Freitag, 25. Februar 2011

Der Hormonzirkus ist zwar noch nicht da, aber in der Fußgängerzone hängen schon die ersten Plakate

Heute war L. zum ersten Mal mit in der neuen Klinik. Und das beim ca. sechsten Besuch! Aber wirklich neu ist das alles für ihn ja nicht, außerdem war ich bisher emotional nicht besonders aufgewühlt bei meinen Besuchen, brauchte also auch keine starke Schulter, und wirklich zu tun gab es für ihn da auch nichts. Heute fand ich aber, es ist höchste Zeit, dass er meine Ärztin mal kennenlernt und sie ihn, schon allein, um sicher zu sein, dass es ihn wirklich gibt und er nicht ein schillerndes Geschöpf meiner Phantasie ist.
Das schillernde Geschöpf meiner Phantasie und ich saßen also heute zum ersten Mal Seite an Seite vor der netten Ärztin, ich ein bisschen nervös, denn das C-Wort und die ganze traurige Geschichte, die damit zusammenhängt, haben mir heute Nacht ganz schön die Träume vergiftet. Zum Glück fegte sie das Wort, die Geschichte und meine üblen Träume einfach vom Tisch, indem sie sagte: "Das ist Blödsinn. Kompletter Blödsinn. Diese Endometrioseverwachsungen können ganz unterschiedlich aussehen, und ja, an Chlamydien darf man dabei als Operateur auch mal denken, aber bei Ihnen nicht. Sie - haben - keine - Chlamydien."

Na bitte. Damit zur Frage, wie es weitergehen soll. Sie sagte, wir dürften auch ruhig noch mal ein halbes Jahr nach Hause gehen und es alleine versuchen. Aber das wollte ich nicht. Nicht, weil ich so wahnsinnig scharf darauf bin, mein Leben sechs Wochen lang von Spritzen und Tabellen lenken zu lassen, sondern aus wohldurchdachten, erwachsenen 1a Gründen.
Nämlich:
1. Innerhalb weniger Monate ist einer meiner Eileiter wieder zugegangen. Was, wenn der andere ihm das jetzt heimlich nachmacht? Bis zur nächsten Bauchspiegelung hätten wir keine Chance, zu erfahren, was genau da unten vor sich geht, und würden es immer weiter probieren... und probieren... und probieren.
2. Die Endometriose, Myome und anderen Verwachsungen scheinen ziemlich fix zu sein in meinem Bauch, egal, wie wir dagegen anspritzen. Ich bin mir nicht sicher, ob mir ein halbes Jahr bleibt, bis alles wieder zugewachsen ist und die nächste OP anstehen würde. Und ich glaube, dank dieser Schling- und Würge-Gewächse sind meine Chancen in freier Wildbahn sowieso schon nicht besonders gut.
3. Im Zweifel kriege ich eher sechs Wochen hin, bei denen ich mich nach drei Fixpunkten - Ultraschall, Punktion und Rückübertragung, richten muss als sechs Monate, in denen wie durch Zauberhand immer entweder L. und ich zum entscheidenden Zeitpunkt an zwei verschiedenen Orten sind oder der entscheidende Zeitpunkt sich trotz perfekter Planung dauernd verschiebt.
4. Ich kenne das schon, ich hatte schon zwei IVFs, und ich fand, das lässt sich aushalten. Das jetzt noch mal zu machen und dadurch die Chance zu erhöhen, innerhalb von wenigen Zyklen schwanger zu sein, klingt wie etwas, das ich hinkriege. Und L. sagt, er kriegt das auch hin.
5. Aus irgend einem Grund traue ich meiner fabelhaften neuen Ärztin zu, dass sie das noch besser kann als meine alten Ärzte. Die soll das ruhig auch mal versuchen dürfen.

Heute habe ich also noch mal Blut dagelassen und mir ein Enantone-Rezept abgeholt. Am Montag rufe ich an, und falls der Enantone-Vorrat der letzten Monate inzwischen von meinem Stoffwechsel aufgeknuspert sein sollte, gebe ich mir Montag noch einmal eine Spritze. Die soll Synarela ersetzen. Das wird Phase 1. Und nach ca. drei Wochen fangen wir dann an, zu stimulieren. Das wird Phase zwei. Und zwischendurch soll ich einmal monatlich zur Osteopathin gehen und mich mit meinem Chinamann besprechen, ab wann er wieder ran soll.

Wieder mal habe ich eine lange, lange Wartezeit hinter mich gebracht, ohne es überhaupt zu bemerken. Die letzte Behandlung war nur eine Rückübertragung und fand vor ziemlich genau einem Jahr (glaube ich) statt. Jetzt sind es plötzlich nur noch etwas mehr als drei Wochen bis zur nächsten Gonal. Eieiei! Die letzte von denen hatte ich wohl im Juni 2009? In einem Sommer vor langer, langer Zeit... vor der Selbständigkeit, vor dem Umzug, vor Lili, vor der Fehlgeburt, vor der kirchlichen Hochzeit - Gonal war ewig nicht mehr da. Das ist ja fast so wie die Wiedereinführung von Brauner Bär!

Haltet mich für bekloppt, aber ich freue mich auf den Hormonzirkus. Ich will endlich mal wieder rauf auf dieses geistesgestörte Pony mit den rosa Federn auf dem Kopf.

3 Kommentare:

  1. Flora, das klingt guuuuuuut, hätte auch so entschieden!! Und eine Spritze statt immer Synarela schnupfen ist doch auch nicht schlecht...
    Viele Grüße
    kleinesev

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  2. Hallo Flora, auch ich finde die Entscheidung genau richtig. (Hab keine Endometriose, bin aber IVF-Patientin mit langem Weg und kenne inzwischen viele Betroffene).
    Für den letzten Satz liebe ich Dich. Keiner der nicht drinsteckt, kann das verstehen und von denen denen es genauso geht, habe ich es noch nie so schön formuliert gehört.
    Gruß Nauka

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  3. Liebe Flora,
    dann fangen wir mit Spritzen zusammen an, wie schön! Ich hab irgendwie ein "alles-wird-gut" Gefühl, obwohl ich dafür eigentlich nicht der Typ bin. Wenn das kein Zeichen ist...
    LG
    I.

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