Freitag, 18. Februar 2011

Morgen vor zwei Jahren

Im Oktober 2008 saß ich zum ersten Mal im Sprechzimmer meines alten Kinderwunschdoktors, L. neben mir. Ich drückte mir einen Tupfer in die Armbeuge auf das Löchlein vom Hepatitis- und HIV-Test und hörte dem Onkel zu, der uns darauf vorbereiten wollte, was da auf uns zu kommt. Und dann sagte er: "An ihrer Stelle würde ich heiraten, das vereinfacht das alles sehr." Und bevor ich noch Zeit gehabt hatte, zu versteinern, rot zu werden oder mir die Ohren zuzuhalten und "Lalalala" zu schreien, hatte L. geantwortet "Ja, das hatten wir sowieso vor, dann machen wir das eben jetzt ein bisschen früher."
Äh, nun. Bis zu diesem Moment hatten wir über das Thema noch überhaupt niemals gesprochen, wir waren noch nicht mal zwei Jahre zusammen, und ich war nie eins der Mädchen gewesen, die in der Mittagspause Fettflecken an die Schaufenster von Brautmodeläden machen. Nicht, dass ich irgendwann beschlossen hatte, nie zu heiraten. Ich hatte in puncto heiraten überhaupt nichts beschlossen, gehofft, befürchtet oder sonstwas. Das Thema spielte einfach keine Rolle. Bis zu diesem Moment. Danach sind wir zu Fuß durch die Innenstadt gelaufen und haben über ca. zehn andere Dinge gesprochen, nur nicht über diese H-Bombe. Und zwei Monate später, als ich auf einer Matratze in unserem Wohnzimmer lag und mich vorm Fernseher von meiner letzten Bauchspiegelung erholte und von der Nachricht, verstopfte Eileiter zu haben, hat L. mich dann gefragt.

Ende Februar sollte es losgehen mit der ersten Runde Synarela. Nein, wir wollten nicht aus irgend einem grauenhaften Geldgrund heiraten, aber wenn wir schon heirateten, dann doch am besten so, dass wir uns das Gezacker mit der Krankenkasse ersparen. Also bis Ende Februar. Auch wenn ich mir noch nie viele Gedanken über meine Traumhochzeit gemacht hatte, war trotzdem klar, dass Schneematsch und Absagen von der Hälfte der längst verplanten Gäste dabei nicht vorkamen. Wir waren ein bisschen in Not. Es musste schnell gehen und trotzdem richtig schön werden. Dann kam L. eines Abends mit einem Bombenplan nach Hause: wir fliegen nach New York, heiraten da auf dem Amt (wozu man angeblich nur seinen Pass und zwei Tage Zeit braucht), sagen keiner Menschenseele was, kommen zurück, fangen die Behandlung an und engagieren irgendwann im Sommer Peter Jordan, der einen Standesbeamten spielt (was er mit Sicherheit mit Schmackes getan hätte, Tatort-Komissar war er auch noch nicht, das hätte kein Mensch gemerkt), um noch mal mit allen Freunden und Familie zu heiraten. Na, ist das eine Idee? Fand ich auch. Das Problem war nur, ich hatte Muffen und eklige moralische Skrupel. So ist uns die Chance auf eine Hochzeit mit dem Zeug zur Legende entgangen. Stattdessen hatten wir eine standesamtliche Hochzeit mit einer kleinen Mannschaft vor dem Kamin eines niedlichen kleinen Restaurants, dann zwei IVFs und eine große, kirchliche Hochzeit auf dem Land fünf Tage nach meiner Fehlgeburt im August. Die Februarhochzeit war morgen vor zwei Jahren. Morgen früh geben wir Lili zu meiner Schwiegermutter und feiern, so gut das vier Tage nach der Bauchspiegelung geht. Und wem haben wir das zu verdanken? Danke, liebe alte Klinik.

1 Kommentar:

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