Samstag, 9. Juni 2012

Man muss nicht schwanger sein, um schwanger zu sein

Wir kriegen ein Baby. Wie das wohl wird? Wird es eher so aussehen wie L. mit seinem langen Gesicht, der schmalen Nase, den immer etwas erstaunten Augen und den schlaksigen Armen und Beinen? Oder so wie ich mit rundem Gesicht, roten Haaren und viel zu heller Haut? Wird es mit L. zum Fußball gehen oder mit mir am Wohnzimmertisch in eine Staubwolke aus Mehl gehüllt Plätzchen backen? Wird es gut pfeifen können wie wir beide? Oder vollkommen unmusikalisch sein wie der größte Teil unserer restlichen Familien? Wird es genau wie ich schon im Kindergarten eine Brille brauchen, gerne auch mit einem abgeklebten Auge, wenn schon, denn schon? Wird es eher vorsichtig oder ein Draufgänger, wird es im vollsten Vertrauen darauf durch die Welt gehen, dass man es überall gern hat oder eher so wie ich lieber erst mal bis zum Beweis des Gegenteils glauben, dem Rest der Welt erst mal im besten Fall egal zu sein? Wird es gesund, glücklich, freundlich, schlau und lustig? Und um mal was ganz nebensächliches zu fragen: wird es ein Junge oder ein Mädchen?

Zwar ist das schon eine ganze Weile her, dass ich schwanger war und mir solche Gedanken gemacht habe, aber trotzdem habe ich das noch ziemlich gut vor Augen.
Diesmal ist all das plus noch einiges mehr. Was wird das für eine Mutter sein, deren Kind wir bekommen? Wird ihr ganzes Leben ein Unfall gewesen sein, und jetzt eben auch das Kind? Wenn ich sie kennen würde, würde ich sie mögen oder nicht? Hätte ich oder sonst jemand irgend etwas für sie tun können, damit sie nicht ihr Kind abgibt? Würde sie das überhaupt wollen? Wie viel von ihr wird in dem Kind stecken? Wird es eher ein Frühlings-, Sommer-, Herbst- oder Wintermensch? Freut es sich mehr über den ersten Schnee oder über das erste Mal Freibad im Jahr? Wenn ich versuchen werde, ihm beizubringen, auf zwei Fingern zu pfeifen, wird es sich dafür überhaupt interessieren? Wird es zurechtkommen mit seinem neuen Leben bei uns? Wird es uns gern haben? Wird es jedes Mal, wenn es aus irgend einem Grund zornig auf uns ist, sagen, dass es ihm jetzt reicht und es zu seiner richtigen Mutter will? Wie lange wird es bei uns sein, bis es mich Mama nennt? Wird meine Oma es noch kennen lernen? Wird es Bücher lieber vorgelesen bekommen, selber lesen oder wird es auf Bücher pfeifen? Werden wir sofort wissen, dass wir zusammengehören, wenn wir es zum ersten Mal sehen? Oder wird das viele Monate dauern oder am Ende sogar nie passieren?

Es ist wirklich aufregend. Dritter Monat, und ich habe fast das Gefühl, es tritt mich schon.

4 Kommentare:

  1. Du sprichst mir aus der Seele, hab ich glaub schonmal gesagt aber besser könnte ich es nicht schreiben

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  2. liebe flora,
    welchen grund könnte es denn tatsächlich geben, dass ihr - mal abgesehen von evt mangelenden "angebot" an Kindern- nicht vermittelt werdet? ich kann mir da nix vorstellen, aber es würde mich wirklich interessieren, was einer behördendame da einfallen könnte? ehrlich, was für ein grund?

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  3. tollste flora der welt,

    ihr besucht dann aber auch immer tante nadine in berlin. wir gehen in den zoo, spielen tischtennis am helmholtzplatz, gehen ins naturkundemuseum und machen eine bootsfahrt auf der spree. die hauptstadt ist auch was für kinder! ich freu mich drauf!

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  4. N., Mäuschen, wir gehen ins Berghain, mach dir keine Jedanken! Küsschen von F.

    Und liebe Anonyma, ich weiß es doch auch nicht- ich weiß es nicht. Aber nachdem mir so oft versichert wurde, es gäbe keinen Grund, warum ich diesmal nicht schwanger werden sollte... bin ich ein bisschen... vorsichtig bis grundgenervt gegenüber meinen eigenen Hoffnungen geworden. So ist das wohl...

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