Donnerstag, 30. September 2010

Wie war das noch mal mit Stress und Fruchtbarkeit?

Ich hoffe ja, der Zusammenhang zwischen viel Arbeit und Hektik und wenig Babys ist wieder einer dieser Mythen, die sich einfach nur deshalb so lange und hartnäckig trotz sehr, sehr unzureichender Zahlen und Beweise halten, weil sie so einleuchtend klingen (und weil bei uns Frauen ja alles irgendwie, räusper, psychisch ist. Letzten Endes. Sowieso. Nein?)

Das wäre schön. Denn gerade steuere ich schon wieder auf hektische Zeiten zu.
Aber der Reihe nach.
Heute war ein großer Tag: nicht nur, weil Freundin Klärchen heute nach langer, langer, langer, manche würden sogar sagen: viel zu langer Zeit ihren alten Job aufgegeben hat und nun unterwegs zu neuen, blühenden Ufern mit kilometerlangen Sandstränden ist, sondern auch, weil ich heute per Handschlag eingewilligt habe, aus meiner Dauerbuchung ein halbfestes Arbeitsverhältnis zu machen. In Zukunft werde ich an drei Tagen pro Woche wissen, wo ich hingehe und mein Geld verdiene. Dafür werde ich zwar nicht ganz so üppig bezahlt wie sonst, aber für diesen kleinen Unterschied erkaufe ich mir auch ein bisschen mehr Sicherheit, nicht ganz unwichtig, wo doch hier demnächst so viele Handwerkerrechnungen (und Hamsterhormonrechnungen) anfallen werden. Das heißt zwar, an drei Tagen pro Woche gebe ich meine heißgeliebte Freiheit auf. Aber zum Glück bleiben damit noch vier Tage davon übrig. Blöd nur, dass gerade mein anderer Dauerbucher zwei Projekte angeschoben hat, für dich ich so großzügig bezahlt werde, dass ich bekloppt wäre, sie abzulehnen. Zwar kann ich mir bei diesen Projekten die Zeit frei einteilen, aber für Prokrastinatoren wie mich bedeutet das eher mehr Stress als weniger.

Gut.

Mittendrin nun noch der OP-Termin nächste Woche Mittwoch und der idyllische Kurzurlaub im Schwarzwald mit meinem ältesten Freund.
Zum Glück hat das Essen in Süddeutschland ja so eine irre beruhigende, einschläfernde Wirkung (nur so kann ich mir die Erfolge von CDU und CSU in dieser Gegend erklären), und ich werde diesen Effekt für mich nutzen, so gut ich kann. Nichts hilft so sehr dabei, die innere Mitte zu finden, wie wenn die innere Mitte vollkommen mit Spätzle und Rehgulasch ausgekleidet ist. Es ist wie Ayurveda, nur irgendwie... besser. Das wird ein Spaß. Aber vorher und hinterher wird das ein Stress.

Außerdem muss ich zum Buch sagen: bei amazon ist immer noch alles beim Alten. Langsam wird es peinlich. Und ziemlich ungeschickt, denn nicht nur haben wir längst einen fabelhaften Text für diesen Anlass geschrieben, sondern dank meiner Coautorin haben wir jetzt sogar eine Empfehlung, für die andere sich einen Eileiter durchtrennen würden: der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin höchstpersönlich findet, das Buch ist eine gute Idee, und das dürfen wir sogar auf amazon schreiben. Nur steht da immer noch irgend welcher Quatsch über zu alte Frauen. Harrrrgh. Ich hoffe, das sorgt dafür, dass wir wenigstens nicht hinter Gordon Brown zurückfallen. (Gordon Brown, Britischer Ex-Premier, hat im April ein Buch mit seinen Reden herausgebracht. Im August hatte er 32 Exemplare verkauft. Und wenn ich selbst 33 Exemplare vom Eiertanz kaufen müsste, ich würde es tun.)

