Donnerstag, 27. Januar 2011

Kopfschüttelnd und zähneklappernd

Falls dieser Post nicht ganz so lang wird: das liegt nicht daran, dass ich keine Lust oder keine Zeit hätte, sondern daran, dass meine Finger vor Kälte beim Schreiben so dermaßen steif sind, dass sie fast genau so klappern wie die Tasten.
Und dabei gibt es wirklich viel zu erzählen.
Seit zwei Tagen hatte ich ein bisschen Angst: trotz Enantone habe ich nämlich plötzlich geblutet, und zwar in ziemlichen Mengen. Weil aber gestern Großkampftag in der Agentur war und ich heute sowieso zum Vorgespräch für die Bauchspiegelung am 14.2. musste, habe ich ausnahmsweise nicht panisch bei meiner Ärztin angerufen, sondern fein still meine Arbeit gemacht und gewartet. Das Warten hat sich gelohnt. Als ich heute morgen um elf auf dem Stuhl saß, gab es im Grunde nichts Neues: Myömchen im Werden, ein Eierstock schläft, wie er soll, während der andere überraschenderweise trotz allem Follikel produziert wie eine Popcornmaschine. Also im Grunde genommen wie eine Popcornmaschine, der man den Stecker rausgezogen hat und die trotzdem weitermacht. Die Ärztin stocherte und guckte und klickte bestimmte Bereiche auf dem Ultraschallbildschirm an, und sie sagte, Myome wären vermutlich gar nicht mal mein Hauptproblem, sondern die Endometriose. Und dann kam sie, die große Überraschung: "Haben Sie schon mal von Adept gehört?" Nein. "Adept ist eine Lösung, mit der wir Ihren Bauchraum nach der OP spülen können. Die Lösung bleibt drin, und sie verhindert, dass die Endometriose nachwächst. Es gibt aber auch einen Nachteil."

Was? Fallen mir auf einen Schlag alle Haare aus und nehmen Enantone die Arbeit ab? Ermuntert Adept die Myome zu neuen Höhenflügen? Macht es mich - HORROR! - unfruchtbar?

"Es kostet 135 Euro."

Ehrlich, Abkürzungsdamen: ist das eine Zahl, die uns um den Schlaf bringt?

Was mich aber vermutlich in der nächsten Nacht um den Schlaf bringen wird, ist das: ich habe jetzt seit drei Jahren Endometriose. Und ich hatte deshalb vier Bauchspiegelungen, in zwei Wochen die fünfte. Und erst bei der fünften kommt jemand auf die Idee, mich danach zu fragen?

Manchmal... also manchmal...

Freitag, 21. Januar 2011

Jetzt ist der Moment gekommen, in dem ich denke, ich hätte gerade lieber Hormonterz als das hier

Am 28. Dezember hatten wir ein leicht verspätetes Mädchenweihnachten. Wir saßen bei uns zuhause vorm Baum, ich hatte Ente gemacht, und zwischendrin haben wir uns alle bis auf ein Mädchen (genau das Mädchen, das damals am Valentinstag mit dem Rauchen aufgehört hat) in den eiskalten Wintergarten verzogen, um dort bei Kerzenschein ein Flüppchen zu rauchen.

(Jaja. Ich weiß, ich weiß. Aber bevor jetzt eine die Hände überm Kopf zusammenschlägt und sich fragt, was mir denn einfällt, unter Enantone zu rauchen: diese drei-vier Flüppchen zur Feier des Tages waren die ersten seit der Firmenweihnachtsfeier zwei Wochen vorher, und seitdem hatte ich keine einzige mehr. Und das nicht nur, weil...)

