Freitag, 2. Oktober 2009

Würmchenbücher

Jetzt kommt eine ziemlich lange Einleitung, wer sich gerade Enthaarungscreme irgendwohin geschmiert hat, Eier kocht oder eigentlich ein Soufflé hüten muss, kann den Post ja später lesen. Also, folgendes. Normalerweise liebe ich es, in Buchhandlungen rumzuwühlen. Es gab Zeiten, da habe ich jede zweite Mittagspause bei Thalia verbracht (auch aus Selbstschutz, um sie nicht beim Italiener zu verbringen) und dachte schon, die beobachten mich inzwischen und halten mich für besessen. Dabei wühle ich am liebsten in den Sachbüchern: Kochbücher, Reisebücher, Kunstbände, Ratgeber. (Belletristik steht hier genug rum. Gerade haben L. und ich wieder zehn Bände fürs Altpapier aussortiert. Die Regalböden biegen sich, und wenn ich irgendwann demnächst umziehen muss, dann fang ich an zu weinen.) Wenn mir z.B. jemand einen Wok schenkt, klatsche ich in die Hände bei dem Gedanken, dass ich demnächst eine Stunde lang bei Thalia auf der Couch sitzen und chinesische Kochbücher sichten kann. (Nicht, dass ihr hier den falschen Eindruck bekommt, manchmal kaufe ich auch was.) Ich breche in keinen Urlaub auf ohne drei Reisebücher, und wenn ich vorhabe, in Zukunft mehr Sport zu treiben, dann beginnt das Trainingslager damit, mir erst mal den Hintern noch ein bisschen breiter zu sitzen und Lauf- und Yogabücher zu scannen.

Um so erstaunlicher ist es, dass mir das mit dem Kinderwunsch-Thema bisher nicht so ging. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Impuls, den Mantelkragen hochzuklappen, meine Puck-die-Fliege-Sonnenbrille aufzusetzen, mir ein Kopftuch umzubinden und mich in der Kinderwunsch-Abteilung rumzudrücken. Bei medizinischen Zusammenhängen scheue ich immer ein bisschen zurück vor zu viel Information. Der Grund dafür ist vielleicht, dass ich meinem Arzt gerne vertraue. Das kann ich aber nur, wenn ich ihm zuerst den kleinen Vertrauensvorschuss erteile, dass er hier die Autorität ist und sagt, wo es lang geht. Zumindest so lange, bis ich mich nicht mehr gegen den Eindruck verschließen kann, hier läuft gerade etwas falsch. In medizinischen Ratgeberbüchern werden aber immer extrem unterschiedliche Meinungen vertreten. Und wenn ich dann etwas gelesen habe und mein Arzt erzählt mir etwas anderes, dann macht mich das unruhig, schlaflos und hibbelig. Und weil ich nicht unruhig, schlaflos und hibbelig sein will, lasse ich es lieber gleich. Zumindest erst mal, bis ich mir selbst eine Meinung von dem bilden konnte, was da gerade mit mir passiert.

Nun sind aber inzwischen zig Monate ins Land gegangen. Ich hab mich für den Bruchteil einer Sekunde mit den Alternativen zu IVF auseinandergesetzt, wenn dieser kurze Versuch auch katastrophal vor die Wand gefahren ist und abgebrochen werden musste, ich habe inzwischen zwei IVF-Zyklen hinter mir und habe festgestellt, dass ich das (jedenfalls bisher) ganz gut wegstecke und die Nebenwirkungen sich in Grenzen halten, und ich glaube, ich hab inzwischen nicht mehr besonders viel Angst vor diesem ganzen Unfruchtbarkeitsklops. Vielleicht ist also jetzt der perfekte Zeitpunkt, sich doch mal außerhalb der Sprechstunden in der Fruchtbarkeitsklinik intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Genauer gesagt, mit Ratgeberbüchern.

Liebe Lesehasen, vor mir steht ein Stapel mit 17 Büchern zum Thema Kinderwunsch, Unfruchtbarkeit, Schwangerschaft usw.
Er reicht mir bis knapp über die Knie, und ich habe vor, ihn mir dieses Wochenende vorzuknöpfen. Die Rahmenbedingungen sind ideal, denn draußen ist Herbst, L. ist das ganze Wochenende unterwegs, und außer einem Geburtstag am Samstag Abend hab ich nichts vor. Die nächsten Einträge werden also vermutlich im Zeichen dieser Bücher stehen. Bleibt dran und erfahrt, wie es einem geht, wenn man anfängt, seine Informations-Unschuld zu verlieren.

Und dann hab ich noch eine Bitte an euch: natürlich weiß ich, dass ich beim Lesen von Büchern nicht sehr objektiv bin. Manchmal reicht eine verhasste Formulierung, und ich bin bereit, ein 150-Seiten-Buch, in das ein echter Fachmann zwei Jahre seines Lebens gesteckt hat, einfach in die Ecke zu knallen. Manchmal schließe ich jemanden auch für eine Überschrift oder die geschmackvolle Wahl der Typographie ins Herz, und egal, wie viel Quatsch er verzapft, er landet auf der Lieblingsliste und bleibt da auch. Und dann muss man auch noch bedenken, dass ich in medizinischen Dingen sehr unbeleckt bin. Deshalb kann ich nicht so recht beurteilen, welcher der Autoren wirklich Ahnung hat, wovon er da schreibt. UND dann kommt auch noch dazu, dass ich ein bisschen voreingenommen bin zu Ungunsten von alternativer Medizin. Deshalb fände ich es toll, zu erfahren, was Ihr so gelesen habt und wie es Euch damit ergangen ist. Also raus mit der Sprache, ich will mit Kommentaren zugeballert werden!

