Mittwoch, 4. November 2009

Rückübertragung? Laaaangweilig.

Den Countdown zu meiner ersten Auftau-Rückübertragung könnt ihr euch folgendermaßen vorstellen:
Ich wache irgendwann morgens auf, wenn es noch dunkel ist, und muss aufs Klo. (Nebenwirkung Nr.2, das passiert mir sonst eher nicht.) Bei der Gelegenheit gibt es meine Schilddrüsentablette. Zurück ins Bett, wo ich noch mal tief und fest einschlafe (Nebenwirkung Nr.3, auch das passiert mir sonst nicht, "tief und fest" sind keine Stichworte, die mir zu meinem Schlaf einfallen). Wenn ich dann auf bin, wundere ich mich ein bisschen, dass ich trotz alkoholfreier Zeiten so etwas wie einen Kater habe, wenn auch nur einen klitzekleinen. Dann gibt es grünen Tee (der putzt das Katerchen weg, und wenn jetzt jemand einen Kommentar schreibt, dass grüner Tee genau so verboten ist wie Kaffee oder schwarzer Tee oder Alufolie oder Lachen bei Vollmond, dann werde ich ungemütlich!) und dann eine Estrifam. Das Mondgesicht hat sich übrigens nicht weiter verstärkt. Estrifam und ich, wir sind nach wie vor miteinander im Reinen.

Dann geht der Tag seinen Gang. Wart ihr vorhin kurz neidisch, als ich erwähnt habe, ich würde morgens noch mal tief und fest einschlafen? Kann ich verstehen, das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite usw., aber an die von euch, die weiterhin jeden Tag ihren stressigen Job haben und am Ende jedes Monats ihr Gehalt auf dem Konto: wir können gerne tauschen. Ich maile meinen verschiedenen Eisen im Feuer hinterher, muss meistens auf irgend ein Amt in einem weit entfernten Stadtteil, telefoniere mit meinem Steuerberater, schreibe einen Post und raufe mir die Haare, dass immer noch keine Aufträge reinkommen. Jetzt ist es so ungefähr 16 Uhr. Meine traditionelle Grübelstunde. Ich frage mich, wieso ich diesmal so gar nicht aufgeregt bin angesichts der Blümchen in Lauerstellung. Vielleicht ja deshalb, weil L.s Mantra "freu dich nicht zu früh" inzwischen dank der Fehlgeburt ein ganz anderes Aroma bekommen hat. Selbst, wenn ich auch diesmal wieder positiv teste, und selbst, wenn die ersten zwei-drei Untersuchungen danach einwandfrei laufen, kann ich mich vermutlich noch nicht so richtig entspannen. (Inzwischen hat L. mit einem befreundeten Kinderarzt gesprochen, der in einer Hamburger Klinik auf der Geburtsstation arbeitet, und der hat ihm erzählt, die magische Grenze wäre eigentlich nicht nach dem dritten, sondern erst nach dem fünften Monat. Na toll. Das bedeutet, dass die sorgenfreie Zeit so ca. vier Wochen anhält, denn dann fängt man schon wieder an, sich wegen einer Frühgeburt zu fürchten oder sich vor der anstehenden Geburt zu gruseln.)
Vielleicht kommt die Befruchtungs-Langeweile ja auch daher, dass wir diesmal alles eine Nummer kleiner machen. Weniger Medikamente, ein weniger langer Plan von der ersten bis zur letzten Pille, weniger Chancen wegen der zwei Myome.
Oder die Langeweile kommt daher, dass mein Leben im Moment einfach leider ziemlich langweilig ist.

Jedenfalls, nachdem ich all das gründlich durchgegrübelt habe, koche ich, und beim Essen bespreche ich das alles noch mal mit L., dessen Hauptjob im Moment es ist, immer den Ball flach zu halten. So lange ich beteiligt bin, ist das eigentlich immer der wichtigste Job. Er macht ihn sehr gut. Dann geht L. zum Training, und weil Joggen immer noch weh tut, gehe ich auf die wii. Ihr lächelt milde und denkt euch, das soll Sport sein? Ich kann euch versichern, seitdem es wii fit plus gibt, ist es Sport. Ich habe im Moment Muskelkater an Körperstellen, an die ich seit Jahren nicht gedacht habe. Nachdem L. sich drei Stunden lang ausgetobt hat und ich drei Stunden Yoga, Schneeballschlachten, Fahrradfahren, Klappmesser und anderen Kram hinter mir habe, kommt L. nach Hause, macht sich ein Bierchen auf, und ich koche mir noch einen schönen Kräutertee. (An dieser Stelle hoffen vielleicht manche von euch darauf, dass ich euch nun endlich verrate, welche bizarren Sexualpraktiken wir pflegen oder wie wir rausgehen und alten Damen die Handtasche klauen, nur damit etwas Leben in die Bude kommt. Da könnt ihr leider lange warten, denn genau so langweilig, wie es sich liest, ist unser Leben im Moment.) Dann ist es Zeit für die zwei Abend-Estrifam, und ca. eine halbe Stunde danach ratze ich tief und - wie war noch dieses untypische Wort, wenn es ums Schlafen geht? Fest. Ach so, ja.

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