Sonntag, 6. September 2009

Wie Fußpflege die Schwangerschaftsvorfreude steigert

Ich kann melden, inzwischen angezogen zu sein, gefrühstückt und Kichererbsensuppe gegessen zu haben, und sogar die Füße habe ich mir gemacht, wobei nach zehn Tagen endlosem Gelatsche durch idyllische Gässchen wieder Assoziationen an die Werkbank meines Vaters damals im Heizungskeller hochkamen, als ich so mit der Hornhautfeile ans Werk ging. Das mit den Füßen war Teil des Sturmfreie-Bude-Programms, mit dem ich mir gerne solche L.freien Wochenenden versüße. Unter anderem besteht das Programm aus solchen Dingen wie:

- beim Telefonieren ständig durch die Gegend zu laufen, was L. sonst wahnsinnig macht, weil er sich immer gerade einen ungestörten Platz gesucht hat und dann komme ich und schreie wie besengt in unser strahlungsreduziertes Telefon (in das man schreien muss, so ist das, man hat nur die Wahl zwischen bösen bösen Strahlen und bösem bösem Nervenzusammenbruch)

- alle zehn Lieblingskochbücher mit ins Bett zu nehmen und mir auszumalen, was ich in den nächsten zehn Tagen kochen will (macht L. zwar nicht wahnsinnig, aber unruhig, weil er doch seit Monaten versucht, weniger zu essen)

- den ganzen, langen, endlos langen Tag im Schlafanzug zu verschlumpfen und nur Abends, bevor L. nach Hause kommt, schnell einen anderen anzuziehen, um die Illusion zu erzeugen, ich hätte zwischendurch etwas richtiges angehabt und nur jetzt eben gerade schon wieder ausgezogen

- Sachen direkt aus dem Kühlschrank essen

- In jedem Raum der Wohnung Licht brennen lassen und außerdem gleichzeitig die Anlage, die wii, den Fernseher und den Computer laufen lassen (und kommt mir nicht mit Stromverschwendung, ich bin die, die eigentlich immer zu Fuß geht oder Fahrrad fährt)

- doch noch mal ganz heimlich die Babybücher rausholen (auch wenn ich das im Moment noch lieber lasse, aber das wird wieder passieren, ich weiß es genau)

- wenn ich mich im Bett zu sumpfig fühle, das ganze Bettzeug ins Wohnzimmer schleppen und hirnlose Fernsehsendungen glotzen oder DVDs, die ich schon achtmal gesehen habe

So weit der Plan. Und als ich gestern Morgen, nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, anfing, mir das Wochenende genüsslich auszumalen, habe ich einen großen Teil dieser Sachen auf heute geschoben. Aber jetzt kommts: heute ist er gar nicht unterwegs! Ich hatte alles falsch verstanden! Blieb also nur, entweder noch eine Weile mit den italienischen Globetrotter-Füßen rumzulaufen, oder sie trotzdem zu machen, und zwar an dem Punkt der Wohnung, der am weitesten von L. entfernt ist. (Der Balkon. Hat funktioniert. Er hat mich da erst entdeckt, als das Gröbste schon vorbei war und ich gerade bei der zweiten Schicht Nagellack war.)

Z.B. bei Bloggerin dooce kann man nachlesen, was passiert, wenn man kleine Kinder hat. Es kann passieren, dass man drei Tage lang nicht duschen kann und sich nur schnell die vorderen Haare wäscht, bevor man Besuch bekommt, damit wenigstens die vorderen Haare frisch gewaschen sind. Zu den mittleren und hinteren Haaren kommt man nicht. Ich kann und will mir gar nicht vorstellen, wie sich das anfühlt, seit drei Tagen nicht geduscht zu haben und wie groß der Stress genau sein muss, damit man es nicht schafft, seinen kompletten Kopf zu waschen, sondern nur drei Strähnen. (Der Zeitunterschied kann doch höchstens 30 Sekunden betragen? Nein?).
Aber eines Tages werde ich es mir vorstellen können. Denn ich habe ja beschlossen, dass das bei uns irgendwann klappt mit den Kindern. Und da sollte ich L. vielleicht heute schon langsam dran gewöhnen, dass auch wir Frauen nicht von alleine hornhautfrei, schweißfrei, an den richtigen Stellen haarfrei und ohrenschmalzfrei durchs Leben gehen, damit nachher der Schock nicht zu groß wird.
Insofern kann ich sagen, was den Aufbruch in das neue Abenteuer namens Dritter Versuch betrifft, kann ich nach der neuen Folsäure einen weiteren Punkt abhaken.

In L.s Gegenwart (jedenfalls theoretisch, er hätte jederzeit dazukommen können) eine nicht sehr hübsche und sogar unappetitliche Körperpflegeprozedur durchgeführt und ihm so einen Einblick in die Welt weiblicher Instandhaltung gegeben, die eigentlich Jungs für immer verschlossen bleiben sollte: Haken dran.

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