Dienstag, 8. März 2011

Aufgeregt? Come on.

Nach der natürlichen Ordnung eines Befruchtungsblogs gehört hierhin jetzt eine entnervte Schilderung, wie übel mich die Enantone vom letzten Freitag erwischt hat. Hat sie nämlich. Die Nebenwirkungen, die sich kurz vor der Bauchspiegelung langsam verzogen haben, sind von heute auf morgen wieder da. Unabhängig von den sicherlich vollauf gerechtfertigten Versprechen auf meinen drei Shampooflaschen habe ich gerade Haare wie eine Badekappe. Außerdem eine ganze Latte an Zipperlein von Kopf bis Fuß. Es juckt und zwickt überall, und wie immer hat sich pünktlich in dem Moment, in dem ich mir überlege, morgen den Tag mit einem flotten Trab um den Park zu beginnen, ein Körperteil entschieden, dagegen zu sein: ohne erkennbaren Anlass (außer der Enantone) tut mein linker Fuß ungefähr so weh, als hätte eine Dame mit dem Absatz drei Stunden auf ihm draufgestanden.

Ich hab aber keine Lust auf langweiliges Hormongejammer, ich höre mich ja schon an wie mein eigenes Wechseljahreskränzchen.

Stattdessen freue ich mich lieber auf ein paar nette Dinge, die in nächster Zeit anstehen: die Mädchen haben sich angekündigt, um mit mir meinen Geburtstag in der neuen Hütte zu feiern. Nachdem ich seit fast zehn Jahren Belle & Sebastian-Fan bin, gehe ich demnächst zu meinem ersten Belle & Sebastian-Konzert. Ich habe ein neues großartiges Buch gefunden, es ist von Edward St.Aubyn, und jeden Tag kann ich es kaum abwarten, bis ich endlich in meinem Pölterchen im Bett liege und darin lesen kann. (Außerdem ist es mein Methadon-Programm, um mich von den elenden Tudors-DVDs wegzubringen. Teufelszeug ist das.) Ab übermorgen faste ich, was an sich kein Grund zur Vorfreude ist, vor allem, wenn man dazu diese grässlichen, klebrigen Bücher voller mieser Gedichte und Kalendersprüche lesen muss, die einem dauernd in sein Leben reinquatschen wollen - ich will einfach nur ein paar Tage entgiften, ein bisschen dünner werden, mich wieder konzentrieren lernen und mich hinterher wieder mehr über ein Äpfelchen, ein Steakchen und ein Weinchen freuen als jetzt, kapiert das niemand? - aber worauf ich mich freue, ist, dass mir wieder ein paar mehr Hosen passen. Ich freue mich auf die Belohnungsshoppingrunde, bei der ich hoffentlich nicht so übermütig werde, mir tatsächlich Kleidung in Größe 36 zu kaufen in der irrigen Annahme, dass die mir ab sofort ja passt. Ich freue mich darauf, dass die Enantone nachlässt, auf die erste Gonal, auf die zweite und dritte, auf die alte Magie des Wartens auf den Schwangerschaftstest, auf Namen für sowas von ungelegte Eierchen ausdenken, auf vielleicht schwanger sein, auf den Frühling und den Sommer, auf eine Zeit, wenn ich mit zwei Wollpullis durchs Haus laufe und nicht trotzdem friere (Mädchen, versteht die Botschaft: zu meinem Geburtstag könnt ihr gerne im kleinen Pinken erscheinen, aber nehmt euch auch ein hübsches Strickjäckchen und ein paar Fäustlinge mit, gell?), ich freu mich auf die Rippchen, die ich mir gleich als Henkersmahlzeit vor dem Entlastungstag morgen (erlaubt sind Knäcke, Rohkost, Tristesse) reinschieben werde, sobald es von unten nach Grill riecht, ich freu mich auf die Folge GNTM, die ich letzte Woche nicht gucken konnte und mir gleich im Netz ansehe, ich freu mich auf einen Wanderurlaub im Schwarzwald und einen Mädchenurlaub am Pool, der heute in 120 Tagen beginnt, schwanger oder nicht.

Ich fange an zu glauben, ohne den Enantone-bedingten Stimmungsknick (auf der Heimfahrt aus Franken am Sonntag war ich kurz vor einem Schlaganfall, nur weil die nette Schaffnerin alle zwanzig Sekunden irgendwas durchgesagt hat und mir in meine Tudors reingequatscht hat, ich habe meinen Rechner so fest umklammert vor Zorn, dass ich einen Krampf im Unterarm und gewaltige Angst vor mir selbst bekommen habe) wäre ich gerade nicht auszuhalten.

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