Samstag, 31. Dezember 2011

Aber gerade noch so

Liebe Abkürzungsdamen, ich entschuldige mich für die Funkstille. Es wäre bestimmt anders gekommen, hätte ich nicht über die Feiertage zwei Zeitungsjobs angenommen und dadurch jedes Mal, wenn ich mich dem Bannkreis um meinen Rechner auch nur auf zwei Meter nähern wollte, so etwas wie einen elektrischen Schlag aus Arbeitsekel gespürt. Das ging einfach nicht! Auch wenn der Blog doch eigentlich keine Arbeit ist. Aber ich habe auch in den letzten acht Tagen keine Rechnung online bezahlt, so gut wie keine Emails geschrieben und auch nicht an der Meinungsumfrage meines Telefonanbieters teilgenommen. (Der mir übrigens jetzt, nach über zwei Jahren Gekeife, Gefaxe und Geschicke von Urkunden einen ganz lieben Brief geschrieben hat, in dem er mir zur Hochzeit gratuliert und verspricht, bald, ganz bald, die Namensänderung in sein System zu übernehmen.)

Und jetzt bin ich immer noch nicht fertig mit meinen zwei Artikeln, und nun geht es nicht mehr anders, aber leider wird die Zeit knapp, und es reicht wieder mal nur zur Liste.

Also, hier die Liste der Feiertagsmitteilungen.

1. Wenn ihr euch wieder mal fragt "was les ich nur?" dann lest doch mal den Taxiroman von Karen Duve. Vertraut mir einfach und tut es. Es geht auch ganz schnell!

2. Ich weiß nicht, was das für Leute sind, denen dauern der Baum oder der Adventskranz abbrennt. Wir sind ein Haushalt aus Chaoten, die unten die Kerzen anzünden, dann alles vergessen und zu einem Spaziergang aufbrechen. Wir haben einen Hund, dessen buschiger Schwanz sich fast hüfthoch kringelt, wenn er zu einem Sprint um den Baum aufbricht. Und unser Baum hat bisher kein Nädelchen angesengt, noch nie.

3. Dieses Jahr war der Kinderblues wirklich wie angekündigt leicht abzuschütteln. Nicht nur, weil wir ein richtig schönes erwachsenes Weihnachten hatten (am zweiten Feiertag waren wir z.B. feudal essen, und an den beiden Nachbartischen saßen zusammen sechs Kinder, die alle ein ziemlich lautes elektronisches Gerät dabeihatten, um nicht das zu tun, was Kinder sonst in Restaurants tun - ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich als Nerd könnte nicht ruhig danebensitzen, während neben mir ein Knirps erst das leckere Essen kriegt - Schnitzel mit Pommes - und dann auch noch ohne mich Super Mario spielen darf), sondern auch deshalb, weil der nächste Versuch sich jetzt langsam in Kopf und Knochen so breit macht wie eine eben gegessene warme Mahlzeit. Ich bin ganz ruhig und zuversichtlich. In den letzten acht Wochen hab ich mich mit ein-zwei Ausreißern nicht nur wahnsinnig gesund ernährt und mein Handgelenk beim Ausschenken alkoholischer Getränke unter Kontrolle gehabt, nein, ich hab auch an jedem Abend, an dem L. zu seinem Nerdsport geht, Yoga vorm Fernseher gemacht und war oft genug laufen. Außerdem war am Donnerstag mein letzter Pap-Termin zwei Wochen her, und bisher habe ich noch kein mieses kleines Kärtchen von meiner Gynäkologin im Kasten, was nach unserer Absprache bedeutet, dass alles von ganz allein wieder gut geworden ist. Das war noch nie! Jeden zweiten bis dritten Abend nehme ich ein Vagi-C-Zäpfchen zur Normalisierung der (Achtung, ekliges Wort und GAH! Evtl. die widerliche Alternative zum Blogtitel Eiertanz? Hier kommt das Wort: SCHEIDENFLORA! Na, hab ich zu viel versprochen?), und ich und mein Unterleib, wir fühlen uns ausnahmsweise mal als Team. Musste ich also an Weihnachten nicht traurig sein, denn nächstes Jahr haben wir ja dann den Salat.