Dienstag, 28. September 2010

Und täglich grüßt die Folsäuretablette

Da ist sie wieder, die weiße Klickerklackerbox mit den vielen kleinen Tablettchen, die sich (zwar scheinbar nur bei mir, aber nichtsdestotrotz) bei der kleinsten Erschütterung in alle Himmelsrichtungen verstreuen. Jeden Tag zum Mittagessen nehme ich eine davon. Meistens tue ich es heimlich, denn ich arbeite wieder, und nichts sagt so deutlich "seht her, ich wäre gerne Mutti - oder wer weiß, bin vielleicht sogar schon schwanger?" wie Folsäure in der Hand von Frauen im gebärfähigen Alter.
Mit der Folsäure erobern andere alte Bekannte ihren Platz in meinem Leben zurück. Meine letzte Kinderwunschbehandlung war im Frühling, seitdem war eine lange Atempause, aber nun ist es Herbst, und alles ist wieder da. Gestern Abend hat L. mich gefragt, ob wir vor Weihnachten noch mal für ein paar Tage wegfliegen wollen. Wie gerne würde ich das! Aber hab ich eine Ahnung, was mein Zyklus dazu sagt? Ich weiß ja noch nicht mal, worin genau so eine Stimulationsbehandlung besteht, wie oft und wann ich dafür in der Klinik zu erscheinen habe, und egal, wie aufwendig die Behandlung ist - wenn es dabei auch nur einen einzigen unaufschiebbaren Termin geben sollte, dann weiß ich jetzt schon, der wird genau dann sein, wenn wir weit, weit weg sind. Am Samstag, das gebe ich zu, habe ich bei der Sause mit Mädchen ein paar Zigaretten geraucht (wenn auch nur die leichten Ökofluppen und auch nicht so viele wie sonst), aber jetzt frage ich mich schon wieder, was das mit meinen Erfolgsaussichten macht. Und die Rennerei geht auch langsam wieder los: Einweisungen, Überweisungen, Krankenkasse... ach ja. Man könnte nostalgisch werden. Das Gefühl, dass ich mich bisher immer gefreut habe, wenn es wieder los geht, ist mir noch nicht abhanden gekommen.

Samstag, 25. September 2010

Das Internet, die lahme Schnecke

Jeder Tag beginnt im Moment damit, dass ich auf allen gängigen Buchverkaufsseiten gucke, was da zu unserem Buch steht. Und da steht immer noch der alte Schlonz, den ich doch längst gerne los wäre. Der Verlag kann nichts dafür, aber amazon, libri usw. sind wirklich ganz schön lahme Trinen. Nicht nur, dass unser Buch dort immer noch den unsäglichen Untertitel "Ein Begleiter für Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch" hat (das wollen wir doch mal sehen, ob der Kinderwunsch unerfüllt bleibt, bitteschön!), sondern im Beschreibungstext steht auch so ungefähr "immer mehr Menschen entscheiden sich zu spät, ein Kind zu bekommen. So auch Simone Widhalm und Flora Albarelli" oder so. Harrrgh.

Liebe Abkürzungsdamen, lasst euch davon bitte nicht abhalten, die Texte werden hoffentlich, hoffentlich bald ausgetauscht, und sie haben nichts mit dem Inhalt dieses Buches zu tun. Versprochen!

Freitag, 24. September 2010

Nachsorgenfrei

Heute war Nachsorge in meiner neuen Klinik. Leider noch ohne OP-Bericht, aber trotzdem schon mit den wichtigsten Neuigkeiten. Ohne Bericht aus dem Krankenhaus konnte Frau Doktor noch nicht so viel sagen - aber sie glaubt, es läuft jetzt auf folgenden Plan hinaus: nachdem nun doch nicht achthundertmillionentrilliarden Myome aus meiner Gebärmutter herausgepopelt werden mussten, müssen wir vermutlich auch nicht drei Monate warten, bis wir weitermachen. Und wenn wir weitermachen, dann wohl nicht mit einer IVF, sondern mit drei stimulierten Zyklen. Was auch immer das heißen wird. Und wenn es dann nicht klappt, dann vielleicht ja doch wieder IVF. Ich muss ehrlich sagen, ich hätte damit kein Problem. Ich weiß ja, was mich erwartet, und bei meinem Nebenwirkungsglück - ich glaube, das packen wir. Ansonsten sah der Ultraschall schön sauber aus, auch die Narbe wächst gut zu, und ich fühle mich gut genug, um mich ab Montag wieder buchen zu lassen.