Am nächsten Morgen wachte ich auf und war krank. Nein, kein Kippenkater, sondern richtig krank. Mit Halsweh, Heißkaltgefühl und einem schönen, grünen, saftigen Schnupfen. Der Schnupfen blieb so ca. zehn Tage. Die Halsschmerzen sind morgens immer noch da. Ich hab mich immer mal wieder zwei Tage ins Bett gelegt, bis ich dachte, jetzt ist es weg, und bin wieder zur Arbeit gegangen, woraufhin der ganze Mist sofort wieder da war. Eigentlich ist es nichts Neues für mich, dass bei mir OP-Folgen, Erkältungen und dergleichen ein bisschen länger brauchen als bei anderen, um zu verschwinden. Aber drei Wochen? Das war neu. Natürlich könnte man auch sagen, Idiotin, bleib doch einfach mal eine Woche zuhause. Aber das wäre nicht gegangen. Denn es ging um eine wichtige Präsentation, und das, was ich mache - Texte schreiben - macht in dem Laden außer mir niemand. Und sooo schlimm war es ja auch nicht, ich hatte diesmal nicht meinen spektakulären Lazarett-Husten, kein hohes Fieber, und ich brach auch nicht ohnmächtig zusammen. Es war einfach nur normal ätzend. Irgendwann war dann endlich die verdammte Präsentation vorbei, und für diesen Tag - Montag - hatte ich mir einen Arzttermin gemacht. Nur hatten sich diese feigen, niederträchtigen und verlogenen Symptome übers Wochenende leider fast vollständig verzogen, so dass ich vor der Ärztin mit leeren Händen und Nebenhöhlen dastand. Sie ließ sich die ganze Geschichte erzählen, nahm mir Blut ab und schickte mich nach Hause mit der Empfehlung, doch mal eins dieser Rezeptfreien Chichi-Medikamente zu probieren. (Hab ich schon mal erwähnt, dass ich wirklich gar keine, überhaupt keine Probleme mit Antibiotika habe? Immer her damit! Wir haben eine Ratte im Heuschober? Holt den Flammenwerfer!) Und schon in der Ubahn zurück an den Arbeitsplatz ging es los. Aber richtig. Seitdem habe ich Fieber, Kopfschmerzen, Durchfall, und Spucken musste ich auch. Diese Woche habe ich jetzt also zuhause im Bett verbracht. Meine fast neue Matratze hat jetzt eine Floraförmige Kuhle. Und immer noch wache ich jeden Morgen auf, und alles ist immer noch so, wie es gestern Abend war. Einziger Schritt nach vorne: meine Ärztin rief mich an, weil sie festgestellt hatte, dass ich vermutlich zu viel Schilddrüsenhormone nehme.
Ich hab keinen Bock mehr. Als Freie verdiene ich an einem Tag im Bett einfach überhaupt kein Geld. Jeder Tag, den ich hier mit alten Zeitungen und DVDs verbringe, so kuschelig sich das auch anhört, kostet mich hunderte von Euro, die wir dringend brauchen würden, um die Handwerker zu bezahlen. Und ich verstehe wieder mal nicht, was das soll. Ich hab seit dem 28. wirklich alles richtig gemacht. Ich war immer warm angezogen, habe jeden Tag so viel Kräutertee getrunken, bis mir kleine Dampfwölkchen aus den Ohren gekommen sind, ich habe nur gesunde Sachen gegessen, ich habe mich in keiner Weise angestrengt, ich habe meine Vitamine, mein Zink und mein Gelomyrtol geschluckt (auch, wenn ich davon pupsen muss) - was denn noch? Grrrrrr.

Hat da draußen irgendeine Erfahrungen damit, dass Enantone das Immunsystem schwächt? Bzw. ein sowieso schon 4- Immunsystem glatt auf 6 runterwirtschaftet?

Donnerstag, 20. Januar 2011

Ich hoffe, bei Lidl gibt es Geburtstagskerzen

Heute wird ein Exfreund, im Buch M2 genannt, 40. Oder 39, so genau weiß ich das nicht mehr - kein Wunder, immerhin habe ich in den letzten Jahren versucht, ihn so komplett wie möglich zu vergessen. Ein Teil von mir wünscht sich, dass es ihm gut geht. Dass er wieder eine Freundin hat, eine, mit der es besser läuft als mit mir, und zwar für beide Beteiligten. Das wünsche ich mir nicht nur aus Altruismus, sondern auch deshalb, weil ich immer noch jedes Mal zusammenzucke, wenn Post ankommt, auf deren Umschlag merkwürdige Handschrift zu sehen ist, oder wenn ich von weitem jemanden sehe, der sehr sehr dünn, dunkelhaarig und blass ist und sich wie ein Rentner kleidet. Nicht ohne Grund, immerhin ist er mir nach der Trennung noch eine ganze Weile nachgestiegen. Mal stand er unangekündigt vor meiner Wohnungstür, mal bekamen meine Eltern (die ihn gar nicht kannten) Weihnachtspost, und einmal, zu meinem ersten Geburtstag nach ihm, bekam ich einen dicken Brief, vier Seiten doppelseitig beschrieben, in dem er mir so ziemlich alles vorwarf, was ich bin, möchte, nicht möchte, tue und nicht tue. Inzwischen ist die Trennung - falls ich das richtig in Erinnerung habe - sechseinhalb Jahre her, und so ca. seit vier Jahren hat das aufgehört. Ich baue darauf, dass er es deshalb irgendwann gelassen hat, weil es ihm besser ging und er inzwischen ein gutes Leben führt, das auch ohne mich fabelhaft funktioniert. Trotzdem steckt mir das noch in den Knochen. Deshalb wünscht sich ein anderer Teil von mir, M2 hätte sich auf eine Marsmission begeben und den Planeten für immer verlassen. Meinetwegen auch nur den Kontinent, und zwar z.B. nach Australien - dorthin wird es mich mit Sicherheit nie verschlagen, ein Land, das berühmt ist für seine Spinnen und seine heftige Sonneneinstrahlung ist für mich so weit weg wie der Mars.

