Donnerstag, 11. März 2010

Alles, was ich zum Thema Feng Shui zu sagen habe

Vor ewigen Zeiten gab es mal einen jungen Herrn, in den war ich von weitem schrecklich verknallt. Und zwar verknallt auf die Teenie- und Filmstar-Art. Wenn er um die Ecke bog, hätte ich nicht mehr sagen können, wie ich heiße. So schlimm war das. Ich hätte darum auch niemals irgend etwas unternehmen können, damit wir uns kennen lernen. Atmen war ja schon zu viel. Eines Tages geschah das unvorstellbare: ich saß in meinem Hiwi-Büro an der Uni, und er stand plötzlich in der Tür, grinste mich an und sagte, wir könnten ja mal einen Kaffee trinken gehen. Ihr denkt, solche Dinge passieren nicht, aber genau so war es. Danach dauerte es allerdings noch fast vier Monate, bis er mich tatsächlich anrief, und dann noch mal ca. zweihundert romantische Mondscheindates, bis endlich was passierte. Zweihundert mal fast, aber nie wirklich. Das hätte mir zu denken geben sollen. Mein ältester Freund sagte: wenn beim ersten Date nichts passiert, ist das romantisch. Wenn beim dritten Date nichts passiert, ist das einfach nur noch bescheuert. Ich hätte auf ihn hören sollen, hab ich aber nicht. Irgendwann, endlich, an einem Abend, an dem ich mir fest vorgenommen hatte: Atemstillstand hin oder her, wenn er heute nichts tut, tu ich was - da war es dann so weit. Und ich war so vollkommen glücklich wie noch nie vorher. Dieser Zustand hielt 48 Stunden an, dann fing es schon wieder an, merkwürdig zu werden. Und eine Woche später war Schluss. Wir sind dann trotzdem Freunde geblieben, weil er mich doch so schrecklich gern hatte. Es folgten mehrere Monate, in denen er immer mal wieder versuchsweise knutschen wollte, um zu sehen, ob sich da immer noch nichts tut - äh, leider nein. Ich war kurz vorm Durchdrehen. Aber dann passierte etwas, was gut für mich war. Ganz allmählich - anfangs kaum zu bemerken - sind mir Kleinigkeiten aufgefallen, die mich genervt haben. (Abgesehen von dem ganz dicken Klops, dass mich da jemand in französische Restaurants ausführte und hinterher auf dem Parkplatz wild knutschte, nur um dann mehr oder weniger kommentarlos in sein Auto zu steigen und wegzufahren...) Fast jede dieser Kleinigkeiten sorgte auf eine schleichende Art dafür, dass man sich nach einem Treffen mit ihm wie Klein Doofi fühlte. Ein Knüller in seinem Repertoire war zum Beispiel dieser: Dieser junge Herr war ziemlich viel rumgekommen in der Welt. Er hatte von seinen Reisen jede Menge wertvolle, bewusstseinserweiternde Erkenntnisse mitgebracht. Aber leider auch die Angewohnheit, seine Mitmenschen ständig zu korrigieren, wenn sie irgend ein Wort nicht genau so aussprachen, wie es in seinem Ursprungsland ausgesprochen wurde. Dabei sagte er nicht "hm, eigentlich spricht man das folgendermaßen aus:", sondern er tat es auf eine viel nervtötendere Art, die er aber für sehr diplomatisch hielt: er wiederholte unter einem Vorwand das Wort im nächsten Satz und sprach es betont anders aus. Dann lächelte er sehr souverän. Ich wusste z.B. nicht, dass man die Stadt Caracas nicht auf der ersten, sondern auf der zweiten Silbe betont. Da konnte er mir weiterhelfen. Es hatte ein bisschen was davon, wenn reiche Hausfrauen Käse kaufen gehen und jede Käsesorte besonders korrekt aussprechen und den Namen gerne auch noch mal wiederholen, wenn die Käseverkäuferin da nicht so richtig mithalten kann. Feng Shui war auch so was: ich dachte immer, man spricht Feng Shui "Feng Schui" aus. Falsch! Richtig muss es heißen "Faong Schohej" oder so.

Die Unterhaltung dazu ging ungefähr so:
Ich: "Vielleicht ist es ja schlecht für mein Uni-Feng Schui, wenn auf meinem Schreibtisch eine drei Wochen alte Banane liegt."
Er: "Aaaaaah, Faong Schohej, die uralte chinesische Kunst, die richtigen Dinge an den richtigen Platz zu tun! Interessant!"

(Jetzt fragt ihr euch vermutlich, warum es überhaupt dazu kommen konnte, dass ich es länger als fünf Minuten in seiner Gegenwart ausgehalten habe. Dazu kann ich nur sagen: eigentlich ist er ein wirklich netter, feiner, kluger Kerl. Bis auf diese kleinen Macken, für die ich sogar dankbar sein sollte, denn sie haben mir dabei geholfen, Abstand von ihm zu gewinnen, was mir sonst vermutlich bis heute nicht gelungen wäre, und das wäre sehr schade gewesen, denn dann hätte ich L. verpasst. Inzwischen sind der Spezialist für korrekte Aussprache und ich wohl wirklich Freunde und haben beide die gleichen Hoffnungen und Erwartungen und Wurschtigkeiten, was uns beide angeht: sich von weitem gernzuhaben, ab und zu mal zu sehen, dazu ein Bierchen zu trinken und froh zu sein, wenn es dem anderen gut geht. Er hat inzwischen übrigens ein Kind. Aber das ist eine lange Geschichte, die hier nichts verloren hat.)

Jedenfalls, das ist so ziemlich alles, was ich zum Thema Feng Shui zu sagen habe. Aber ich habe so die dumpfe Ahnung, dass es etwas damit zu tun hat, so zu leben, dass man vorbereitet ist auf das, was man sich von der Zukunft erhofft. Und was das betrifft, habe ich Neuigkeiten. Wir haben einen Notartermin. Und wenn der vorbei ist, werden wir ein Haus haben. Ein richtiges, echtes Haus aus roten Backsteinen mit weißen Fenstern. Mit einem Dachboden, den man als Spielzimmer ausbauen kann. Und sonst noch sechs Zimmern, von denen die meisten fabelhafte Kinderzimmer abgeben würden. Bis dahin aber auch sehr gute Flora- oder L.-Zimmer. Faong Shohej. Feine Sache! Uralte chinesische Dings-Kunst!

1 Kommentar:

  1. ..na dann ist ja wohl neben dem notartermin auch ein termin mit einem feng shui berater im neuen haus sinnvoll, ihr wollt doch sicher nicht ohne die jahrhunderte alte chinesische weisheit euer haus umbauen,einrichten usw...denk an all die positive energie,die dann nur so strömen würde...
    c.

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