfach öfter stillen und ihm, wenn die Not trotzdem nicht zu lindern ist, auch mal tagsüber ein Fläschchen machen. Und jetzt stille ich ihn irgendwie den ganzen Tag und hoffe, das ist nur vorübergehend. So richtig kommt er trotzdem nicht auf seine Kosten, die Windel ist zwar immer nass, aber nie voll, und er kann ganz schön wild werden dabei, wie ein sehr, sehr wütender und energischer Specht. Lege ich ihn nach dem Trinken hin, schläft er anders als nach einem Fläschchen auch nicht ein. Den Teufel tut er. Er fängt an zu knatschen und würde am liebsten sofort da weitermachen, wo er gerade noch aufgehört hat. "Wieso lässt die blöde Flora ihr Kind denn nicht einfach zu Ende trinken?" Weil das Kind währenddessen einschläft, dann aufhört zu trinken, ich ihn dann aufwecke und neu anlege und er mich nur mit großen Augen anguckt und sein kleines Gesichtchen zu einem höflichen "Nein, Danke" verzieht. Nicht mehr zu pumpen, bedeutet, nicht mehr alle drei Stunden acht klitzekleine Plastikteile spülen und in der Mikrowelle sterilisieren zu müssen, das ist toll. Aber ich hatte es mir beim Pumpen eigentlich immer ganz nett gemacht, den Rechner dazu aufgeklappt und Nigella beim Kochen zugeguckt und dergleichen, und ich habe gerne zugeguckt, wie die Milch fließt und jeden Tag ein bisschen mehr im Becher landet. Jetzt habe ich keine Ahnung, was da rauskommt, aber es reicht nicht, um mein Kind satt und zufrieden genug zum Schlafen zu machen, und für einen ordentlichen Haufen in der Windel reicht es auch nicht. Wird sich das noch einpendeln? Wird es bestimmt, ich weiß. Bis dahin konzentriere ich mich darauf, dass dieses zauberhafteste Kind der Welt immerhin nachts schläft. Nach allem, was man hört, gibt es Eltern, die würden Eintritt dafür bezahlen, so ein Wundertier mal besichtigen zu können.

Und jetzt packen wir ihn in seinen Wagen und schieben mit ihm eine Runde am Flüsschen entlang. Nachher kommen seine Tanten, da will ich ihn vorher noch mal auslüften.

10 Kommentare:

  1. Ich will dir keine Angst machen. Wirklich nicht. Bitte freue dich aber nicht zu früh und denke, dass das Schlafverhalten für die nächsten Monate und Jahre in Stein gemeiselt ist.
    Mein Wunder hat die ersten drei Monate wunderbar geschlafen. So wunderbar, dass ich ihn laut Hebamme sogar zum Stillen wecken musste in der Nacht.
    Und dann kam der August 2012 und unser Leben ändere sich. Und bislang ist es nicht besser. Alle 2 Wochen eine gute Nacht, ansonsten eher schlechte.
    Ich drücke dir die Daumen, dass es bei dir so bleibt.
    Aber habe im Hinterkopf, dass es so nicht bleiben muss und geniess die Zeit.

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  2. Warum sollte dich jemand hauen?
    Bojes Schlafverhalten wird sich noch ändern ;-) Drum sei froh, wenn es jetzt noch gut klappt.

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  3. Freu Dich, dass Du es so gut getroffen hast! Und ich kann Dir ein bisschen Hoffnung machen: Bei uns hat es etwas schwieriger angefangen, dann war es monatelang so ähnlich wie bei Dir und dann eine Zeit lang ziemlich schwierig, aber auch das ging vorbei. Und grundsätzlich ist mein Kleiner ein ziemlich guter Schläfer, der es am Wochenende manchmal bis halb zehn schafft und trotzdem nicht aus dem Rhythmus kommt. Und das ist mehr, als ich mir so vorgestellt hatte, ich dachte immer, ich müsste jahrelang jeden Tag um sechs aufstehen :-). Also das wird schon werden!