Außerdem bin ich noch mal in mich gegangen, was den Wanderurlaub betrifft. Und ich habe mir überlegt: erstens hat mein Wanderfreund gerade erst einen Urlaub absagen müssen, weil ein Urlaubsbegleiter plötzlich krank geworden ist. Zweitens habe ich mich mindestens so auf diese Woche im Herbstwald gefreut wie er. Drittens waren die Urlaube dieses Jahr nicht sehr üppig gesäht. Und viertens wurde mir versichert, die Bauchspiegelung am 6.10. ist körperlich eine viel kleinere Belastung als der Bauchschnitt vor einer Woche. Vielleicht kann ich erst einen Tag später fahren als geplant. Und mein Gepäck werde ich vermutlich auch per Post vorwegschicken. Aber im Moment bin ich wild entschlossen, zu fahren. Wir müssen ja auch nicht fünf Stunden täglich die Berge hochkraxeln, es reicht ja, wenn wir jeden Tag einen zweistündigen gemütlichen Bummel durchs Herbstlaub machen.

Dienstag, 21. September 2010

Da war doch noch was?

Das Buch. Ich kann es kaum fassen, aber es scheint, dass wir wirklich jetzt fertig sind mit dem Buch. Heute morgen habe ich der Lektorin geschrieben, ja, auch ich bin jetzt einverstanden mit dem Umschlag, und damit geht das Buch vermutlich morgen in Druck. Das einzige, was jetzt noch zu tun bleibt, ist, einen hübschen Text für die Online-Buchläden zu schreiben, und dann schon mal den Wein kalt zu stellen für den Tag, an dem das Paket mit den Belegexemplaren eintrifft.

Jetzt ist es doch ziemlich schnell gegangen, was ziemlich schade ist - ich dachte (wenn und falls ich überhaupt darüber nachgedacht habe) immer, wenn man ein Buch scchreibt, dann schließt man sich zwei Jahre in einer Kate irgendwo am Meer ein und werkelt einsam an seinem Manuskript. Ich dachte an Schreibkrisen, Prokrastination und Spaziergängen, auf denen man innerlich wilde Streitgespräche führt. Ich dachte an Wände, die von oben bis unten vollgehängt sind mit Skizzen, wie das ganze aufgebaut sein soll. Da habe ich wohl falsch gedacht. Die Wahrheit ist, ich habe über ein Jahr lang jeden Tag so am Buch herumgemuckelt, ohne zu wissen, dass es überhaupt ein Buch wird, und dann, nachdem wir den Vertrag hatten, bestimmt sechs Wochen lang nur täglich beschlossen, dass es heute losgeht, ohne dass irgend etwas passiert wäre. Dann wurde es irgendwann eng, sehr eng sogar, fürchterlich eng, und ich habe zwei Wochen lang zu L. nichts anderes gesagt als "jetzt nicht". Und dann war es fertig, vorbei. Es kamen noch ein paar kleine Grabenkämpfe wie der ums richtige Layout oder die Reihenfolge der Kapitel, aber ansonsten - nein, man kann nicht sagen, dass ein Buch das ganze Leben umkrempelt oder sonstwie ein erschütterndes Erlebnis ist. Fast ein bisschen schade. Als hätte ich meinen eigenen Geburtstag verpasst.

Ich fasse es nicht.

Jetzt ist die Visite mit den freien Eileitern schon... Moment... vier Tage her, und ich habe es immer noch nicht verstanden.