Zwar hab ich mal geschrieben, dass ich noch nie bei einem meiner Exfreunde auch nur ein Fitzelchen von Kinderwunsch verspürt habe. Das stimmt auch. Aber M2 war der erste, bei dem ich über das Thema nachgedacht habe, wenn auch nur negativ: mir wurde eines Tages klar, dass M2 so ziemlich der letzte Mensch wäre, mit dem ich Kinder wollen würde, und dass er die Sorte Vater abgeben würde, die Kinder in den Selbstmord oder auf die Straße treibt. Da war schon einiges vorgefallen, und ich hatte längst ca. 100 Gründe, von denen jeder Grund genug gewesen wäre, mich von ihm zu trennen. (Es war alles nicht so einfach, wir lebten ziemlich weit auseinander in jeder Hinsicht, haben uns nur zweimal im Jahr gesehen, und das meiste von dem, was mir so durch den Kopf ging, habe ich monatelang nur mit mir alleine ausgemacht. Hätten wir damals in der gleichen Stadt gelebt, dann hätte diese ganze Beziehung vermutlich nur drei Monate gedauert und nicht dreieinhalb Jahre. Aber so war es nun mal.) Aber der Kindergrund war der Grund, über den ich am vernünftigsten und nüchternsten nachdenken konnte. Und mitten im Nachdenken war es so weit: eines Morgens bin ich aufgewacht und hatte den Punkt erreicht, an dem klar war, dass ich das alles nicht mehr will und ohne ihn entschieden besser dran bin. Es ging plötzlich nicht mehr darum, ihn dazu zu kriegen, irgend etwas anders zu machen, sondern ich wollte nur noch weg. Und war plötzlich selbst fassungslos, wie ich so lange an jemanden hatte kleben können, der so vollkommen krank, kontrollsüchtig, geizig, einsam, in allem Zwischenmenschlichen ein Vollidiot und destruktiv ist. War. Ich hoffe für ihn, war.
Heute hat er Geburtstag. Ich hoffe, dass auf der Marsmission ein paar Seelenverwandte dabei sind, die ihm Gesellschaft leisten. Und ich hoffe wirklich, dass die Funkstille anhält und ich nie wieder etwas von ihm hören, lesen oder sehen muss.

Sonntag, 16. Januar 2011

Ausnahmsweise höre ich mal auf mein Geschwätz von vorgestern

Irgendwann hatte ich mal schwadroniert, für Kinderwunschfrauen wären Hobbys ohne Hormonbezug gut. Und seit ca. zwanzig Jahren würde ich gerne Trompete spielen können. Oder Posaune! Nur, dass eine Trompete notfalls noch ins Handgepäck passt.

Und deshalb habe ich mir gerade auf ebay eine Trompete gekauft. Sie hat nur 75 Euro gekostet und wird deshalb nicht zum Durchdrehen sein. Aber bis ich festgestellt habe, ob das eine Schnapsidee war oder nicht, wird sie es wohl tun. (Soll angeblich auch toll für die Bauchmuskeln sein, das Trompeten.)

Bezahlt ist sie auch schon. Bin ich gespannt.

Nachrichten aus dem Hundesportverein

Während L. am anderen Ende der Stadt seinen Gegnern die Plastebälle um die Ohren haut, hängen Lili und ich hier in den Seilen. Lili hatte nämlich gestern den ersten Übernachtungsbesuch ihres Lebens zu Gast. Püppi ist beruflich Labrador, sechs Monate alt und besteht nur aus Zähnen und Schwanzwedeln. Und weil unsere kleine Fellfee mit ihren 14 Monaten auch noch ziemlich welpig ist, haben die zwei von gestern Abend bis Mitternacht und heute früh ab sieben getobt. Zwischendurch waren sie so wild, dass ihre Konturen verschwommen sind. Jetzt sind die zwei dicke (und müde) Freundinnen, und ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass Labradore die verfressensten Tiere der Welt sind. Wenn Püppi frisst, dann ist das so, als würde sie kurz den Napf mitsamt Futter in den Mund nehmen, das Futter runterschlucken und den Napf wieder ausspucken. Als ich erschrocken Lilis Futter in Sicherheit bringen wollte, damit der kleine Gast sich nicht den Magen verdirbt, ist sie fast aus dem Stand auf den Küchentisch gesprungen und hat sich den Rest auch noch geholt. Kein Wunder, dass Labradore leicht zu erziehen sind, man muss wirklich nur ein schäbiges, trockenes Stück Hundefutter in der Hand halten, und schon lesen sie einem jeden Wunsch von den Lippen ab. Demgegenüber gab es mit Lili schon Momente, in denen ich ihr mit einer Scheibe Serrano-Schinken in der Hand hinterhergerannt bin, ohne dass sie Anstalten gemacht hat, gefälligst zu tun, was Frauchen will.

Mann, war das niedlich. Und anstrengend. Und niedlich. Und anstrengend. Und niedlich.

