Donnerstag, 8. Oktober 2009

Beweise, wir brauchen Beweise

Es lässt mir ja doch keine Ruhe. Diese ganze wabernde Wolke, die das gesunde Leben ausmacht. Es tut mir leid, aber manchmal kommt in mir doch die Tochter eines Naturwissenschaftlers durch. Und die will Beweise, Studien mit einer dicken fetten Versuchspersonenzahl und eindeutigen Ergebnissen. Und da tut sich vieles schwer, was in dieser Wolke lebt. Ich habe auch das Gefühl, wenn es um das geht, was gesund ist, dann schreiben die Leute gerne voneinander ab und plappern nach, was sie aufgeschnappt haben. Neulich habe ich z.B. in einem der besseren Würmchenbücher gelesen: es ist ein Ammenmärchen, dass viele Paare, sobald sie sich von ihrem Kinderwunsch verabschiedet haben, plötzlich wider jede Hoffnung doch noch Kinder bekommen. Es gibt diese Fälle, ja, aber die haben auch einen derartigen Sensations- und Neuigkeitswert, dass sie über jedes Maß hinaus weitererzählt und verbreitet werden, bis es plötzlich so klingt, als würde das dauernd so passieren - ständig! Ich will gar nicht wissen, was solche Gerüchte mit Menschen machen, die sich entschlossen haben, es nun gut sein zu lassen, und die dann kein Kind mehr bekommen (vielleicht sogar in der leisen Hoffnung, auch ihnen würde so ein erwartetes unerwartetes Wunder passieren).

Oder Gemüse. Vor einer Weile las ich, dass es inzwischen zahlreiche Studien dazu gibt, wie Gemüse sich gegen das Gefressen-Werden schützt. Das tun ja viele Lebewesen in der freien Wildbahn gerne, manche rennen weg, andere beißen oder tarnen sich. Gemüse sieht da alt aus. Aber halt: es gibt eine Menge Gemüse, die roh angeblich toxische Substanzen enthalten. Und das sind nicht nur Brechbohnen, sondern auch andere Sorten, die gerne in gemischten Salaten landen und die man eigentlich nur selten essen sollte - oder nur gekocht. Ich habe das damals zum ersten Mal gehört und war erschrocken. Denn wenn das wahr ist, was ja immerhin sein kann, dann wird es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis sich auch diese Nachricht ausreichend verbreitet hat und nicht als Quatsch abgetan wird, denn wir alle wissen ja: rohes Gemüse ist gesund, je mehr davon, desto besser, und natürlich tut es auch der Fruchtbarkeit nur Gutes.

Fasten ist noch so eine Sache. Ich hab es selbst schon gemacht und mich hinterher toll gefühlt. Ich habe es auch schon gemacht und mich furchtbar gefühlt. Inzwischen habe ich gelesen, dass viele Ärzte sagen, sowas wie Schlacke gibt es gar nicht, Entschlacken ist also Quatsch.

Nun bin ich kein Arzt, und obwohl ich selten im Leben so viel Zeit hatte wie jetzt, habe ich diese Zeit doch schon wieder vollgeknallt mit tausend Erledigungen. Deshalb habe ich nicht genug Zeit, um mir all diese Studien mal anzusehen und zu lesen, geschweige denn zu verstehen. Aber ich muss sagen: die Leichtigkeit, mit der viele Dinge in diesem diffusen Wissensfeld einfach mal so hingeschrieben und behauptet werden, die macht mir manchmal Angst. Die macht mir sogar im Moment mindestens genau so viel Angst wie Spritzen und Hormone. Ich finde, man sollte es genau wissen: egal, ob es um Tomaten, Loslassen, Yoga, Entschlackung oder Koffein geht.

Versteht mich nicht falsch: Ich bin kein verbohrter Redneck, der einfach nicht einsehen will, dass er auf einiges verzichten muss, um ein Kind zu bekommen. Ich will es eben nur ein bisschen genauer wissen. (Und wenn jetzt jemand schreibt: so funktioniert nun mal Wissenschaft, der eine sagt dies, der andere das, finde dich damit ab - dann hat er vermutlich auch schon wieder Recht, Recht, Recht.)

