Dienstag, 22. März 2011

Tag 5: Bei seit Tagen nüchterner Betrachtung...

Diese Fastenwoche.... hm... wie sage ich es, ohne Damen abzuschrecken, die auch mal drüber nachdenken? Diese Fastenwoche war irgendwie nichts. Ja, ich hab es durchgehalten, und ich habe mich auch nicht in Krämpfen auf dem Teppich gewunden, alles war auszuhalten, auch die schlimmen Stellen. Aber das, was ich so toll in Erinnerung hatte vom ersten Mal, ist nicht passiert. Ich werde in den nächsten Wochen nicht im Supermarkt stehen und minutenlang an Obst riechen mit einem Gesichtsausdruck, als würde gerade etwas Heiliges passieren. Ich freue mich, dass ich jetzt wieder kochen, essen, essen gehen, Essen einkaufen, über Essen nachdenken und Post-Its in Kochbücher kleben darf, ganz bestimmt sogar! Aber es gab auch schon Fastenwochen, nach denen war jedes Reiskorn ein kostbares Geschenk. Ich habe mich in den letzten fünf Tagen eigentlich immer gefühlt wie eine Stunde von der nächsten Mahlzeit entfernt: ich hatte mal Hunger und habe mich auch mal ein bisschen schwindelig gefühlt, aber nichts daran war anders, als wäre ich gerade erst aufgestanden und müsste noch mit dem Frühstück warten, bis die anderen wach sind.
Diesmal fehlte auch jedes Fitzelchen von Gefühl, jetzt inwändig gereinigt zu sein und ganz neu anzufangen (und dazu reicht bei mir normalerweise schon ein ausführlicher Saunagang statt fünf Tagen Nahrungsentzug). Der Kopf ist fusselig wie eh und je, weder ist die große Ruhe und Ordnung in mein Hirn eingezogen noch habe ich mein Leben neu sortiert. Das Einzige, was ich mir ehrlich vorgenommen habe: ich will endlich meinen Zeitungsstapel durchknuspern (nur wann?) und in Zukunft mehr Vollkornbrot essen. Außerdem überlege ich, für die drei Tage Agentur jede Woche meine alte Birchermüesli-Routine wieder aufzunehmen: abends Müesli in einem verschließbaren Pöttchen in Milch einweichen, morgens in der Agentur klappernde Tiefkühlbeeren und Joghurt und ein Löffel Honig dazu. Das habe ich schon monatelang durchgezogen, und es ist nicht nur viel billiger, als sich jeden Morgen in der Bäckerei ein Brötchen zu holen, sondern eigentlich auch leckerer, hält bis Mittags satt und ist gesund wie Hulle.

Davon abgesehen wartet der Ernährungsalltag schon direkt am Fußende meines Bettes und schwenkt rosa Begrüßungsfähnchen für mich. Heute Mittag müssen wir auf den Geburtstag, und auch, wenn ich nur einen kleinen grünen Salat bestelle (und das dann eine halbe Stunde lang erklären muss), wird das eine Herausforderung für meinen Magen. Sagt jedenfalls das Fastenbuch. (Aber das Fastenbuch hat mich in den letzten Tagen fortwährend angelogen und beschwindelt, wieso sollte das hier anders sein?). Am Donnerstag habe ich Geburtstag, L. will mich abends ausführen, und ich hoffe, wir gehen nicht ins Museum, sondern essen. Und am Freitag reisen die Mädchen aus dem ganzen Land an, Freitag ziehen wir los und Samstag habe ich sie alle in meiner blitzblanken Hütte. Ich freue mich schon sehr und werde als Zeichen meiner Freude einen riesigen Pott Chili und einen prächtigen Trifle machen. Mit gedünstetem Broccoli und einem Krug "köstlichem" Kräutertee wären sie nicht glücklich und ich auch nicht.

Ich glaube, keine meiner bisher fünf Fastenwochen werde ich so schnell vergessen wie diese hier. Und ich hab das dumpfe Gefühl, das war für lange Zeit die letzte, nicht weil es so schlimm war, sondern weil es sich so egal angefühlt hat - und für egal finde ich fünf Tage ohne Essen ein bisschen schade.

Gut. Zum Positiven.
Heute habe ich mich noch nicht gewogen, aber gestern waren insgesamt drei Kilo runter. Davon ist ein Kilo Darminhalt, bleiben zwei Kilo. Darüber freue ich mich zwar, aber zwei Kilo habe ich in einer Woche auch schon mal abgenommen, wenn ich auf Pasta, Teilchen und Alkohol verzichtet habe. Und wie viel diese Woche wirklich dazu getan hat, mich zu entgiften und meinen Bauch innerlich auf das Baby vorzubereiten, kann ich leider erst in ungefähr... Moment... fünf Wochen sagen. Dann ist nämlich die nächste IVF vorbei und ich war beim Test.

Nachher esse ich einen Apfel, ein bisschen später ein Vollkornknäcke mit Quark. Ich bin ein bisschen traurig, dass ich darüber nicht mehr aus dem Häuschen bin.

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