Donnerstag, 18. Februar 2010

Wir laufen uns schon mal warm

Sonntag nehme ich meine letzte Pille. Das heißt, Mittwoch werde ich vermutlich meine Tage haben, und Donnerstag sitze ich dann wieder mal mit nacktem Po auf einer Papierserviette und hoffe schwer, dass sich nicht schon wieder neue blinde Passagiere in meinem Bauch eingenistet haben. Das traditionelle "Ich hab bestimmt ne Zyste"-Grummeln rumort seit gestern in meinem Bauch, aber wir kennen das schon und überlassen die Antwort auf die Frage, ob ich nun eine Zyste habe oder nicht, schön dem Ultraschall statt meinem Fusselhirn.

Es geht also wieder los. Und zwar auf jeden Fall, denn sollten die beiden letzten Tiefkühlwürmchen das Auftauen nicht überstehen, dann biegen wir direkt ab zur nächsten IVF. Ich fühle mich, wie sich vermutlich leidenschaftliche Jogger fühlen, wenn sie aus dem Fenster gucken und feststellen, dass es langsam Frühling wird. Oder wie Fußballfans, wenn die Sommerpause vorbei ist.

Fürs gute Karma gehen wir am Montag auf einen Kindergeburtstag, ein Knirps aus der Verwandtschaft wird zwei, und Mitte März bekommt er ein Geschwisterchen. Ich werde also ein Riesentablett voller bunter Kindertörtchen mit Smarties und Zuckerguss obendrauf backen, in den nächsten Tagen gehe ich in das niedliche Spielzeuggeschäft gegenüber und kaufe ihm was Schönes, und dann werden wir einen Nachmittag lang zwischen lauter Bäuchen und Babies sitzen. Ist man mit zwei noch zu klein für den Räuber Hotzenplotz? Ist man mit 36 zu groß für einen Kindergeburtstag? Ach, das wird bestimmt lustig. Und zur Sicherheit stelle ich für Abends eine Flasche pinke Brause kalt. Ich seh mich schon gegen zehn sturzbetrunken vom Balkon grölen: "Mein Leben ist super! Siehst du mich, Hamburg?"

In einer kleinen feinen Apotheke in dieser Stadt, die sich auf Frauen mit Unterleibs-Quatsch spezialisiert hat, steht gerade eine Schachtel Crinone im Regal. Schneeweiß und unberührt steht sie da. Die ist für mich. Und vielleicht ist sogar auch die eine oder andere Gonal-Spritze für mich im Regal nebenan. Ich guck aus dem Fenster und freu mich. Es ist ein bisschen, als ob es Frühling werden würde.

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