Dienstag, 26. Januar 2010

Eintrag von einer, die heute früh um sieben bei minus 12 Grad ihrer Nachbarin im Schlafanzug im Garten begegnet ist

Um Missverständnissen vorzubeugen: nein, der Hund bleibt nicht so klein, wenn sie groß ist, wird sie ein Airedale, und wie es aussieht, ein ziemlich riesiger, denn sie hat Pfoten wie ein junger Tiger. Im Moment ist sie allerdings noch ein Rauhhaardackel mit zu großen Füßen.

Und ich glaube immer noch fest daran, dass dieser Hund zu Großem berufen ist. In der ersten Nacht musste ich mit ihr um neun, um zehn, um halb drei, um halb vier, um fünf, um halb sechs und um sieben raus. In der zweiten Nacht um neun, um elf, um fünf, um sechs und um sieben. Und heute, in der dritten Nacht, um zehn, um elf, um viertel vor zwei (das war aber L.s Idee, nicht ihre), um viertel vor sieben (falscher Alarm) und um acht (wir können Haufen und Pischi vermelden. Feiner Hund.) Wenn das so weiter geht, dann habe ich sie in sechs Wochen so weit, dass sie mittags ihren dicken Spaziergang hat, morgens einen mitteldicken Spaziergang, dann um elf noch mal raus muss und mich ansonsten morgens und nachts schlafen lässt. Andere Hunde hat sie auch schon getroffen (liebt sie, sie umarmt sie immer sofort und gibt ihnen ein Küsschen und vergießt bittere Tränen beim Abschied), Autos (Hassliebe, manchen will sie hinterher, vor anderen hat sie Angst), Fahrräder (böse. Böses Fahrrad.) und andere Menschen (Freunde! Überall Freunde!). Ich weiß, dass junge Hunde erst mal ganz behutsam ihre nähere Umgebung kennen lernen sollen, aber so ist das eben in der Stadt, ich hab die Autos, Hunde, Menschen und Fahrräder nicht gerufen, die kommen einfach so. Wir fahren allerdings ganz bald, sobald sie hier wirklich glücklich zuhause ist, zu ihrem Zweitwohnsitz aufs Land, wo wir die ersten beiden Tage waren. Wozu hat der Hund schließlich ein Wochenendhaus?

Jetzt drängt sich natürlich endgültig die Frage auf, wieso? Ist der Hund mein Babyersatz? Habe ich aufgegeben, kann das aber noch nicht zugeben? Ich hab mir auch schon Gedanken gemacht, und ich glaube, ich kann bestimmt nicht behaupten, dass der Hund zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts, rein gar nichts, mit meinem verflixten Kinderwunsch zu tun hat. Natürlich ist es schön, etwas Kleines zum Kümmern zu haben, und auch sonst tut sie ständig Dinge, die man als "Salz in die Wunden streuen" bezeichnen könnte, wenn da Wunden wären. Sie jammert nachts ein bisschen im Schlaf, sie kommt angeschwänzelt und will gestreichelt werden, sie läuft mir überallhin hinterher, sie ist eben auch ein Baby, wenn auch eins mit reichlich viel Haaren auf dem Rücken. Aber ich bin immer noch ihr Frauchen und nicht ihre Mutti, eine Mutti hat sie nämlich schon, ich hab sie gesehen und gestreichelt, sie sah mir nicht ähnlich. Sie kriegt keinen Schnuller und keine Küsschen, und falls ich in den nächsten Jahren sterben sollte, wird sie auch nicht mein Alleinerbe.
Alle, die mich auch außerhalb des Blogs kennen, wissen, dass ich immer schon einen Hund wollte, auch zu Zeiten, als weder L. noch ein Kinderwunsch irgendwo am Horizont auszumachen waren, und auch schon zu Zeiten, als ich dachte, um schwanger zu werden, muss ich nur die Pille mal ein bisschen zu spät nehmen und im falschen Moment zu lässig sein. Manche Wünsche hat man jahrelang, und sie warten bis zu dem Moment, wo sie richtig gebraucht werden, und dann macht man das eben. Ich wollte auch immer schon mal in Italien leben oder in New York, und vielleicht passiert irgendwann irgend etwas, was dafür sorgt, dass ich es eines schönen Tages wirklich tue. Wenn es so weit ist, kann ich mir auch sagen, ach ja, es geht hier nicht um Italien, sondern um diese blöde Sache, die mir gerade passiert ist. Das ist ja nur ein Ausgleich! Dazu würde ich mir dann aber antworten, erstens: was heißt hier "nur", und zweitens: dieses neunmalkluge Psychogedeute ist mir pipikackegal, lass also stecken, Flora.
Jetzt hab ich also einen Hund, und das ist eine feine Sache. Ein Hund war Teil des Traums vom herrlichen Freiberuflerleben, der wahr geworden ist (wer weiß, vielleicht werden die Tage mit Laptop im Park oder das Mini-Büro mit Dachterrasse und einem Kühlschrank voller Rosé ja auch noch wahr?). Ich kann es kaum abwarten, bis sie groß ist und mit mir durch die Heide und den Schwarzwald wandert. Geplant ist eines fernen Tages auch eine Alpenüberquerung. Und am Ende - wenn alles noch besser läuft, als ich es mir jemals vorstellen kann - hat das Tierchen auch noch den "wenn man schon ein Kind adoptiert hat, klappt es plötzlich"-Effekt. Nicht das Wunder der ungespritzten Empfängnis, aber einfach ein bisschen mehr Glück beim nächsten Mal.

Wollen wir den Hund übrigens der Einfachheit halber Lili nennen?

2 Kommentare:

  1. Lili ist toll! Perfekt. Du wirst sehen, in Deiner Welpen-Spiel-Gruppe heißen ganz viele so. Egal ob Tier- oder Menschkind.

    Sie ist sooo zauberhaft.

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  2. Großartig! Herzlichen Glückwunsch zu dem Tier, zu Lili!
    Ich wünsche Dir nur wenige schlaflose Nächte und versteck' Deine Schuhe, kleine Mädchen lieben Schuhe!!!
    Liebe Grüße, A.

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