Ansonsten habe ich endlich mal wieder Kinderwunschnews: ich habe einen OP-Termin für meine Kontroll-Bauchspiegelung, bei der hoffentlich herauskommt, dass das mit der Endometriose und den Myomen nicht so wild ist diesmal und ich schon mal mit dme Gedanken spielen kann, im Herbst eine Babykugel durch die Gegend zu schieben. Am 14. Februar bin ich dran, wodurch L. und ich zum Glück den Valentinstagsfeierlichkeiten entgehen, und der außerdem ein Glückstag ist, weil eine sehr liebe (und sehr willensstarke) Freundin an einem Valentinstag vor vielen Jahren von heute auf morgen und tatsächlich für immer und ohne Ausnahme mit dem Rauchen aufgehört hat. Von zwei Schachteln pro Tag runter auf null. Der 14. Februar ist also in meiner Welt ein guter Tag für Ereignisse mit Gesundheitsbezug.
Und diese Woche Dienstag ist mir zum ersten Mal etwas passiert, wovor ich immer Angst hatte, was sich aber (wie fast alle Kinderwunschbezogenen Angstthemen bisher) dann doch als halb so wild entpuppt hat: ich bin beim Enantone spritzen auf Blut gestoßen. Ich hab alles so gemacht wie immer, aber statt des winzigen Blutströpfchens, das sonst manchmal aus dem Löchlein quillt, hat es diesmal geblutet und geblutet. Aber jetzt ist alles wie immer: dicker braunblauer Fleck, darunter ein Knubbel, in dem sich das Enantone-Depot für die nächsten Wochen befindet. Wenn ich draufdrücke, tut es weh, also drücke ich einfach nicht drauf.

Donnerstag, 13. Januar 2011

Dieser Kinderwunschblog mutiert vorübergehend zum Wohnungswunschblog.

Ich erzähle euch nichts neues, wenn ich sage, ich finde, ich habe die beste Blogleserschaft der Welt. Wenn ich euch um Kommentare zu irgendwelchen Titelbildphantasien bitte, werde ich mit Kommentaren überschwemmt. Verliere ich ein Würmchen, bekomme ich virtuelle Umarmungen von wildfremden Menschen. Meide ich zwei Wochen lang den Rechner, als hätte er so was ekliges wie Endometriose, bleibt ihr mir trotzdem treu.
Darum traue ich mich jetzt einfach mal, euch schon wieder um was zu bitten.

Von den Mädchen war hier schon öfter die Rede. Kennt ihr, die Mädchen, oder?
Jetzt hat eine von ihnen ein Problem. Ein Riesenproblem sogar. Und das Problem ist auch noch Hauptmieter ihrer gemeinsamen Wohnung. Im Moment sitzt sie mit dem Problem in einem tropischen Paradies, wo sie eigentlich glücklich sein wollte. Jetzt ist sie leider sehr unglücklich, und wenn sie da endlich weg kommt, dann braucht sie am besten sofort eine neue Wohnung. Wenn irgendwer hier jemanden kennt, der jemanden kennt, dessen Cousine eine hübsche zwei-Zimmer-Wohnung in Berlin weiß, die entweder in Prenzlauer Berg oder Mitte (oder ähnlich dufte) liegt und die möglichst bald frei wird, dann bin ich für jeden Tipp dankbar. Noch dankbarer, als ich so schon bin, so nette Abkürzungsdamen als Leser zu haben.

Samstag, 8. Januar 2011

Dabei hatte ich mich gewarnt.

Geh nicht in Zimmer 237 des Overlook Hotels, bau dein Haus nicht dort, wo mal der alte Indianerfriedhof war, gib den Gremlins nach Mitternacht nichts zu essen, und verwende nicht den online-Rechner für deine IVF-Chancen.

16,2.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Ich bin übrigens ein bisschen stolz,

mein erstes Weihnachten in der Hütte mit Hund und Weihnachtsbaum und echten Kerzen und Adventskranz hinter mich gebracht zu haben, ohne dass irgend einer der Beteiligten in Flammen aufgegangen ist. Weder die Hütte, noch ich, noch der Hund, noch der Baum, noch der Adventskranz. Die Kerzen natürlich schon, wenn auch auf eine sehr gesittete, kontrollierte Art und Weise.

Ha.

Das ist doch was, was Mütter können müssen, oder? Aufpassen, dass niemand in Flammen aufgeht?

Dr. Jekyll und Mrs. Proper

Ich weiß, dass meine Freundinnen diesen Blog auch lesen, also auch vermutlich irgendwann diesen Post. Und die werden wohl eher skeptisch sein, wenn sie hören, was ich euch zu sagen habe: ich bin nicht immer der unordentlichste Mensch der Welt. Ich kann, ja, ich kann auch putzfimmelig sein. Zumindest dann, wenn es an die Feinheiten geht. Ich lasse manchmal die Hütte wochenlang vor die Hunde gehen. Dann stapelt sich die frisch gewaschene Wäsche in riesigen Haufen, und wenn es ganz blöd läuft, kann ich nicht mehr unterscheiden, was frisch und was getragen ist. Es knirscht unter den Füßen, und selbst die Bücher, die im Regal sind, stehen da nicht, sondern liegen irgendwie herum. Wenn es dann plötzlich klingelt und ein verschwitzter, schmuddeliger und leicht nach Bier riechender Handwerker draußen steht, dann schäme ich mich sehr, ihn reinzubitten in dieses Chaos.

