Dienstag, 17. November 2009

Radaubrüder

Der Tag im Bett war gestern, heute hat er damit angefangen, als erstes die Küche aufzuräumen, mir einen Tee zu kochen (nicht schwarz und noch nicht mal grün), während das Wasser warm wurde, mir mein Crinone-Röhrchen reinzudrücken, und erst mal zu gucken, was in meinen Mailboxen so los war. Bevor ihr fragt: nichts mit Jobbezug. Ich werde langsam, aber sicher wahnsinnig. Zumal der Plan ja eigentlich mal war, wieder unter Dach und Fach zu sein, bevor ich ein zweites Mal schwanger bin und es mir mit meinem Arbeitgeber und dank seiner Geschwätzigkeit mit noch sämtlichen anderen verscherze. Meine Oma sagte Samstags am Kaffeetisch zu mir: "einen Job suchst du dir aber erst mal nicht. Du musst jetzt erst mal ein Kind kriegen." Ach, Oma. Wenn es ganz blöd läuft, komme ich auf die Art in dein Alter, bis ich das nächste Mal wieder ran darf.
Es liegt auch nicht an mir. Es liegt an den Zeiten. Das ist zwar nur ein schwacher Trost, aber immerhin ein Trost. Im Moment stellt in meinem Beruf niemand irgendwen an.

Nun habe ich für heute wieder genug gequengelt. Damit zu einem Thema, über das andere im Netz gerne quengeln: Crinone scheint mir ziemlich unbeliebt zu sein! Manche fluchen über den Preis. Dazu kann ich nichts sagen, billig ist es nicht, aber ich weiß nicht, wie dieser Preis zustande kommt und bin deshalb dazu lieber fein still. Eine ganze Menge fluchen aber auch darüber, dass es schwierig anzuwenden wäre. Vor ein paar Tagen habe ich gelesen, dass eine Frau sich beschwert hat, nachdem sie das Gel wie befohlen bergab geschüttelt hat und die Kappe abdreht, würde das Gel wild herausspritzen, und sie hätte keine Ahnung, ob der klägliche Rest noch als Dosis reicht. Das ist mir noch nie passiert, und ich schüttele kräftig. Was mir schon mal passiert ist, war ein winziges, zwei Milimeter langes Gelwürstchen, das nach dem Öffnen aus der Öffnung hervorlugt. In den meisten Fällen konnte ich das immer noch an Ort und Stelle bugsieren. Einmal nicht, und da - muss man erst mal drauf kommen! - habe ich, nachdem ich das Luftkissen leergedrückt hatte, mit dem man die Dosis sonst rausschiebt, noch ein bisschen auf dem Stift herumgedrückt, um noch den ein oder anderen Rest rauszuholen. Nebenwirkungen: bei mir null. Und ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, gestern habe ich mir einen Ruheraum nach der Rückübertragung mit einer Frau geteilt, die sagte, die einzige Nebenwirkung bei ihrer IVF wäre die Übelkeit vom Doxyzyklin gewesen, während die Hormone ihr alle gar nichts getan hätten.

Ansonsten stehe ich vor einem kleinen Problem. L. hat mich nach der Fehlgeburt auf Knien darum gebeten, diesmal keinen Wind zu machen, bevor wir nicht wirklich in der sicheren Zone sind. Ich kann ihn verstehen, auch wenn ich finde, SO einen Wind habe ich eigentlich nicht gemacht. Weder habe ich die Kinderzimmereinrichtung geplant, noch habe ich mit Tränen in den Augen in Geschäften kleine Strampler an mich gepresst. Außerdem sorgt ein ganzes buntes Rudel kinderloser Freundinnen dafür, dass das Thema Kinder nicht überhand nimmt. Trotzdem, ich kann ihn verstehen, und er will mir ja auch nur Kummer ersparen.

Aber.

Bei allem Bemühen, auf dem Teppich zu bleiben, und bei allem guten Vorsatz, schön den 27. und den Test abzuwarten, diesmal hab ich ein merkwürdiges Gefühl. Schon als ich gestern die Klinik verlassen habe, war was anders. Und gegen Abend fing der Radau in meinem Bauch an. Nichts war unangenehm, aber ich hatte wirklich über Nacht ein paar mal das Gefühl, ich hätte mir ein Telefon mit Vibrationsalarm in den Bauch pflanzen lassen. Ich weiß schon, dass das keine wie auch immer geartete Aktivität der Zellblümchen auslösen könnte, auch wenn das noch so dicke Zwölfzeller waren. Und wenn doch, dann habe ich jetzt schon Angst, was für einen Alarm die Biester in der Pubertät machen. Aber irgendwas war da. Vielleicht hat mein Arzt ja auch nur mit der Kanüle eins der Myome angestupst. Was weiß ich. Lasst mir den Spaß, ausnahmsweise mal esoterisch zu schwafeln. Ich hab da so ein Gefühl! Und in zehn Tagen nach dem negativen Test lachen wir dann wieder zusammen herzlich drüber, was für ein Unfug das mit diesen blöden Gefühlen ist.

1 Kommentar:

  1. Das schöne an diesem Blog ist doch, dass du hier alles rauslassen kannst, ohne dass wir dich je auf der Strasse ansprechen ;-))
    Hier darfst du hoffen, fiebern, zittern, wahnsinnig werden und wir machen liebend gern mit, weil wir das auch alle so gut kennen und wissen, wie sich eine Warteschleife anfühlt.... besser als es deine beste Freundin weiß!!
    Und dann ist es auch leichter, gegenüber der Nachbarin die Klappe zu halten und todernst in der Kneipe zu sagen: Nein, unter der Woche trinke ich grad nix...
    Daumen sind gedrückt und wir zählen den Countdown... Kryobabies sind garnicht so selten, die einzige nicht-Internet-IVF-Schwangerschaft, die ich kenne (die meisten von uns leben ja im Untergrund...), ist durch Kryo entstanden!!
    Schön schonen, auch wenn es mehr für die Psyche ist, und ein gutes Gefühl kann nur helfen!!

    liebe Grüße
    Bernstein

    AntwortenLöschen