Dienstag, 14. Dezember 2010

Schon wieder vorbei, das Minihoch.

Vor vier Wochen bin ich nach langer Zeit mal wieder im Geiste pfeifend aus einer Kinderwunschklinik spaziert. Meine Gebärmutter sah "glatt" aus (was auch immer das heißen mag, der Gesichtsausdruck meiner Ärztin zu dieser Nachricht war verheißungsvoll), zumindest ein Eierstock produzierte trotz ausdrücklichem Hormonverbot, was ebenfalls ein gutes Zeichen zu sein schien, und meine Ärztin war bester Dinge. Heute zeigte sich ein funkelnagelniegelneues Myom in meiner Gebärmutterwand, das da vor vier Wochen noch nicht war, die Gebärmutter war verschoben (hätte die Osteopathin danebengestanden, hätte sie gesagt "siehste, siehste"), und die Ärztin war schon nicht mehr ganz so euphorisch, sondern erklärte mir, genau solche Späße wären der Grund, warum sie gerne im Januar noch mal eine Bauchspiegelung mit mir machen lassen würde. Ja gut. Dann gab es noch ein neues Enantone-Rezept, und ich musste schnell-schnell zurück in die Agentur, in der ich heute gebucht war, denn für die übliche Nach-Klinik-Belohnungs-Mittagspause beim kleinen Italiener war leider keine Zeit. Statt Pasta und einem Achtel Rotwein gab es ein Bounty vom Kiosk. Aber damit war der Ärger noch nicht vorbei: in der Hormone-Speziale-Apotheke war Enantone aus, und in der anderen Apotheke gegenüber der Agentur händigte man mir kurz vor Schließung ein Päckchen aus, das dem vom letzten Mal so gar nicht ähnlich sah. Diesmal gab es keine patente Einmalspritze, sondern Spritze, zwei Nadeln und ein Fläschchen mit Pulver. Ich dachte natürlich, das kriege ich hin. Letzten Endes hab ich das auch hingekriegt, eben gerade, vor einer halben Stunde. Aber ich bin heilfroh, dass das nicht meine erste selbstverpasste Spritze war, denn dann würde ich jetzt mit den Zähnen klappernd in der einen Zimmerecke kauern, während die noch unerledigte Spritze in der anderen liegen und die Nadel bösartig im Tranfunzellicht funkeln würde. Die Krux war nicht die Tatsache, dass es wieder mal darum ging, sich eine Nadel in die eigene liebe Haut zu rammen, sondern die Gebrauchsanweisung, in der mindestens die Hälfte fehlte. Es war z.B. keine Rede davon, dass man sowohl von Pulvergefäß als auch von der Spritze noch einiges zu entfernen hatte, bevor es losgehen konnte, und die Zeichnungen sahen überhaupt nicht so aus wie die Bauteile des Hormonbastelsets. Dann war da noch in gefetteter Schrift die Rede davon, man sollte die Nadel unbedingt IM Uhrzeigersinn aufschrauben. Nach ein paar vergeblichen Versuchen war klar, gemeint war gegen den Uhrzeigersinn. Nachdem ich die Flüssigkeit aus der Spritze wie angewiesen in den Pulverflakon gespritzt und das ganze gut durchgeschüttelt hatte, war der Flakon voller Schaum und entsprechend schwierig zurück in die Spritze zu saugen. Fast genau so schwierig war es dementsprechend, die Luft aus der Spritze zu drücken (wovon in der Anweisung keine Rede war, genau so wenig wie davon, die Hautstelle mit Alkohol zu desinfizieren). Und dann die Nadeln: die eine war dazu da, die Flüssigkeit in das Pulver zu drücken und das Gemisch zurück in die Spritze zu saugen, dann sollte sie weg, und die andere sollte zum Injizieren aufgesetzt werden. Meine Intuition (sprich: meine alte Feindin Spritzenangst) sagte mir, dass zum Injizieren in jedem Fall die Kleinere genommen werden sollte. Falsch: laut Anweisung und Folie auf dem Rücken der Spritzenverpackungen war es die größere, obwohl die nun deutlich größer aussah als die Nadeln, die wir Hormondamen sonst von Selbermach-Spritzen gewohnt sind.
Das war alles nicht schön. Wäre es gerade um ein IKEA-Regal gegangen, hätte ich herzlich gelacht und das ganze in meiner Anekdoten-Sammlung für wirklich, wirklich langweilige Parties abgelegt. Aber das war kein IKEA-Regal, das war das Hantieren mit Kanülen, Hormonen, Luft, Haut und Ängsten.
Na gut. Die Spritze ist jetzt eine halbe Stunde her, hat zwar dank langer, langer Nadel mehr Überwindung gekostet als sonst, aber dafür nicht mehr gepiekst, ich habe bisher keinen Schlaganfall erlitten und werde morgen bestimmt munter (und mit frischer Bauchbeule) aufwachen. Aber, liebe Hersteller der Pulvervariante von Enantone: ich kenn da eine, die schreibt ausgezeichnete Texte zum Thema Medizin und Pharmazie, und die wäre bestimmt bereit, für einen vernünftigen Preis eine neue, fabelhafte Gebrauchsanweisung für euer vernünftiges, fabelhaftes Medikament zu schreiben.

2 Kommentare:

  1. Liebe Flora,
    DANKE für diesen schonungslosen, absolut wahren Bericht über diese fürchterlichen Bastel-Spritzen! Ich muss(te) die Biester in meinem neuen Protokoll auch verwenden und es ist genau so wie Du es beschreibst(bzw. schlimmer)! Wie schön war das nur mit dem Gonal-Pen.... LG, I.

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  2. Oh ja, das kenne ich auch aus dem aktuellen Versuch: habe etwa drei Tage gebraucht um zu verstehen, dass bei Cetrotide "setzen sie die Nadel auf die Spritze" eigentlich heißen sollte: draufschrauben. Ich hab echt schon an meinem Verstand gezweifelt. Aber die Anleitung war auch hier mehr als dürftig. Und ich hab in der Praxis noch großspurig gesagt: ach was, das kann ich, Menogon mische ich schließlich auch. Jaja. Hab schon überlegt, ob ich mal bei Merck vorbei gehe und ihnen sage, dass das so nicht geht (wir wohnen quasi direkt nebendran...).
    Liebe Grüße!

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