Aber dann. Dann kommt irgendwann der Tag, an dem es mir zu viel wird. Die Sehnsucht nach einer ordentlichen Bude ist immer da, versteht mich nicht falsch, nur leider oft die Sehnsucht nach einer ordentlichen Bude dank Heinzelmännchen oder dank einer schmerzlosen und ansonsten unauffälligen Persönlichkeitsspaltung. Schön wäre es, wenn ich nachts im Schlaf aufstehen und putzen und aufräumen würde, ohne mich am nächsten Tag daran zu erinnern. Wobei, auch putzen ist eigentlich nicht das Problem. Das Problem ist das Aufräumen.
Jedenfalls, trotz meiner Abneigung gegen das Aufräumen kommt irgendwann dieser Tag. Der Tag, an dem es mir entweder selbst zu viel ist, oder der Tag, bevor wir abends Besuch erwarten. Dann muss ich. Und wenn ich meinen trägen Körper erst mal in Gang gesetzt und die Gummihandschuhe angezogen habe, dann kommt der Moment, der die Überschrift dieses Posts rechtfertigt. Es ist nämlich nicht so, dass ich dann alles in irgendwelche Kisten und Schubladen stopfe, einmal mit dem feuchten Swiffer durchgehe und mich wieder hinlege. Nein, wenn ich dann dabei bin, dann wird es zum Fieber. Ich popele das alte Wachs von Kerzenständern ab und lege sie in heißes Wasser, damit auch der letzte Rest davon verschwindet. Ich laufe mit einem Schälchen Alkohol (und damit meine ich kein Rotweinglas) und Ohrenstäbchen durchs Haus und entstaube die Steckdosen. Ich nehme die alte Karte von meinem Fitnessclub und kratze jedes Krümelchen unter dem Rand der von sächselnden Monteuren schlampig angeschraubten Ikea-Cerankochplatte hervor. Ich nehme das duftende Holzpflegemittel und poliere das Treppengeländer. Und wo ich schon dabei bin, poliere ich mit dem guten Holzpflegemittel auch die Haustür von außen. Leider stoße ich dann irgendwann an meine Grenzen, denn die Hütte ist (wie schon ungefähr 2000 mal gesagt) immer noch längst nicht fertig, und manche Ecken muss ich an solchen Tagen ignorieren, wenn ich nicht wahnsinnig werden will. Und wenn das alles geschafft ist, dann gucke ich mich um und beschließe, dass das ab sofort immer so bleibt. Ab jetzt wird wieder nach jedem Spülgang das Spülmaschinensieb saubergemacht. Ab jetzt gibt es wieder einen Bügelkorb, und das ist der einzige Ort, an dem frisch gewaschene Wäsche sein darf, abgesehen von meinem Körper und meinem Kleiderschrank. Ab jetzt bin ich diese andere Person, die ich eigentlich nicht bin.

Wisst ihr, was daran gruselig ist? Die Vorstellung, irgendwann mal Mutter von zwei oder drei Kindern zu sein, fühlt sich nie so realistisch an wie in diesen Momenten. Für mich haben Mütter eine am Kopf festgewachsene Sprechblase, in der steht "Räum dein Zimmer auf". Und in meiner Sprechblase steht das grundsätzlich nie. Was fällt eigentlich einer wie mir ein, Kinder großziehen zu wollen? Ich rolle ja noch nicht mal meine Gästehandtücher auf. Die ich noch nicht mal besitze!!!

Bitte verpetzt mich nicht, ja?

Dienstag, 4. Januar 2011

Zurück zum Thema

Mir fehlt die Stadt. Und zwar genau an den Stellen, vor denen ich Angst hatte. Mir fehlt das, an einem Mittwochabend um acht zu beschließen, ins Kino zu wollen, und dann einfach zu gehen, ist ja um die Ecke. Mir fehlen die spontanen Barbesuche, dass die Schanze nur vier Busstationen weit entfernt war, und mir fehlt es, zu Fuß zur Arbeit zu gehen. Radfahren fehlt mir (auch, wenn das im Moment ein bisschen unfair von mir ist, denn gerade sind die Radwege sowieso eine Todesfalle).
Je mehr mir das alles fehlt, desto mehr suche ich nach Sachen, die hier draußen schöner sind. Und die gibt es, ganz bestimmt sogar. Zum Beispiel sind aus irgend einem Grund die Hundebesitzer in der Vorstadt netter als die Hundebesitzer in der Innenstadt. Ich bin noch nicht so richtig dahintergekommen, wieso. Vielleicht muss man einfach merkwürdig druff sein, um sich mitten in der Stadt einen Hund anzuschaffen, während er draußen im Grünen ja irgendwie dazugehört. Wie auch immer. Hundespaziergänge bringen Hundebesitzerunterhaltungen mit sich, egal ob in der Stadt oder am Arsch der Welt. Früher drehten diese Unterhaltungen sich um... ach, man kann gar nicht so richtig sagen, dass die sich um irgendwas drehten, meistens kriegte ich irgendwelchen Schmuh zu hören über böse Ausländer, giftiges Hundefutter, die einzig richtige Methode, „Sitz“ und „Platz“ zu lernen, oder dass Frau Söderbier von nebenan ihren Müll nicht fachgerecht entsorgt. Ich sagte dazu gar nichts oder höchstens „Hrmpf“ oder „Lili, komm weiter“. Inzwischen drehen sich diese Unterhaltungen um eine ganze Menge: zum Beispiel um Gartenbau und englische Parks, um die perfekte Erbsensuppe, um Familiengeschichten, oder (endlich kommt sie zum Punkt) um Kinderwunsch.