4. Ist das Geld da. Das Geld, auf das ich jetzt seit zweieinhalb Jahren warte: mein Gründungszuschuss. Alles auf einmal! Was einem Vermögen entspricht, das ich sonst durch redliche Arbeit und Sparfuchs-Verhalten niemals auf einen Schlag auf dem Konto angehäuft hätte. Würde ich euch jetzt die ganze Geschichte erzählen, säße ich erstens morgen noch hier und zweitens würdet ihr mir nicht glauben. Es ist nicht zu fassen, wie viele unglückliche Umstände sich zu so einem Mistviech von Antragsprozess verketten können. Aber jetzt ist alles gut, und mit dem enorm beruhigenden Gefühl eines einigermaßen dicken Bankkontos im Hinterkopf habe ich jetzt beschlossen, meine Finanzen in den Griff zu kriegen. Zum Zeichen des neuen Zeitalters thronen auf meinem Bücherregal jetzt zwei prächtige Spardosen, in die ich jedes Zwei-Euro-Stück werfe, das ich in die Finger kriege. Sind sie voll, kommt das Geld auf das Fluchtgeldkonto. Vom Konzept Fluchtgeld habe ich vor langer, langer Zeit mal in der Cosmo gelesen, es bedeutet, einen geheimen Geldspeicher anzuhäufen, der nur zur Befreiung aus höchster Not oder zur Erfüllung eines sonst unerfüllbaren Wunsches da ist. Also nicht für Handwerkerrechnungen oder den Pizzaservice. Es scheppert schon nicht mehr so schrill, wenn ich etwas einwerfe. Und ich fühle mich ordentlich, vernünftig und souverän: alles drei Dinge, die ich mich selten fühle. Schön fühlt sich das an.

5. Lili und ich haben ein neues Hobby, das ich nur wärmstens empfehlen kann: Geocaching. Ihr ladet euch die App aufs Telefon oder zuhause die entsprechende Seite auf den Rechner, sucht ein Cache in eurer Nähe (ein kleines Ding, das gefunden werden muss - im simpelsten Fall eine Tupperdose mit einem Zettel, auf dem ihr euren Namen hinterlasst und das Findedatum) und geht auf Schatzsuche. Das/der/was auch immer Cache liegt in einem künstlichen Tannenzapfen, in einem Astloch mitten im Moor, hinter einer losen Dachschindel in einer Ruine, an einer Bushaltestelle, wo auch immer, und wer wie ich schon als Kind begeistert war von den Schatzsuchen der ??? oder auf Geburtstagen immer die Schnitzeljagd am liebsten mochte, der wird einmal mehr glücklich sein, dass es das Internet gibt und damit so tolle Sachen. Hier in Hamburg gibt es weit über 1000 Caches, davon ein paar in meiner Nähe, einen davon haben wir sogar tatsächlich schon gefunden. Vor uns liegt ein Jahr voller Abenteuer, Matsch, Gestrüppe und Asseln. Ich freu mich, und Lili sich auch.

Neujahrsvorsätze dann morgen. Wenn ich nicht zu beschäftigt bin mit Wändehochkriechen und Nägelkauen, weil meine Artikel immer noch nicht fertig sind. Ich wünsche jeder Abkürzungsdame das für sie perfekte Silvester! Dass sich hier niemand die Finger abböllert! Und nicht zu viel alkoholfreie Erfrischungsgetränke, muss man nur undamenhaft Aufstoßen von!

1 Kommentar:

  1. Wir haben uns von den Schiwegereltern zu Weihnachten ein GPS-Gerät schenken lassen. Habe im Moment eine Karte und die ersten Caches aufgespielt - auch hier geht es also bald los :)
    Ich find das auch toll, dann ist wandern endlich nicht mehr so ziellos ;)
    Na dann: frohes Finden (was genau sagt man denn so unter cachern? Ich bin da noch ganz schön ahnungslos...)
    Und einen guten Start ins neue Jahr wünsche ich natürlich auch!
    Viele Grüße, Tina

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