Dienstag, 4. Mai 2010

Heute in zehn Jahren

Heute habe ich über einen guten Untertitel für das Buch nachgedacht. "Begleiter für Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch" finde ich aus zwei Gründen nicht gut: Erstens betrifft das alles hier nicht nur Frauen, und zweitens wollen wir doch wohl VERDAMMT NOCH MAL erst mal sehen, ob der Kinderwunsch unerfüllt ist und bleibt. Und während ich so gebrütet habe über verschiedenen Umschreibungen des Zustands, in dem wir uns gerade befinden, demnächst befinden oder noch vor kurzem befunden haben, wurde mir nicht nur wieder mal klar: Stimmt ja, ich mache gerade eine Kinderwunschbehandlung. Ok, heute habe ich mir keine Spritze gegeben, gestern auch nicht, und auch morgen wird es nicht dazu kommen, dass ich mir Würste ins Bauchfett kneife und äußerlich Alkohol anwende. Aber irgendwann sehr demnächst wird es wieder losgehen damit.

Ich habe mich aber auch gefragt, was für eine Zeit das gerade ist und wie ich sie eines Tages mal sehen werde. Das hängt vermutlich davon ab, wie die Geschichte ausgeht. Wenn es klappt, dann werde ich diese Monate (Jahre?) vielleicht irgendwann mal ganz herablassend und gutmütig schmunzelnd betrachten, so wie die meisten von uns die Wochen vor dem Abi nach ein paar Jahren sehen oder die Führerscheinprüfung. "Mann, hatte ich Muffen." Alles in dem wohligen Gefühl, am Ende den Lappen bekommen und die Klausuren doch eigentlich alle ganz ordentlich hingekriegt zu haben. Als wäre man damals ein hysterisches Schisshäschen gewesen oder hätte sich aus Koketterie oder Aberglauben gesträubt, fest daran zu glauben oder sogar sicher zu sein, dass es klappt.

Vielleicht klappt es aber auch nicht. Dann ist das hier eines Tages mal die Zeit, in der wir gekämpft haben und tatsächlich dachten, auch wir werden mal Gespräche über Babysitter führen oder jammern, weil in unserem Stammcafé der Zwillingswagen nicht durch die Tür passt. Irgendwann haben sich die Zeichen gehäuft, dass das vielleicht auch nicht so sein würde, aber wir haben weiterhin die Mundwinkel nach oben gerissen und einfach beschlossen, weiterzumachen. Die Zeit, in der auch wir mal alles mitgemacht haben. Und mit den Jahren fangen wir vielleicht sogar an, uns dafür zu entschuldigen und zu glauben, das wäre ja im Grunde genommen von Anfang an Wahnsinn gewesen.

Ihr ahnt nicht, wie gespannt ich bin, wie das alles mal ausgeht. Wobei - doch, tut ihr doch. Wenn das einer ahnt, dann ihr.

3 Kommentare:

  1. Liebe Flora,

    hab mich schon gefragt, ob du das mit dem Untertitel warst oder jemand anders und hab mich deshalb nicht getraut was zu schreiben. Aber jetzt, ich finde den irgendwie auch doof und bin sicher, dass dir was viel besserers einfallen wird!!

    Liebe Grüße, Enibas (die auch gerade passiv in Behandlung steckt ;-) )

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  2. Du sprichst mir aus der Seele - wie oft habe ich schon darüber nachgedacht wie ich in einigen Jahren auf diese Zeit schauen werde. Wenn es klappt, werde ich sagen: gut, dass es war wie es ist: den positiven Schwangerschaftstest werde ich ganz sicher mit größerer Wertschätzung in der Hand halten und alles das was ich in den letzten drei Jahren beruflich geschafft habe, möchte ich auch um -fast- nichts missen. Und über einige Aktionen und den Kauf viel zu vieler Schwangerschaftstest würde ich dann ebenfalls sicher schmunzeln. Fein wäre das.

    Wenn es jedoch nicht klappen sollte, dann möchte ich es JETZT wissen. Nicht erst wenn es nichts mehr schön zu reden gibt. Dann könnte ich mich jetzt mit der Enttäuschung auseinandersezten, meine Lebenspläne (wenn es so etwas gibt, bzw. das vom Schicksal oder wem auch immer überhaupt ernst genommen wird) umstellen und mich beispielsweise ohne irgendwelche Bedenken nochmal im Ausland bewerben, ich würde Zeit, Geld, Energie und vor allem Tränchen sparen.

    Lange Zeit hatte ich die Befürchtung, dass - sollte auch in zehn Jahren auf meinen Kinderwunsch das Adjektiv "unerfüllt" zutreffen- ich in jener Reue zurückblicken werde zu denken "wie konntest Du Dich nur so verrennen...das hätte Dir doch von Beginn an klar sein müssen, dass es so ausgeht."
    Aber... kürzlich habe ich überlegt, was ich meiner besten Freundin auf solch eine Überlegung eigentlich antworten würde (es ist doch seltsam, ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber meine Ratschläge an meine Freunde sind viel weiser als jene an mich selbst...) Und ihr - also der besten Freundin T., ihr würde ich den Hintern ob solcher Überlegungen versohlen und ihr sagen: Also... wenn es etwas gibt für das es doch mal DICKE lohnt, sich zu verrennen und hunderte von Schwangerschaftstests zu kaufen, dann ein Eiertanz -auch wenn er über Jahre geht. Und ja, auch wenn er am Ende erfolglos ist. Denn ich würde am Ende sicher mehr bereuen, nichts versucht zu haben.

    Es grüßt und drückt feste die Daumen für uns alle,
    A.

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  3. Liebe Flora, genau das macht mir Angst. Das was in 10 Jahren ist, wenn's nicht klappt. LG wuzal

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