Sonntag, 2. Mai 2010

Ohne Nachtisch ins Bett

Jedes Mal beim Fasten kommt der Moment, an dem ich mir denke: was soll das eigentlich, ich kann doch auch einfach ein bisschen mehr Sport treiben und ein bisschen gesünder essen. Dieser Moment ist JETZT, und ich hoffe, er geht schnell vorbei. Dabei geht es mir noch nicht mal schlecht. Ich bin ein bisschen schwach auf den Beinen, aber gestern war ich bestimmt zweieinhalb Stunden mit dem Hund spazieren und habe noch zu Fuß mein Fahrrad vom 30 Minuten entfernten Griechen abgeholt, an einem Tag, an dem man laut Fastenbuch auch mal gut im Bett bleiben und "die Gedanken schweifen" lassen kann. Und der Tag heute fing an mit einer Dreiviertelstunde Yoga.
Seit gestern früh habe ich zu mir genommen: 100 ml Gemüsesaft, 250 ml Bio-Obstsaft, zwei Zitronenspalten zum Auslutschen nach dem Abführsalz, und davon abgesehen ungefähr fünf Liter Mineralwasser und Kräutertee. Währenddessen hat L., der gerade nach der Strunz-Diät lebt, einen Liter selbstgemachtes Melonen-Buttermilch-Ahornsirup-Eis neben mir auf der Couch gegessen und plant jetzt seinen großen Spargeltag. (Was müsst ihr nur für ein Bild von unserem Haushalt bekommen! Nein, wir sind keine Ernährungsnazis, normalerweise umarme ich eine Schüssel Pasta und hau mich aufs Sofa. Wie jeder andere normale Mensch auch.)

Also gut. Ich sage mir folgendes:
1. Kann ich mich noch genau erinnern, was für ein Spaß das Essen nach dem Fasten ist und wie glücklich man über jede Kartoffel und jedes Möhrchen ist. Darauf freue ich mich.
2. Habe ich mir im letzten halben Jahr dauernd vorgenommen, mich gesünder zu ernähren und nicht mehr so viel zu fressen, vor allem nicht abends. Ich wollte das wirklich und hab es trotzdem nicht geschafft. Sehen wir die Fastenwoche als harten Entzug von meinem Scheunendrescherleben. Vielleicht klappt es ja danach.
3. Wenn mir das alles wunderbar leicht fallen würde, müsste ich nicht fasten. Genau so, wie es jetzt ist, soll es wohl sein.
4. habe ich selten fünf Tage lang so wenig Geld für Lebensmittel ausgegeben.
5. Soll beim Fasten ja auch noch eine ganze Menge mehr passieren als nur Ernährungsumstellung und Entgiftung. So ein Fusselhirn wie ich hat zum Beispiel große Sehnsucht danach, sich besser konzentrieren zu können, ruhiger zu werden und sich nicht mehr so gehetzt zu fühlen.
6. hab ich die vage und vermutlich ziemlich spinnerte Idee, wenn mein Körper sich an meinen Fettreserven sattgeknuspert hat, dann nimmt er sich vielleicht die Myome vor. Nein, spart euch den Protest, liebe fachkundige Kommentatorinnen, ihr müsst mir nicht erklären, dass das Blödsinn ist. Aber ich würde gerne ein bisschen dran glauben. Und es hilft mir beim Durchhalten.

Ich lasse also weiter die Finger vom Kühlschrank und hoffe das Beste.

Lili muss übrigens mitmachen. Heute Nacht irgendwann zwischen zwei und fünf hat sie einen riesigen Dünnschiss-Haufen in den Flur gemacht. Und das Welpenbuch sagt, bei Durchfall kriegt der Hund einen Tag lang nichts zu essen. Sie ist not amused.

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