Freitag, 31. Dezember 2010

Preview auf Silvester mit 70

Dieses Silvester wird anders als alle anderen, das steht jetzt schon fest. Erstens ist es das erste Silvester in der eigenen Hütte. Zweitens ist es das erste Silvester mit Lili. Drittens - und das ist fast das Wildeste daran - ist es das erste Silvester, das nur L. und ich zusammen feiern (na gut, und Lili). Außerdem steht jetzt schon fest, dass morgen der erste erste Januar seit ca. 20 Jahren sein wird, an dem ich vollkommen unverkatert und frisch wie ein Apfel aufwachen werde (bei mir fängt der Kater schon nach zwei Gläsern Wein an und steigert sich mit jedem weiteren Schluck zu sensationellen Rekordwerten) - abgesehen von der dicken Erkältung, mit der ich mich jetzt seit zwei Tagen durchs Bett wälze und die ein guter Grund ist, heute Abend außer einem zeremoniellen Gläschen alles stehen zu lassen, das kein Kräutertee ist. (Spätestens jetzt rächt es sich, dass ich mich noch nie für warme Getränke mit Alkohol begeistern konnte.) Das wird vermutlich dazu führen, dass meine Vorsätze dieses Jahr weder etwas mit Alkohol noch mit Zigaretten zu tun haben, ein ordentlicher Kater hat mich da oft zu etwas drastischen Beschlüssen verleitet.
Dieses Silvester wird so dermaßen ruhig sein, dass ich nicht dafür garantieren kann, um Mitternacht überhaupt noch wach zu sein. Und ich kann mir nicht helfen, ich find's gut. In den letzten Jahren habe ich so oft den ersten Januar damit verbracht, die Partyreste vom Vortag zusammenzukehren und mit acht Fuhren Altglas zum überquellenden Container zu schleppen, nur um hinterher festzustellen, dass doch viel weniger Chili übrig geblieben war als gehofft. Die Partys waren immer schön, und niemand hat mich mit Peitschen und glühenden Zangen gezwungen, sie zu veranstalten. Aber dieses Jahr bin ich so froh, dass ich mich nicht mit Wick Daymed in einen Zustand drogen muss, in dem ich imstande bin, die Handwerker-geschädigte Wohnung in Schuss zu bringen, noch viermal zu Edeka zu flitzen, Chili zu kochen und heute Abend acht Stunden lang in High Heels Getränkenachschub zu organisieren. Ich darf erkältet sein, mir auf dem Rechner Videos angucken, Krimis lesen, Tee trinken und mich mit einer Wolke aus benutzten Taschentüchern umgeben. Und nächstes Jahr dann wieder so wie immer.

Was gibt es sonst noch? Wir können wieder duschen. Das heißt nicht, dass das Bad fertig ist, oh nein! Das heißt nur, dass die Fliesen an den Wänden und auf dem Boden sind und die Dusche montiert ist. Im Moment haben wir davon abgesehen nur eins von zwei Waschbecken (das andere hat Lili kaputt gemacht, das süße kleine Fellbündelchen), und die gekauften Waschbeckenarmaturen sind Schrott und konnten so nicht angeschraubt werden. Und Spiegel, Handtuchhalter, Haken, Seifenschalen und Klorollenhalter sind auch noch nicht montiert, und ich trau mich nicht, an die nagelneuen Prachtfliesen die Bohrmaschine anzusetzen aus Angst, dass dann alles in sich zusammenfällt. Jetzt müssen also nächste Woche, wenn die Ersatzteile da sind, noch mal die Handwerker hier rein, aber mit Glück bin ich dann auf der Arbeit, und davon abgesehen will ich gar nicht meckern, denn es ist so ein großartiges Gefühl, in seinem eigenen Haus und umgeben von seinen eigenen Shampoos und Spülungen nackt unter warmem Wasser zu stehen und keine Angst zu haben, dass jede Sekunde ein fröhlicher Fliesenleger hereinkommt. Fast genau so schön ist das Gefühl, dass das nächste funktionierende Klo nur wenige Schritte vom Schlafzimmer entfernt ist und man dort bei über 5° seine Geschäfte erledigen kann. Allein schon dafür müssten wir eigentlich eine Wunderkerze anzünden, und genau das werden wir heute Abend wohl auch tun.

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