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  4. Das Abpumpen als "Normalzustand" ohne besondere Gründe würde ich auch eher lassen. Erstens kommt durch häufigeres Anlegen tatsächlich nach einiger Zeit mehr Milch (dagegen hat Baby angucken beim Pumpen/Stillen bei mir auch nie funktioniert). Zweitens hast Du ohne das ständige Sterilisieren einfach ein bißchen Zeit, um auch mal selber was zu essen oder Dich mal kurz auszuruhen. Drittens könnte der Kleine bald merken, daß die Flasche einfacher zu trinken ist und die Brust verweigern. Und dann hängst Du nur noch an der Pumpe.
    Wenn dagegen irgendwelche Probleme (z.B. Milchstau und Baby will ums Verrecken nicht trinken) auftreten, ist das Abpumpen natürlich goldrichtig. Zum Glück gibt es diese Möglichkeit!
    Wenn Du trotzdem noch ein bißchen Milch übrig hast, dann friere sie ruhig ein, der nächste Wachstumsschub kommt bestimmt!
    Glückwunsch zum recht guten Schlaf, 5 Stunden am Stück sind ja fast schon erholsam :)

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  5. Liebe Flora,
    aber natürlich schläft er viel, das haben alle meine Kinder als Neugeborene gemacht...und dann hat es sich radikal geändert! Muss natürlich nicht so sein, aber:genieße die Zeit und die Ruhe die Du jetzt noch hast!
    Liebe Grüße
    Ines

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  6. Huhu!

    Dass die Windel nicht voll ist, ist ganz normal. Voll gestillte Kinder können auch mal bis zu 10 Tage ohne Stuhlgang auskommen, weil alles was Mama gibt 'gut' und kein 'Abfall' ist. Ich hoffe du hast ganz viel Glück, weil du es nämlich verdient hast, und er schläft ganz lange ganz brav weiter so, bis er 16 ist und woanders übernachtet! Versuch doch mal im Liegen zu stillen. Wenn er dabei einschläft, dann kannst du dich vorsichtig lösen und wegschleichen, dann liegt er schon und kann weiterschlafen. Ist auch für nachts ne schöne Sache!

    Wie auch immer, Kommentare hin Kommentare her, was bei Emil klappt klappt nicht bei Anton und schon gar nicht bei Boje - du machst das schon! Ich freu mich dass es Euch gut geht und ihr Euer Wunder genießen könnt!

    Liebe Grüße aus dem Milchstau-Land

    Muc

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  7. Liebe Flora!
    Ihr macht das schon! Bei uns war das anfangs ähnlich mit stillen und zufüttern. Zehn Tage nach der Geburt, am zweiten Tag zuhause, haben wir dann beschlossen die Zusatzfläschen wegzulassen. Das folgende Wochenende habe ich mit der Kleinen stillend auf dem Sofa verbracht und ab dann ging´s aufwärts mit dem Gewicht. Pumpe und Flasche kommen nun noch ganz sporadisch zum Einsatz, wenn ich mal einen freien Abend oder zwei freie Stündchen tagsüber brauche und mein Mann übernimmt (und das ist toll!). Oder letztens als mich eine Brustentzündung erwischt hat und die kleine Maus mitten in der schönsten Brustanschreibphase steckte (die den Stau auch verursacht hatte!). Ich finde es schön, dass du dich da nicht verrückt machen lässt - das Stillen wird sich schon einpendeln und ansonsten ist es eine große Erleichterung, dass es Hilfsmittel wie Pumpe und Flasche gibt um den Start zu erleichtern!
    Alles Liebe,
    Moosglöckchen

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  8. Liebe Flora!
    Nachträglich noch herzlichen Glückwunsch zur Geburt. Genieße die Zeit, so schwer es einem auch vorkommen mag. Hinterher sehnt man sich genau nach dieser Zeit zurück. Zumindest ging es mir so! Und nicht verzweifeln, nach den ersten 3 Monaten spielt sich alles ein. Der kleine findet seinen Rhythmus und du passt dich an.
    Eine Frage: Wird es eine zweites Band zum Buch Eiertanz geben? Das wäre toll!
    Ich wünsche weiter eine schöne Zeit,
    liebe Grüsse
    Eda

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  9. Hallo Flora,
    ich muss Dich da leider aus Deiner Illusion reißen. Das ist zu Anfang oft so, bleibt aber nicht so. Aus eigener und Freundeserfahrung.
    Genieße noch die Zeit.
    Viele Grüße

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  10. Ich muss jetzt mal einen Unkenruf der positiven Art loswerden: Ich kenne drei Kinder, die ab dem Alter von sechs Wochen nachts 10 - 12 Stunden durchgeschlafen haben, ohne dass sich daran in den nächsten Jahren grundsätzlich etwas geändert hätte. (Mein Sohn gehört leider nicht zu diesen Kindern...) Will nur sagen, alles ist möglich. Auch, dass es so gut bleibt und sogar noch besser wird! Drücke die Daumen und wünsche wundervolle Nächte und Tage zu dritt!

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