Montag, 13. Dezember 2010

Mischpost, in dem es unter anderem um Katzen, Wien, Hormone und Mäuse geht

Es tut mir so leid. Ich würde gerne mehr schreiben, wirklich. Und auf Kommentare antworten. Und die im Buch versprochene Download-Abteilung ist auch noch in Abrahams Wurstkessel. Der Blog kümmert gerade vor sich hin. Meine einzige Entschuldigung - zum Glück eine ziemlich gute, finde ich - ist Zeit. Die Flaute hier herrscht nicht mangels Bock, das müsst ihr mir glauben. Wenn ich könnte, dann würde ich jeden Tag eine Stunde am Rechner sitzen, Löcher in die Luft starren, am heißen Tee oder am kalten Wein nippen und mich gemütlich über die Seite treiben lassen. Das wäre schön. Ich kann noch nicht mal behaupten, dass ich gar keine Zeit mehr hätte. Aber die Zeit, die früher Schreibezeit war, ist komplett aus meinem Leben gestrichen: das war die Zeit nach dem Aufwachen, als ich noch nicht hoch musste, sondern so lange ich wollte im Schlafanzug allein mit meinem Rechner im Bett herumlungern konnte (L. hält nach dem Aufwachen meistens nicht viel im Bett, so dass ich mir dazu auch noch seine Kissen ins Kreuz klemmen konnte) - diese Zeit hat jetzt an drei Tagen in der Woche die Agentur gefressen, an den anderen der Hund, der nur darauf lauert, dass ich blinzele, um in Fahrt zu kommen und mir vorzusingen, wie gerne er jetzt nach drauhauhaußen will. Und falls Agentur und Hund ein Häppchen Morgenschluffi übersehen sollten, kommen Handwerker dazwischen, die grundsätzlich alles um halb acht beginnen müssen (nur, um dann komischerweise um elf wieder damit aufzuhören, und zwar bis zum nächsten Morgen). Futschi also, meine Morgenzeit. Die andere Post-Zeit war der Abend. Der geht jetzt drauf für Arbeit, Erledigungen (die mich immer noch achtmal mehr stressen als Arbeit - darunter fallen z.B. Überweisungen, Emails, Dinge, an die man Haken machen muss, damit man keinen Ärger bekommt usw.), aufräumen, spülen, kochen und schlafen, denn Enantone haut mich spätestens um zehn ins Bett.
Morgen übrigens wieder, dann gibt es die nächste Spritze. Alles für euch, ihr lieben Kleinen! Im Austausch will ich von euch nicht viel. Nur ein klitzekleines Bisschen! Ich erwarte von euch lediglich, dass ihr Mutti später niemals, niemals mit irgend etwas behelligt, so lange sie einen Schlafanzug trägt und einen Rechner auf dem Schoß hat. Das kriegt ihr hin, oder? ("Sie spricht wieder mit Eizellen. Bitte kauf doch jemand der Frau eine Katze und sag ihr, sie soll das mal lassen mit den Hormonen und dieser ganzen Kinderwunschsache." Lustig, dass Sie das sagen, imaginärer Leser, denn der Hund hätte gerne eine Katze. Sie war gerade sechs Tage im Hundehotel auf dem Land, und zwar waren da viele andere Hunde, mit denen sie viel Spaß hatte, aber am liebsten mochte sie die Katzen. Beim ersten Zusammentreffen hat sie sich noch knurrend und mit gesträubtem Fell an sie rangerobbt, aber die Katzen waren das gewohnt und blieben lässig, und am Ende fiel der Abschied schwer. Jetzt ist die kleine Lili zwar wieder bei uns, aber schmollt, findet es langweilig hier und uns beide sowieso doof. Ich bin zwar kein Katzenfreund, aber für den Hund täte ich alles, nur bin ich gegen Katzen allergisch. Es hilft also nichts, wenn Lili Gesellschaft bekommen soll, muss ich welche gebären. Ende der Katzengeschichte. Und wenn jetzt irgend ein Kommentargenie schreibt, was mir denn einfällt, Kinder wären doch nicht dazu da, Hunden die Zeit zu vertreiben, dann kann ich ihm auch nicht helfen.)

Bevor mir die Hormone gleich die Augen zuklappen, noch schnell ein paar Erkenntnisse aus dem Wien-Urlaub: die Wienerin (wenigstens die Wienerin im ersten Bezirk) hat wirklich nicht das allerallerallerklitzekleinste Problem damit, einen Pelz zu tragen, und zwar einen richtigen Old-School-Pelz, nichts aus Kaninchen und auch sonst keinen Mantel aus den Fellen von Tieren, die man sowieso umbringt, um sie zu essen. Richtige, fast bodenlange Nerze, Zobel und was weiß ich was für Dinger. Man könnte ja jetzt denken, die sind an sich alles echte Tierschützer, haben aber den Mantel von ihrer Mutter geerbt, und wegwerfen muss man ihn ja wohl nicht. Das würde ich auch gerne denken, wären da nicht die perfekt darauf abgestimmten Betonfrisuren und das Make-up, das so geschickt hingeschminkt ist, dass es aussieht wie Permanent Make-up, ohne Permanent Make-up zu sein. Aber was soll's, wenn im Ausland alles genau so wäre wie hier, müsste man ja nicht hinfahren - also ruhig, ganz ruhig, auch wenn ich mit fünf Damen an der Fußgängerampel stehe, von denen fünf einen Pelzmantel tragen. Ich hab mein Plastikdaunending jedenfalls so stolz wie möglich getragen und mir gedacht, dass das sicher trotzdem nette, reizende Damen sind.

Dann ist mir noch aufgefallen, dass im Urlaub getrunkener Kaffee irgendwie nicht zählt. Das merke ich nicht zum ersten Mal. Wenn ich zuhause entweder mehr als eine Tasse trinke oder eine beliebige Menge nach zwölf Uhr mittags, kann ich die ganze Nacht nicht schlafen. In Wien war das wieder mal wumpe, wir haben den ganzen Tag lang abwechselnd Grünen Veltliner und Melange in uns reingeschüttet, und nichts davon hat irgend eine negative Wirkung gehabt. Schön, so ein Urlaub.

Und ich will ein Kaffeehaus. Es muss gar nicht so wahnsinnig traditionell sein. Aber darin muss rauchen erlaubt sein, die Bedienungen müssen Berufsbedienungen sein (bloß keine Studenten, bitte bitte nein), es muss einen normalen Kaffeehausnamen haben wie z.B. den Namen des Besitzers oder meinetwegen auch "zum grünen Zebra" oder so, nur nicht so einen blöden Berlin-Namen wie "Sowohl als auch" oder einen blöden Hamburger Namen wie "Drei Tageszeiten" oder irgendwas ironisches mit "Schmidt". Es muss Zeitungen geben und eine Speisekarte, auf der nur gute Sachen stehen und möglichst wenig mit Mozzarella. Ach, ich glaube, das erst zu beschreiben oder zu erfinden wäre zu umständlich, der Einfachheit halber wünsche ich mir, dass folgende Wiener Gastwirtschaften mit Mann und Maus nach Hamburg verpflanzt werden: Zum schwarzen Kameel, Café Prückel und das Café Engländer. (Das Café Landtmann dagegen kann bleiben, wo es ist, genau wie dieses sagenumwobene Hawelka.) Falls das aus irgend einem Grund nicht möglich sein sollte, muss ich eben so bald wie möglich mit Mann und Maus wieder dort hin. (Seit unserem Umzug bin ich weitere Reisen gewöhnt, um an einem Tisch zu sitzen und mir gegen Geld Essen und Getränke servieren zu lassen.)

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