Also entweder, vor anderthalb Jahren waren meine Eileiter verstopft, und nun sind sie frei.
Wenn das der Fall wäre, dann müsste ich mal kurz rekapitulieren, womit die letzten anderthalb Jahre so vergangen sind.
Zum Einen habe ich so gut wie immer, wenn gerade kein Zyklus angesagt war, die Pille genommen. Dann habe ich mir ständig größere Mengen widerlicher, mit Sicherheit ungesunder und zweifelhafter Substanzen zugeführt. Ja, ich spreche von den Spritzen, Pasten, Sprays und Pillen, nicht meinen Kochkünsten. Aber auch die sollten Thema sein: letztes Jahr war das Jahr des Schweinerippchens. Es gab Zeiten in den letzten 12 Monaten, da habe ich mir an vier Abenden (vor allem an L.s Tischtennisabenden) Rippchen im Ofen gegrillt. Lüften lohnte sich eigentlich kaum noch, weil die Bude sowieso dauernd vom fettigen, köstlichen Dunst erfüllt war. Zum Glück haben wir unsere Wäsche im Keller getrocknet. Es gab außerdem Pastawochen, Kuchenmonate und Zeiten, in denen ich nicht das Haus verlassen konnte, ohne mir bei der ersten Gelegenheit ein Eis zu holen. Und dann habe ich auch noch unbedingt und erfolgreich meinen alten Freelancer-Traum aus Zeiten der Angestelltenknechtschaft wahrmachen müssen: an irgend einem Tag, wie z.B. einem hundsgewöhnlichen Mittwoch, mangels Auftrag und anderen Verpflichtungen durch eins meiner Lieblingsviertel zu bummeln, irgendwo, wo es gut riecht, anzuhalten, einen Teller Pasta zu essen und dazu ein Glas Wein zu trinken. Am hellichten Tag. Während andere Leute arbeiten, das Treppenhaus putzen oder das Auto waschen. Aber nicht nur Mittags habe ich Alkohol getrunken. Nein, Abends auch, und zwar ziemlich oft und ziemlich viel! Und sogar Zigaretten gab es an und an, und wenn es mal welche gab, dann auch davon ziemlich viele! Irgendwann kam auch der Chinamann ins Spiel, aber wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann habe ich zwar Kräuter brav geschluckt und bin auch zu meinen Nadelterminen gegangen, aber wenn ich behaupten würde, ich hätte mich auch an den Ernährungsplan stramm gehalten (keine Avocado, keine Oliven, wenig Rindfleisch, keine Lammkoteletts, kein Weizen, kein Chili, kein Lachs usw.), dann würde mir eine Nase wachsen, die vom Weltall aus zu sehen ist.
Wenn ich also noch ein mal in einem Fruchtbarkeitsbuch lese, gesunde Lebensweise würde dazu führen, dass sich manchmal die Eileiter wieder öffnen, dann werde ich so dreckig lachen, wie ich kann.

Die andere Möglichkeit wäre, dass die Ärzte vor anderthalb Jahren im anderen Krankenhaus Mist gebaut haben und meine Eileiter die ganze Zeit frei waren. Die ganze lange Zeit, während ich in meine Klinik marschiert bin, mir Spritzen gesetzt und mein spärliches Geld auf den Tresen der Apotheke gepackt habe. Über diese Möglichkeit möchte ich eigentlich nicht nachdenken. Denn auch damals hatte ich ein gutes Gefühl in der Klinik, meine Ärztin wirkte nicht so, als würde ihr so etwas passieren, und überhaupt, wieso sollte so etwas sein? Das klang doch immer nach einer ziemlich idiotensicheren Prozedur, dieses Durchspülen.

Bin ich gespannt auf meinen nächsten Termin in der neuen Klinik. Ich kann mir gut vorstellen, dass es das für uns noch nicht war. Schließlich sitzen dort im Wartezimmer auch Leute, die keine verschlossenen Eileiter haben, mir bleiben immer noch Endometriose, Zysten, Myome und ein nicht mehr ganz taufrisches Alter. Nicht zu vergessen den Hörnchenuterus, auch wenn der angeblich ja kein Problem darstellen sollte.