Das war nämlich so. In unserem Viertel wohnen nicht nur nette Hundebesitzer, sondern auch nette Hunde. Mit einigen davon versteht Lili sich so gut, dass der Spaziergang praktisch im Stehen erledigt werden kann, denn dann müssen wir Hundebesitzer nur am Rand des hübschen Parks stehen, während die beiden überglücklichen Tiere eine Stunde lang wie besengt umeinander herumrasen. Begreiflicherweise freue ich mich immer, wenn wir so einen Hund treffen. Ein besonders netter Hund hat auch noch ein besonders nettes Frauchen, ein Frauchen aus unserer Nachbarschaft, die immer mit Hund und Kinderwagen unterwegs ist. Wir haben uns schon so weit beschnuppert, dass wir jetzt wissen, was wir arbeiten und wo, wo wir wohnen, wo vorher (immer ein Thema bei Vorstadtunterhaltungen, niemand soll denken, wir wären hier etwa schon immer! Nein, wir können auch anders!), wie unsere Männer heißen, und wie wir diese ganze Sache mit der Hundeerziehung usw. sehen. Vor ein paar Tagen war ich mit Lili unterwegs, eigentlich wollten wir nur strammen Schritts durch den Park zur Ubahn, denn Lili sollte mit ins Büro kommen, und Frauchen war spät dran. Da kam die nette Nachbarin mit noch einer Bekannten daher. Also sind wir zu dritt gegangen. Und es zeigte sich, dass die beiden gerade über unser aller Lieblingsthema sprachen: Kinderwunschbehandlungen und Fehlgeburten. Eine Bekannte von ihnen hatte gerade im letzten Schwangerschaftsdrittel ihr IVFchen verloren. Ich trapste schweigend nebenher. Und sagte auch nichts, als die beiden der Meinung waren: das ist doch kein Grund zum Aufgeben. Immerhin kannten sie beide die Geschichte von einer, die erst nach dem sechsten Versuch mit Ende 40 ihr Baby bekommen hatte. Sie waren sich sicher, dass sie nicht so schnell hinschmeißen würden. Wieso auch? Immer weitermachen! Denn man könnte es sich sein Leben lang niemals verzeihen, wenn man irgendwann aufgegeben hätte und so seine Chance auf ein Kind einfach weggeworfen. Ich schwieg und trapste weiter.

Solche Momente sind komisch. Das waren zwei wirklich nette Frauen, nur eben beide mit Kind. Ich fand das immer doof und kleinlich, zu glauben, man müsste alles selbst erlebt haben, um zu wissen, wie das ist. Wozu haben wir schließlich Phantasie? Wir hätten alle einen extrem begrenzten Horizont, wenn wir das so halten würden. Aber beim Thema Kinderwunsch denke ich in solchen Momenten, vielleicht ja doch.

Nein, ich bin nicht kurz vorm Aufgeben. Auch nicht demnächst kurz davor. Aber auch von weitem kann ich mir vorstellen, dass man zu diesem Punkt ohne weiteres auch ohne sehr späte Fehlgeburt kommen kann. Genau so, wie ich mir vorstellen kann, ein zufriedenes Leben ohne Kind zu führen. Davon abgesehen, dass von „einfach weggeworfen“ vermutlich bei keiner von uns jemals die Rede sein könnte. (Sollte ich vielleicht zum nächsten Hundespaziergang ein paar von den übrigen Beleg-Exemplaren dabei haben? Die ich dann aus der Tasche zaubern kann wie früher die Damen in der Waschmittel- oder Entbläh-Joghurt-Werbung?)

Montag, 3. Januar 2011

Noch sechs Monate und drei Tage bis Sommer.

Eigentlich hab ich gar nichts gegen Winter, hatte ich jedenfalls bisher nie. Ich mochte Winter! Und zwar mit allem. Mit grauen, nasskalten Tagen, mit Schnee, mit Eis, mit allem. Aber das war, bevor ich in ein Haus von 1927 gezogen bin, in dem Winter ist wie 1927. Wenn es draußen kalt ist, ist es drinnen kalt. Mit dem Überziehen einer urigen Strickjacke ist es nicht getan, glaubt mir. Auch die angeblich zu Hitzewallungen führenden Hormonspritzen halten nicht, was sie versprechen, es ist alles ein Scheiß. Vor lauter Nackenmuskelverspannungen wegen der Kälte werden mir noch Muckis unter den Ohren wachsen, die ich da nicht haben will. Außerdem habe ich mich heute schon zweimal hingepackt, vor den Augen amüsierter Passanten. Spaziergänge mit dem Hund werden zu so etwas wie Wasserski.

Aber zum Glück habe ich jetzt einen Weg gefunden, den Winter trotzdem zu mögen: ich weiß, dass irgendwo da draußen eine Entschädigung wartet. Genauer gesagt, Anfang Juli. Jetzt, vor wenigen Minuten, habe ich den Sommerurlaub auf der Finca eingetütet. Und plötzlich ist das alles gar nicht mehr schlimm.