Ich verstehe, dass es auch so etwas wie Intuition gibt, die keine Zahlen braucht. Ich verstehe, dass "sich besser fühlen" ein Wert an sich ist, egal, ob ich mich nun aus objektiv messbaren Gründen wohler fühle oder einfach nur so, weil ich denke, das Richtige zu tun. Und so kann es gut sein, dass die Weleda Birken-Entschlackungs-Kur am Ende doch noch was für mich tut, was sie auf dem Papier eigentlich gar nicht kann. Ich mache also weiter.
Aber es tut mir leid, wenn ich einigen von Euch mit dieser ewigen Leier langsam auf den Geist gehe, ich werde auch damit weitermachen, mich parallel in schönster Blog-Persönlichkeitsspaltung aufzuregen darüber, dass ich manchmal den Eindruck nicht loswerde, da tanzen gerade Gesundheit und Esoterik ein lustiges Tänzchen. (Mich aufzuregen, ist gerade meine bevorzugte Gemütshaltung. Ich bin kaum aufgestanden, ZACK, schon finde ich irgendwas, worüber ich mich aufregen kann. Und der Don hat immer noch nicht geschrieben, aber inzwischen weiß ich wenigstens aus sicherer Quelle, wieso, und es hat nichts mit mir zu tun.)

Seid nicht zu streng mit mir:
Auch Atheisten zünden ab und zu im Urlaub eine Kerze in der Kirche an.

8 Kommentare:

  1. Liebe Fffffff,
    noch ein kleines sachliches Argument zu Studien. Ich bin auch ein großer Freund von selbigen. Aber: Schaut man sich in der Landschaft zu Präparate und Wirksamkeit um, muss man dann noch Daten erwischen, die z.B. nicht gesponsert sind.Ein Problem von Studien mit Heilkräutern ist: 1. Die Hersteller haben oft nicht die Kohle für fette Studien, man müßte sie eigentlich doppelblind-randomisiert-placebo- kontrolliert machen (Mitleser: Bitte in WIKI nachschauen, Erklärung wäre zu lang) und das erschwert die Durchführung ungemein. Und: Wohlbefinden zu messen - also wirklich als Wert: No way. Es gibt zu Kräutern durchaus Studien (Frau Prof. G.z.B. hat ne Menge dazu gemacht). Aber die müßte man eigentlich nicht nur mit Placebo, sondern auch mit Chemie vergleichen, um Entscheidungen treffen zu können. Schwierige Kiste!!! Dazu gäbs noch mehr anzumerken. Aber ich muß arbeiten....
    Liebe Grüße,
    Ssssssssssssss

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  2. Hallo Flora,

    jetzt muss ich doch auch mal einen Kommentar hier hinterlassen, wo ich schon so begeistert deinen blog lese und alle paar Stunden nach Neuigkeiten giere ;-))
    Mit diesen ganzen Studien hast du einfach nur recht, man weiß nie, wer sie gefälscht hat, und sie widersprechn sich eh ständig. Mein Lieblingsbeispiel ist ja Kaffee: mal ist er total ungesund, und mehr als eine Tasse täglich sei des Teufels, dann wirkt er in Maßen plötzlich krebsverhindernd und man soll 2-3 Tassen täglich trinken, dann wieder wirkt er zwar gegen nichts, sit aber auch nicht gefährlich und so 5-6 Tassen am Tag dürfens sein. grrrr!
    Ich sehs ja einfach so: gesundes Essen mit viel Gemüse schadet sicher nicht. Aber wenn ich da keinen Bock drauf habe und mir rohe Möhren runter quäle und dabei ständig an Rüblitorte denke, gehts mir schlecht, und das ist noch schlimmer als ein bisschen ungesundes Essen.
    Viel Erfolg weiterhin bei deiner Würmchenbüchermission!
    gruß, fieselchen

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  3. fieselchen! rüblitorte alias gelberübenkuchen ist mein lieblingsgeburtstagskuchen seit ich fünf bin. also bitte keine verunglimpfungen hier an dieser stelle.

    oder sollte der kuchen wohl schuld daran sein, dass ich noch nicht schwanger bin? hmm. wir brauchen hierfür wohl eine studie. melde mich freiwillig in die verum-gruppe. ;-)))))
    Ssssssssssssss

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  4. Ssssssss, ich meinte das positiv - ich würde doch auch viel lieber Rüblitorte essen statt wie ein Kaninchen Möhren zu kanbbern! Aber die rohen Möhren sind halt angeblich gesünder, und was tut man nicht alles, wenn man mal wieder versucht schwanger zu werden....
    fieselchen

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  5. fieselchen, da bin ich froh, dann sind wir in der verum-studien-gruppe ja schon zwei...!mit oder ohne marzipanmöhrchen? ich ohne.
    sssssssss

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  6. definitiv ohne marzipanmöhrchen.
    marzipan ist pfuibäh für mich!
    fieselchen

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  7. Die Möhrchen würde ich dann nehmen.
    Ihr habt Sorgen! Tststs.

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  8. Kriegste! Bei mir gabs damals nur Zuckergußmöhrchen und die sind wirklich nicht fein. Ssss

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