Sonntag, 19. September 2010

Nur ein so Beispiel

Auf dieser Station liegen nur Frauen, die meisten davon haben Krebs. Aber es gibt hier auch einen Mann. Er ist nicht zu überhören: alle 20 Sekunden brüllt er laut und drängelnd "Halloooo!". Das Konzept Klingel ist ihm nicht nahezubringen. Natürlich ist er krank, aber das sind die anderen auch. Die Frauen geben keinen Mucks von sich. Als ich gerade auf dem Gang war und mir eine Tasse Tee geholt habe, kam eine ca. 80jährige Frau mit ihrem Frühstückstablett angeschlufft. An ihrem Zeigefinger hingen ihr Katheter- und ihr Drainagebeutel, und als sie mich sah, sagte sie freundlich "Guten Morgen!"

Haltet mich nicht für verbohrt, aber ich finde das typisch. Männer. Können nichts ab, und wenn man ihnen irgend eine Art von Schmerzen zumutet, sollte man seine Ohropax in Reichweite haben.

Samstag, 18. September 2010

Extrablatt

Nachdem ich gerade einen ca. Einen Meter langen Post auf meinem Telefon getippt habe und dann L. Angerufen hat und alles weg war, habe iich jetzt keinen Bock, das nochmal zu tun. Darum die News im Staccatostil:

1.vielen Dank für die vielen gedrückten Daumen, diesmal hat's gewirkt.
2. Der böse Polyp war ein Myom und schmort jetzt hoffentlich im Krankenhauskrematorium.
3. Die beiden Myomknospen in der Gebärmutter waren verschwunden; gut für sie.
4. Die Myome außen an der Gebärmutter waren zu klein und zu harmlos, um sie zu entfernen.
5. Meine Gebärmutter hat Hörnchen. Das ist aber in meinem Fall angeblich nicht so schlimm.
6. Meine Gebärmutter, die Eierstöcke, Darm ind Blase sind bombenfest mit Endometriose verkleistert. Deshalb muss ich in zwei Wochen noch mal operiert werden. Dann wird das alles weggemacht.
7. Sie haben mir eine fiese Endometriosezyste entfernt.
8. - und jetzt kommt der Knaller- meine Eileiter haben sie vorsichtshalber auch gespült, und die sind durchlässig.

Wie gehts jetzt weiter? Dürfen wir auf eigene Faust weitermachen? Oder bleiben wir wegen all der anderen Probleme in der Klinik? Sind die Eileiter bei der nächsten Untersuchung dann wieder dicht, und meine Gebärmutter hat dann plötzlich keine Hörnchen, sondern Rüssel oder Saugnäpfe? Meine Damen, bleiben sie dran.

Donnerstag, 16. September 2010

Morgen, Myome, wird's was geben.

Morgen früh um sieben habe ich da anzurücken. Einerseits schade, wäre doch schön gewesen, wenn die großen Ferien mit Ausschlafen anfangen. Andererseits: auch nicht schlecht, noch ganz ausgeruhte und unverbrauchte Ärzte um sich zu haben. Ich war heute noch fix ein paar präsentable Schlafanzüge, Socken und Unterhosen kaufen, damit ich mich nicht genieren muss, duschen war ich auch schon, und gleich packe ich meine Tasche. Alle sind sehr niedlich und wünschen mir so dermaßen feste alles Gute, dass eigentlich nichts schief gehen kann.

Liebe Abkürzungsdamen, ich melde mich bestimmt so schnell wie möglich nach der OP!

Und ihr, Myome, genießt eure letzten Stündlein. Jetzt ist es nämlich vorbei mit dem Spaß.