Sonntag, 2. Januar 2011

Jenseits der Vorsätze

Jaja, nicht rauchen und wenig trinken. Nett zu allem Menschen sein und trotzdem ehrlich und direkt, immer schön das Zimmer aufräumen, Finger weg von Chips und Fritten, den Nachbarn kleine selbstgebackene Kuchen vor die Tür stellen.

Ich will das nicht alles schon wieder vom Tisch fegen, was ich mir gestern vorgenommen habe. Aber es gibt ein paar Dinge, die ich wirklich gerne könnte, und von denen ich genau weiß, dass alle Vorsätze der Welt mich da nicht hinbringen werden.

Kleider falten z.B.. Ich kann keine Koffer packen, und mein Kleiderschrank sieht immer aus wie Sau. Der schlimmste Job der Welt wäre für mich, in einem Klamottengeschäft zu stehen und alles wieder zusammenfalten zu müssen, was irgendwelche Schulkinder in der Mittagspause sinnlos auseinanderpflücken - sinnlos deshalb, weil sie ihr Taschengeld schon vor Wochen bei Jamba verjuxt haben. Ich träume davon, ein T-Shirt in die Hände zu nehmen, dann eine komische Bewegung zu machen, und dann liegt das T-Shirt als Viereck vor mir.

Durchs Leben zu gehen, ohne überall Chaos zu hinterlassen. Oder noch besser: Gewohnheitsmäßig und ohne großen Vorsatz Ordnung zu halten. Ohne drüber Nachzudenken während des Kochens die Küche saubermachen, dreckige Socken in die Wäsche zu stecken und Einkäufe dahin zu packen, wo sie hingehören. Briefe sofort zu öffenen, den Umschlag ins Altpapier zu werfen und den Inhalt irgendwo abzuheften. Ein Leben ohne vermurxte Sonntage, an denen man acht Stunden lang das Haus putzen muss, und Dienstage, an denen das alles schon wieder vermüllt ist.

Mich mit einer Hand aufstützen und aus dem Stand über einen Zaun flanken.

Am Straßenverkehr teilnehmen ohne die Gewissheit, dass jede Sekunde etwas Schreckliches passieren wird.

Kraulen. Und wenn ich mal gerade nicht kraule, beim Rückenschwimmen so egozentrisch zu sein, dass ich mir keine Nackenstarre hole, weil mir vollkommen egal ist, wem ich gerade in den Weg schwimme.

Einen Handstand, ein Rad und Spagat. Mir fällt auf, dass hier reichlich viele körperliche Fähigkeiten dabei sind. Und wo ich schon dabei bin: Kinder kriegen. Einfach so, so viele ich will und mit der einzigen Sorge, ob es wohl diesmal ein Junge oder ein Mädchen wird und ob wir jetzt wirklich einen Kombi brauchen.

Leuten sagen, was mich nervt, bevor ich es mir so lange verkniffen habe, dass mir vor Wut schon Rauch aus den Ohren kommt.

Schon beim Anfassen eines Kleidungsstücks im Laden erkennen, wie das nach einer oder fünf Wäschen aussehen wird.

Einen Zauberapfel schnitzen.

Tatsächlich einen Spaziergang oder eine Zeitung als vollwertigen Ersatz für ein Mittagessen akzeptieren.


Gut. Nichts davon werde ich bis zum 31.12. hinbekommen haben. Vielleicht abgesehen vom Zauberapfel. (Wenn Nahrungsmittel im Spiel sind, kann ich manchmal über mich hinauswachsen. Vielleicht wäre ja jemand bereit, sich mit einem Teller Pasta hinter den Zaun zu stellen, während ich versuche, drüberzuflanken?)

Und damit genug zum Thema Vorsätze.

Samstag, 1. Januar 2011

Promises, promises.

Ich kann nicht sagen, ich hätte die große Party vermisst, als ich gestern mit L. friedlich auf dem Sofa saß (bis ich dann gegen elf dazu übergegangen bin, friedlich im Bett zu liegen). Das war kein Granatenabend, aber den können wir ein andermal immer noch haben. Strümpfe zerhüpfen, unseriöse Getränke, Fluppen und Essen, zu dem Chips als Beilage gereicht werden, haben mir also nicht gefehlt. Aber was mir dieses Jahr gefehlt hat, war das feierliche Öffnen der Mädchenkiste. Das haben wir zwar manchmal auch an Weihnachten gemacht, aber auf jeden Fall immer in den letzten Tagen des Jahres. In diese Kiste hat jedes Mädchen jedes Jahr einen Zettel versenkt, auf dem so ziemlich alles stand, was im letzten Jahr wichtig war und im nächsten Jahr wichtig wird. Das klingt jetzt ungefähr so amüsant, wie einen Aufsatz namens "mein schönstes Ferienerlebnis" zu schreiben, aber glaubt mir, das war sehr schön, vor allem, wenn die ganz alten Zettel wieder vorgekramt wurden.

