Samstag, 23. Mai 2009

Erst kein richtiger Hai, und jetzt auch noch kein richtiger Kater

So wenig war noch nie los an einem Tag in New York: gestern habe ich tatsächlich nicht mehr geschafft, als zu frühstücken, eine Stunde bei Barnes&Noble die Kochbücher zu streicheln, mir bei Saks einen Lippenstift zu kaufen (der sowieso demnächst fällig wäre, also keine Verschwendung, sondern vernünftige Vorratshaltung... genau. Glaubt mir kein Wort. Ich wollte nur unbedingt einmal schnicksig da durchlaufen und dachte, eine hauseigene Tüte am Arm würde mich dabei etwas seriöser aussehen lassen. Hat aber funktioniert, ich hab mich tatsächlich als vollwertige Kundin in einem Laden gefühlt, in dem für mich vermutlich sogar die Socken zu teuer wären.)
Und dann war es auch schon Zeit für das Treffen mit L.s Freundin. Und es zeigte sich: aus alter Gewohnheit ist meine Phantasie mit durchgegangen, die Freundin arbeitet zwar in der Wall Street, ist aber alles andere als ein Berufshaifisch, sondern nur eben da angestellt. Und irgendwie kam es dazu (und ihr müsst mir glauben, diesmal war ich nicht die treibende Kraft!), dass wir zu dritt erst eine Flasche Wein getrunken haben, dann noch eine und dann noch eine. Und ich war schon nach der ersten nicht mehr ganz bei mir, tagsüber Alkohol kann ich nicht so. Trotzdem standen wie durch Zauberhand immer wieder neue appetitlich beschlagene Gläser vor uns, und das Ende vom Lied war, dass ich wieder mal sehr, sehr sentimental wurde, die ganze in vitro-Geschichte mit ihr diskutiert habe und ihr vermutlich eine ziemliche Frikadelle ans Ohr geredet habe. Was sie aber ganz zauberhaft und freundlich aufgenommen hat. Hähämm. Und dann waren wir zu nichts anderem mehr imstande, als ins Hotel zu schwanken und einzuschlafen. Ich hab mich noch nicht mal mehr abgeschminkt, und das schaffe ich sonst immer. Immer! Um elf sind wir wieder aufgewacht, L. hat sich geopfert und uns an der Ecke noch etwas zu essen geholt (das hier ist zum Glück nicht nur die Stadt, die niemals schläft, sondern auch die Stadt, die immer kocht), das haben wir dann im Halbschlaf in uns reingestopft, und dann war dieser Tag auch schon zu Ende. Phiu. Angesichts dessen, dass wir den Wein sehr fair unter uns aufgeteilt haben, mache ich mir ein bisschen Sorgen, wie die Freundin den restlichen Tag überstanden hat. Die hatte nämlich noch eine einstündige Fahrt mit der Fähre nach New Jersey vor sich, wo sie von ihren beiden sicherlich extrem munteren und lebhaften Kindern erwartet wurde. Sind die beiden schon an der Haustür auf und ab gehüpft? Haben sie dabei laut "Mami, Mami" gerufen? Wollten sie, dass sie sofort mit ihnen ins Kinderzimmer kommt und mit ihnen ein lautes und extrem schnelles Computerspiel spielt? Oder wollten sie lieber, dass sie sich sofort in die Küche stellt und ihnen ihr Lieblingsessen kocht? Ach, Kinderlosigkeit hat manchmal schon auch Vorteile. Nach Hause kommen, um fünf schlafen gehen und sich mit nichts anderem herumschlagen als der eigenen Ausnüchterung und der Sorge, gerade etwas Spannendes zu verpassen.

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