Dienstag, 14. September 2010

Nachrichten aus dem Gulasch

Ach, das war zu schön, das Wochenende in der Heide. Ich hatte Gulasch gekocht, einen riesigen Topf voll (der Topf war so riesig, dass er im Keller bei den Weberknechten gelagert wurde, und ich Spinnenphobikerin habe ihn ca. 10 Minuten lang geschrubbt, bis ich darin den Speck angebraten habe für die ca. vier Liter Gulasch...), und wie sich herausstellte, ist bei Gulasch jede noch so riesige Menge immer noch zu wenig. Und das, obwohl L. gerade wieder die Dr.Strunzo-Diät macht, ich könnte verzweifeln. Was treibt diesen Mann, einem manischen Greis nachzueifern, der auf dem Titel seiner Bücher mit dem Finger auf die Leute zeigt? Und der allen Ernstes in einem Buch behauptet, dass die Italiener wegen ihres Olivenöls und einem Glas Rotwein täglich so irre gesund sind, um zwei Seiten später eine Hasstirade auf das Weizenmehl zu schreiben? Nimm einem Italiener seine Pasta und sein Weißbrot weg, und du wirst schon sehen, wie gesund das ist. Das ist meine Meinung dazu, aber ich habe natürlich auch keine Ahnung.

Gerade bin ich vollkommen im Jobrappel verschwunden. Ich stehe zu einer miesen Zeit auf, gehe mit dem Hund durch den Regen und versuche ihm dabei das Gefühl zu vermitteln, das wäre jetzt gerade ein ganz toller Spaziergang voller Hundeabenteuer, auch wenn ich dafür 20 Minuten und zwar exakt 20 Minuten Zeit habe. Dann gehe ich zur Arbeit. Dort wartet, wen wundert es, Arbeit und mehr Arbeit und noch mehr Arbeit. Zwischendurch erreichen mich schon erste alarmierende Mails, meinen Zweitjob betreffend. Wenn die Kollegen also ächzend und erleichtert Feierabend machen, dann räuspere ich mich kurz, besteige die Bahn nach Hause und klappe als erste Tat meinen Rechner wieder auf, den ich aus Zeitersparnisgründen auch während der Ubahnfahrt nicht ausschalte, damit ich mir später das Hochfahren spare. Da ist er wieder, der Rechner. Und in seine lieben ergrauenden Tasten hacke ich jetzt die Texte für den Zweitjob, für L.s junges Selbständigkeitsprojekt und für diesen Post. Vorher habe ich noch kurz den Teppich im Treppenhaus mit einem stumpfen Teppichmesser in regelmäßigen Abständen eingeritzt und mit Wasser begossen, denn der muss weg, er ist nämlich alt und eklig und sehr, sehr schmutzig, und darunter ist Holz. Gleich nach Ende dieses Posts werde ich wieder den Rechner zuklappen (nicht ausschalten, man weiß nie) und damit anfangen, den feuchten Teppich rauszureißen. Und dann irgendwann, viel später, wenn ihr alle schon schlafen werdet, dann steige ich in meinen vom Hund zernagten Schlafanzug und gehe ins Bett.

Was genau will ich eigentlich mit einem Baby?

Überübermorgen ist die OP. Noch zwei Arbeitstage, dann kommt die Spritze, die die großen Ferien einläutet. Und dann fahren wir zurück in das Haus, in dem die Zeit nicht in Meetings und Deadlines gemessen wird, sondern in üppigen warmen Mahlzeiten. Wie ich mich auf mein Gulasch freue!

Freitag, 10. September 2010

Nachrichten aus dem Gulag

Die letzten Tage liefen für gewöhnlich so ab: morgens klingelte viel zu früh der Wecker, ich sortierte die verschiedenen Malaissen meines Körpers im Klammergriff von Myomen und Endometriose, ging im eiskalten Bad (mir graut vor dem Winter, Einfachverglasung) duschen, stand, ehe ich michs versah, mit Lili auf der Wiese, sammelte ihre Prachtwurst ein, gab sie (den Hund, nicht die Wurst) schnell zuhause ab und machte mich mit Rechner und Thermoskanne im Gepäck auf den Weg in die Stadt. Dort arbeitete ich bis Abends um sieben, stieg in die Bahn nach Hause, warf dorf fluchend meine Tasche in die Ecke, klappte den gerade erst ausgeschalteten Rechner wieder auf und machte mich wahlweise (oder auch gleichzeitig) daran, meinen anderen Auftrag abzuarbeiten, das Buch korrekturzulesen, zu spülen, zu kochen, zu essen und wenigstens die notwendigsten Instandhaltungsmaßnahmen wie bügeln, waschen oder Nägel schneiden zu erledigen. Dann chapüh und wieder von vorne.