Dieses Jahr war Silvester komplett Mädchenfrei, und weil ich SCHON WIEDER mein Handy nicht finden kann, konnte ich bisher noch nicht mal mit einer von ihnen telefonieren (die würden mir auch was erzählen, im Gegensatz zu mir haben sie gestern nämlich gefeiert). Darum muss ich mich jetzt zur Strafe allein mit meinen Vorsätzen rumschlagen.

Also schön. Wie angekündigt dieses Jahr mal nicht katerbefeuert, mit einem ordentlichen Schädel sind mir meine Vorsätze manchmal ziemlich puritanisch geraten.

Bis zum nächsten Silvester will ich...
Mehr Dinge finden, die mir Spaß machen und gut für mich sind. Und damit meine ich, messbar gut für mich und nicht im Sinne von "hej, Mädchen, entspann dich, alles, was uns Spaß macht, ist doch auch irgendwie gut für uns?". Ich meine damit auch nicht, dass ich weniger ungesunde Dinge machen will. Ich will nur mehr gesunde Dinge finden, die es irgendwie schaffen, meine kurzsichtigen Augen zum Leuchten zu bringen.

... Mehr Zeit darauf verwenden, Beziehungen zu pflegen. Damit meine ich nicht, mehr Zeit auf facebook zu verbringen, sondern mehr Briefe zu schreiben, öfter als erste anzurufen und mehr Besuche und Treffen zu planen. Ich will im nächsten Jahr endlich mal wieder keinen einzigen Geburtstag vergessen.

... Laufen gehen. Der Park ist vor der Tür, der ipod shuffle vollgepackt mit guter Laufmusik, meine Schuhe, mein Sport-BH und jetzt auch meine anderen Laufsachen sind vom Allerfeinsten, und jetzt haben wir auch wieder eine Dusche, so dass ich hinterher nicht vor der unlösbaren Aufgabe stehe, mich in der klirrekalten Küche mit kaltem Leitungswasser und einem Waschlappen wieder frühlingsfrisch zu kriegen. (Hab ich eigentlich schon mal erzählt, dass L. grundsätzlich nie schwitzt? Beneidenswert. Er könnte (wenn er wollte, er ist nämlich weißgott kein Ferkel) drei Tage hintereinander laufen gehen und kein einziges Mal duschen, ohne dass jemand was riechen würde. Ganz anders ich.) Und wenn das nächstes Jahr wieder so läuft, dass ich jedes Mal, wenn ich laufen will, operiert werde, krank werde oder auf der Arbeit der Wahn ausbricht, dann werde ich nicht damit hadern, sondern ruhig abwarten und dann gefälligst doch noch laufen gehen, sobald es geht.

...Das Haus in einen Zustand bekommen und dort halten, in dem jederzeit jemand anrufen könnte, um vorbei zu kommen, und ich binnen einer halben Stunde alles besuchsfein hätte. Sprich: gewaschene Unterwäsche nicht drei Wochen lang auf dem Fußboden aufbewahren, Bücher ins Regal stellen, Schubladen so aufzuteilen, dass alles seinen Platz hat, Altglas und Altpapier wegbringen und einmal pro Woche den Wischmop nehmen und die Böden wischen.

... Mehr Geld dafür ausgeben, gut auszusehen. Das klingt vielleicht aus der Tastatur einer Frau komisch. Aber glaubt mir, ich gebe zu wenig für Schuhe, Kleidung, Friseur und Kosmetik aus. Mein Budget für all diese Dinge ist vielleicht ein Drittel so groß wie mein Budget für Essen. (Nicht, dass ich ein Budget hätte, aber wenn...)

...Am Ende des Jahres eine Yogastunde finden, zu der ich einmal wöchentlich gehe.

... Dem Hund beibringen, mit mir Joggen zu gehen, ohne dass er ständig an mir hochspringt und mir mit den Zähnen den Kopfhörer aus dem Ohr reißt.

... Keine Impulskäufe mehr in der Lippenstift-Abteilung.

... meine Amazon-Sucht in den Griff kriegen.

... Ruhig, gelassen und fröhlich mit allem umgehen, was mir der Fruchtbarkeitszirkus im nächsten Jahr beschert.

... wieder versuchen, jeden Tag zu posten. Ihr habt mir gefehlt in letzter Zeit.

... mein neues Buchprojekt auf jeden Fall weit genug vorantreiben, um im Oktober ein gutes Exposé zusammenzuhaben und zu wissen, was ich da tue.

... lernen, mich auch in arbeitsfreien Zeiträumen zu entspannen, die kürzer sind als eine Woche.

Das reicht, würde ich sagen. Ach großartig, man fühlt sich so... sortiert, aufgeräumt und kontrolliert. Irgendwo habe ich letztens das Zitat gelesen, kein Zustand wäre so euphorisch wie die ersten vier Stunden einer Diät. Darüber kann ich nichts sagen, ich hab noch nie eine gemacht, aber das hier ist ähnlich. Yippie, Vorsätze! Es fühlt sich an, als müsste ich sie nur hinschreiben, damit das alles klar geht. Und gleich, wenn der Post steht, werde ich mal einen Blick auf die Vorsätze vom letzten Jahr werfen.