3 Kommentare:

  1. Liebe Flora, gutes Thema ! Ich meine: wen kann man vertrauen und wer hat Ahnung vom Fach ? Nein, ich habe dazu bisher nicht ein Buch gelesen. Aber ich habe Tage, Nächte, Wochen und Monate damit verbracht, Informationen darüber zu sammeln, wer mir am besten in Sachen IVF helfen kann. Und weißt Du was ? Vielleicht hast Du das auch gemacht und vielleicht erzähle ich Dir jetzt nichts Neues, aber ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass es deutsche Ärzte in deutschen Kinderwunschkliniken jedenfalls nicht sind. Warum ? Weil sie zu unerfahren auf dem Gebiet sind. Weil sie aufgrund des Embryonenschutzgesetzes zu beschränkt in Ihren Möglichkeiten sind. Weil Ihre Forschung nicht weit genug geht. Weil Sie bisher zu wenig Babys gemacht haben. Die dürfen ja nicht mal ihre Erfolgsquoten veröffentlichen. Ich bin übrigens in genau der gleichen Situation wie Du. Gleich alt, vor paar Jahren Konisation gehabt, seit kurzem mit T. verheiratet, 2 gescheiterte Versuche, ab Anfang November gehts wieder los, mit einem neuen Versuch. Nur die Myome, die blieben mir bis jetzt erspart. Dafür bin ich eine sogenannte "low responderin", viel zu wenig Eier. Naja, jedenfalls mache ich meinen nächsten Versucht im Ausland. Das ist jedenfalls das Ergebnis meiner bisherigen Erfahrungen. Bist Du denn zufrieden mit Deiner Klinik in Hamburg ? Vielleicht überlege ich es mir noch mal :-) Liebe Grüße, Marla

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  2. Liebe Flora,
    auch ich kann kein Buch empfehlen, aber nach den zwei mißglückten Versuchen hab ich Bücher aus der Bücherei ausgeliehen (die liegen jetzt so rum, reingeschaut habe ich noch nicht). Wie hab ich mich informiert? Heftl'n vom Doc UND was eine sehr wichtige Quelle für mich war: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Warum? weil's absolut neutral ist - keine "Verkaufsmappe für eine IVF-Klinik", kein Esoterik-Geschwafel - so hab's ich empfunden. Und natürlich Internet: rauf und runter, wissenswertes und Blödsinn. Nur jetzt ist alles anders: was hab ich beim zweitenmal im Netz gesurft, Foren durchgelesen usw. mittlerweile nervt mich das nur noch. Ich hab so eine Wut, warum ist das alles so kompliziert, warum muss ich wieder alles "bearbeiten", lesen, durcharbeiten, Gedanken machen. Ich bin übrigens im Ausland in Behandlung, am Anfang (da unwissend) eigentlich deswegen, weil ich so grenznah wohne, dann weil man da wegen der IVF nicht heiraten muss und irgendwann wegen der Erfolgsquote...Liebe Grüße, Wuzal

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  3. Liebe Flora,
    mit viel kann ich nicht dienen. Ich bin in der Warteschleife meines letzten Versuchs - Eine IVF im Ausland kann ich mir leider nicht leisten, falls es also nicht geklappt hat war´s da leider für mich. Was auch bedeutet, daß ich dann wohl keine Verwendung mehr für meine entsprechende Literatur haben werde...
    Ich habe 2 wunderschöne "alternative" Bücher von Birgit Zart. "Gelassen durch die Kinderwunschzeit". Sehr schön geschrieben, Sie weiß wovon sie schreibt. Das Buch betrachtet die heilpraktische Seite, wie der Körper auf innere Blokaden reagiert undwie man diese lösen kann... Es gibt auch eine sehr schöne CD "Kinder-Wunsch-Reisen Meditationen" (Traumreisen) dazu. Außerdem habe ich von ihr noch das Buch "Fruchtbarkeitsmassagen - der sanfte Weg zur Empfängnis". Auch wenn die nicht helfen sollten, sind sie auf jeden fall sehr angenehm, man braucht nur einen Mann der auch gerne massiert ;-)
    Ach ja und das ist zwar auch kein Buch sondern noch mal eine CD, aber ich mag sie trotzdem auch sehr gern, weil sie hilft zu entspannen: schau mal unter www.repromagination.de Das sind einzelne zu den jeweiligen IVF-Zyklen passende Tiefenentspannungen, vom Beginn des Zyklus mit der Eizellreifung, bis hin zu einer passenden Sequenz wenn es geklappt hat, oder aber auch nicht... (es gibt eine Hörprobe auf der Seite)
    Liebe Warteschleifengrüße,
    oenskedroem

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