Fällt euch was auf? Posten kommt in dieser Aufzählung nicht vor. Und dabei hätte ich sogar was zu erzählen. Z.B., dass ich mir gerade ziemliche Sorgen mache, dass meine Halsschmerzen bis zum OP-Termin noch schlimmer werden und die mich dann doch nicht aufschneiden. Oder die Überlegung, ob ich das nun demnächst wirklich, ganz ehrlich und mit allen Konsequenzen durchziehen will mit dem TCM-Bootcamp. Daran ist nicht nur die Zeit schuld, die gestern geschrieben hat, das wäre doch alles immer noch esoterischer, als es sein sollte. Unabhängig davon schmort dieses Thema nun schon seit einigen Tagen in mir: will ich wirklich so viel Geld dafür ausgeben, jemanden in meine Ernährung eingreifen zu lassen, an dessen Vorschriften ich mich sowieso nicht halten werde, wie ich mich kenne? Woraufhin ich ständig ein schlechtes Gewissen haben werde, und das, wo in meiner Welt Schuldgefühle beim Essen nichts verloren haben? Hm.
Das alte Hottehü. Äh, Hü und Hott.

Samstag, 4. September 2010

Schluss mit lustig

Heute in zwei Wochen werde ich mit ein paar frischen Löchern im Bauch dem langen, dumpfen Krankenhausabend entgegendämmern. Und ich finde, es wird diesmal wirklich Zeit, unters Messer zu kommen.
Natürlich bin ich nicht scharf auf die Wochen danach, in denen ich weder Radfahren noch Schwimmen noch sonstwas darf, und ich habe auch nicht mehr Spaß als andere Menschen daran, zu duschen, während 30% meines Körpers nicht mit Wasser in Berührung kommen dürfen und gleichzeitig so fröhlich orange leuchten, dass ich nichts lieber täte, als mit der Nagelbürste draufloszuschrubben. Trotzdem finde ich, es könnte jetzt mal so weit sein.
Seit sechs Wochen blute ich jetzt jeden Tag. Zwar immer nur ein bisschen, aber es vergeht trotzdem kein Tag ohne Blut. Und ohne die dazu passenden Regelschmerzen auch nicht. Und selbst ich, auch bekannt als Runter-damit-Flora, habe Skrupel, jeden Tag mit einer Ibuprofen ein- und auszuläuten. Dazu kommt noch, dass ich inzwischen so ca. alle 90 Minuten auf die Toilette muss. Nachts stehe ich meistens so zwei-drei mal auf. Die Endometriose und die Myome denken wohl, nachdem die letzte OP schon anderthalb Jahre her ist, sie können sich alles erlauben, Mutti ist unbekannt verzogen und kommt nicht wieder. Da haben sie sich geirrt. Mutti schmiedet Rachepläne. Warte nur, blödes Gewächs. Haltet mich nicht für bescheuert, ich merke genau, was ihr da unten treibt. Eure Remmidemmi-Abende sind gezählt.

Donnerstag, 2. September 2010

Nur noch siebeneinhalb Stunden bis zum Stammtisch.

Angesichts des schäbbigen, unentschlossenen Wetters finde ich, wir treffen uns ab sieben im Gloria. Vorteile: Wer rauchen will, kann rauchen, wer lecker essen will, kann lecker essen, wer nur trinken will, kann auch das. Und es ist nicht ganz so vollgepackt und dichtgedrängt, dass hinterher halb Hamburg über unsere Malaissen Bescheid weiß. Ich ruf da jetzt an und reserviere einen Tisch. Selbst werde ich vermutlich so gegen zehn nach sieben da eintrudeln. Ich freu mich schon auf euch alle!